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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Amsel, Lerche, Fink und Elster

Von HAUKE HOFFMEISTER 13.05.2011, 18:29

DESSAU/MZ. - Ein Amsel-Pärchen streitet sich im Apfelbaum. Von der Lärche herab meckert eine Meise einen schwarzen Kater an, der durch das Gras schleicht. Eine Ringeltaube kreist ihre Runden in der Luft und balzt dabei mit ihrem Flügelschlag. Eine Stockente schnattert beim Abflug. Sie brütet in einem kleinen Teich unweit von Ralf Kreisels Garten. Rundum zwitschert es am Freitagmorgen beträchtlich. Dabei ist die morgendliche "Hochzeit" längst vorbei.

Es ist kurz nach sieben, da sitzt Ralf Kreisel auf der Gartenbank hinter seinem Haus in Meinsdorf. Das Fernglas liegt vor ihm auf dem Tisch, ebenso ein blaues Buch, in dem 600 Vögel abgebildet sind.

Auf einer Liste notiert der 59-Jährige die Vogelart und wie häufig sie in seinem Garten vorkommt. "Eigentlich ist es zum Zählen schon zu spät", sagt Kreisel. Kurz nach Sonnenaufgang wäre dafür die beste Zeit. "Dann singen die Vögel intensiv." Beinahe alle Vogelstimmen könne er zuordnen.

Während er spricht, suchen seine Augen den Himmel ab. "Da vorne fliegt eine Elster", sagt er und zeigt hinter den Apfelbaum, um gleich darauf in seine Liste das Wort Elster einzutragen, dann Heidelerche. Denn jetzt hat schon wieder die Heidelerche gesungen.

Der 59-Jährige Kreisel, der in einem Krankenhaus im Schichtbetrieb als Wachmann arbeitet, ist Vogelfreund und engagiert sich auch im Ornithologischen Verein Dessau. So nimmt er im Winter an der europaweiten Wasservogelzählung teil. 1982 hat er sogar ein ganzes Jahr auf Hiddensee gearbeitet und dort die Vögel registriert. Hier in der Region hält er seit Jahren einmal im Monat auf einer bestimmten Route an der Elbe fest, welche Vögel er dort antrifft. Gestern nun folgte er dem bundesweiten Aufruf des Naturschutzbundes (Nabu) zur alljährlichen Zählung der Gartenvögel.

Unter dem Motto "Stunde der Gartenvögel" ruft der Naturschutzbund von Freitag bis Sonntag bundesweit zur Mitmachaktion auf, bei der alle Menschen heimischen Gartenvögel zählen sollen. Mitmachen kann im Grunde jeder im eigenen Garten, auf dem Balkon oder im Park. Eine Stunde lang sollen die Vogelfreunde zählen, welcher Piepmatz wie oft durch die Luft fliegt. Damit hofft der Nabu, aussagekräftige Daten über den Zustand der Umwelt, den Klimawandel und die Entwicklung der Artenvielfalt zu bekommen.

Die Beobachtungen werden in einem Meldebogen eingetragen, den sich Vogelfreunde im Internet auf der Website des Naturschutzbundes heruntergeladen können. Für denjenigen, der sich etwas unsicher ist, sind auf dem Meldebogen die zwölf häufigsten Gartenvögel abgebildet. Dem Aufruf folgen viele Menschen. Allein im Land Sachsen-Anhalt zählten im Jahr zuvor etwa 800 Menschen in 540 Gärten mehr als 21 000 Vögel, heißt es vom Nabu. Einer der 800 Menschen war Ralf Kreisel.

Kreisel notiert unterdessen weiter auf seinem Papier: Kuckuck, Ringeltaube, Amsel, Haussperling, Grünfink, Roter Milan, Elster, Klappergrasmücke. Aufgefallen ist ihm dabei: "In diesem Jahr habe ich wenig Rauchschwalben gesehen." Schwalben, beginnt er zu erklären, brüten an und in Häusern. Viele finden keinen Brutplatz mehr - und wenn sie einen am Haus finden, werden sie von den Menschen vertrieben. Aber auch die Haubenlerche verschwinde signifikant, ebenso werde auch die Türkentaube weniger, hat der Ornithologe Kreisel beobachtet. Nach einer Stunde zieht Kreisel den Schlussstrich unter seien Notizen und addiert zusammen: "Gezählt habe ich zwischen 7.15 und 8.15 Uhr 23 verschiedenen Vogelarten in meinem Garten." 32 Vögel waren das.