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Beatclub in Dessau Beatclub in Dessau: Liebe zur Musik seit 15 Jahren

Von Oliver Schröter 30.11.2016, 14:00
Der Beatclub hatte im vergangenen Jahr eine große Umbau- und Entrümpelungsaktion.
Der Beatclub hatte im vergangenen Jahr eine große Umbau- und Entrümpelungsaktion. privat

Dessau-Roßlau - Alles begann mit einem riesigen alten Lagerschuppen in den Weiten der Industriebrache des ehemaligen Gasviertels im Dessauer Norden.

An den Umzug des Umweltbundesamtes in die große Kleinstadt an der Mulde konnte man - obwohl gesetzlich verankert - noch nicht so recht glauben, der Ausbau des Com@Com-Centers, heutiger Sitz des Call-Center-Riesen Sitel, befand sich noch in der Planungsphase, der Wörlitzer Bahnhof war romantisch, aber eine Ruine.

Damals, vor gut 15 Jahren, krempelten die Mitstreiter des Fördervereins Junger Musiker täglich die Ärmel hoch und rumpelten mit einem alten Lieferwagen über die Kopfsteinpflasterstraße, die heute die Roßlauer Allee ist, um den Traum vom eigenen Subkulturklub wahr zu machen: Die Geburtsstunde des Beatclubs.

Junge Musikkultur ohne quer durch die Republik fahren zu müssen

Heute ist der Beatclub viel mehr als ein Ort, nämlich eine Idee und ein Anspruch, der die jüngere kulturelle Geschichte und Gegenwart der Region wie ein Netz durchzieht.

„Soweit haben wir damals natürlich nicht gedacht“, sagt Jörg Folta, Vorstandsmitglied des Vereins und einer der Beatclub-Macher der ersten Stunde. „Wir wollten einen Klub auf die Beine stellen, in dem die Musik gespielt wird, die uns gefällt, für die wir sonst aber quer durch die Republik fahren mussten.“ Und der Plan ging auf. Ska und Punk waren die Sounds der Stunde, Soul und Sixties Musik zogen die jungen Leute aus der Region in den alten Lagerschuppen.

Doch von engen Szenegrenzen ließen sich die Mitglieder des gemeinnützigen Vereins bei der Gestaltung des Programms von Beginn an nicht knebeln.

Eigenes Ska-Festival auf der Wasserburg

So rockten nicht nur Jennifer Rostock, Polarkreis 18, Agnostic Front, Antiflag oder auch Deichkind den kleinen Klub, mit der Titanic Boygroup samt Martin Sonneborn, mit Max Goldt, Wiglaf Droste oder Rocko Schamoni kamen auch durchaus prominente Satiriker und Literaten regelmäßig in die Stadt.

Die Konzentration des Beatclubs auf die inhaltliche Qualität brachte so auch die Aufmerksamkeit etablierter Kultureinrichtungen und -institutionen.

„Neben dem reinen Klubprogramm hatten wir ja mit dem This is Ska schon ein bedeutendes Festival auf der Wasserburg etabliert, stellten dort regelmäßig das Mittelalterspektakel auf die Beine, boten regionalen Bands mit dem Dessau Allstars eine eigene Festivalbühne und noch einiges mehr, da kam man wohl irgendwann nicht mehr an uns vorbei“, lacht Folta.

Beatclub ist offizieller Partner beim Kurt-Weill-Fest

Inzwischen ist der Beatclub fester Partner des Kurt-Weill-Festes, kooperiert eng mit der Stadtsparkasse Dessau, hat das Programm der Dessau Open im Jahr 2015 und das des Farbfestes mit entwickelt und trägt so zu einer kulturellen Belebung der Stadt bei.

Neben vielen anderen Veranstaltungen, gehen die Shows von Stereo Total, Coco Schumann, Nina Hagen und Dieter Meier (Yellow) auf die Rechnung der Beatclub-Kulturmacher.

Welche Bedeutung der Klub für viele seiner Gäste und die Stadt selbst hat, zeigte sich auch 2015, als den Vereinsmitgliedern schmerzhaft bewusst wurde, dass im Zuge des allgemeinen Bevölkerungsrückgangs auch viele der so wichtigen ehrenamtlichen Helfer der Stadt den Rücken gekehrt hatten und angesichts der gestiegenen Personalkosten eine Schließung erwogen wurde.

Innerhalb kürzester Zeit brachten Privatpersonen, Unternehmen und Institutionen im Rahmen einer von der Kurt-Weill-Gesellschaft und den Wirtschaftsjunioren initiierten Spendenaktion 10.000 Euro auf, 15.000 Euro gab die Stadt dazu. Der Weiterbetrieb des Beatclubs war gesichert.

Destruction Derby ist das jüngste Festival-Projekt neben dem regulären Klubprogramm

Und so steht noch in diesem Jahr, am 2. Dezember Phillip Boa auf der Bühne des alten Lagerschuppens in der Roßlauer Allee, holt der Verein am 2. März Ulrich Tukur im Rahmen des 25. Kurt-Weill-Festes ins Große Haus des Anhaltischen Theaters, nimmt das Destruction Derby als jüngstes Festival-Kind gerade so richtig Fahrt auf - all das neben dem regulären Klubprogramm.

15 Jahre nach der ersten Veranstaltung ist der Beatclub auch außerhalb seiner rustikalen Wände im inzwischen revitalisierten Gasviertel eine feste Größe in der anhaltischen Kulturlandschaft. 2017 will man auch mit neuen Konzepten und Veranstaltungen ein Ausrufezeichen hinter diese Entwicklung setzen. Man darf also gespannt sein, welche Triebe die Idee aus dem Jahr 2001 in Zukunft noch hervorbringt. (mz)

Philip Boa spielt am Freitag, 2. Dezember, im Beatclub in Dessau.
Philip Boa spielt am Freitag, 2. Dezember, im Beatclub in Dessau.
Ole Bredenfoerder