1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Bauhaus Dessau: Bauhaus Dessau: Personaldebatte sorgt für Unmut

Bauhaus Dessau Bauhaus Dessau: Personaldebatte sorgt für Unmut

Von Steffen Brachert und Carla Hanus 18.10.2013, 18:25

Dessau-Rosslau/MZ - Im Ratssaal wirkte die Frage am Donnerstag noch seltsam kryptisch. Im Februar 2014 laufe die Amtszeit von Bauhaus-Direktor Philipp Oswalt aus. Ob denn die Stadt eine neuerliche Bewerbung unterstütze? Ralf Schönemann, Fraktionschef der Linken, hatte die Frage gestellt. Ganz bewusst. Vergeblich.

Empörung über Twitter

Wie aktuell das Thema ist, wurde ein paar Stunden später deutlich. „Bauhaus will Direktorenstelle ausschreiben“ war eine Meldung der MZ überschrieben, die im Land und in der Stadt für heftige Aufregung sorgt. „Wer unbequem ist, muss gehen. Das ist gute Landessitte“, twitterte André Bücker, Generalintendant des Anhaltischen Theaters. „Nun soll auch Bauhausdirektor Oswalt seinen Posten in Sachsen-Anhalt verlieren - Einstellungsvoraussetzung: Untertanengeist statt Engagement“, presste Linke-Fraktionschef Wulf Gallert sein Unverständnis in einen 140-Zeichen-Tweet. „Ich finde das unerklärlich“, war Cornelia Lüddemann „äußerst überrascht und konsterniert“. Die bündnisgrüne Landtagsabgeordnete will das Thema Oswalt im Kulturausschuss des Landes auf die Tagesordnung setzen. „Wir verlangen Aufklärung über die Hintergründe.“

Die Hintergründe blieben auch am Tag danach rätselhaft, weil sich die direkt Beteiligten und Verantwortlichen in Schweigen hüllen. Fest steht bislang nur, dass sich der Stiftungsrat, in dem Land, Bund und Stadt sitzen, in einem schriftlichen Umlaufverfahren „klar“ für eine Neuausschreibung der Bauhaus-Direktoren-Stelle ausgesprochen hat. Eine unübliche Entscheidung: Noch nie wurde in Sachsen-Anhalt einem Stiftungsdirektor eine zweite Amtszeit verwehrt. Unklar blieb vor allem, was „klar“ heißt. Klar ist nicht einstimmig. Wie hat also die Stadt gestimmt? Oberbürgermeister Klemens Koschig wollte sich vor der Stiftungsratssitzung Ende November nicht äußern.

„Solche Leute holt man, damit sie unbequem sind"

Ob der Stadtrat bis dahin wartet, scheint im Moment unwahrscheinlich. Am 11. November ist die nächste Sitzung - zwei Wochen vor dem Stiftungsrat. „Es gibt die Möglichkeit, dass der Stadtrat dort ein Bekenntnis zu Philipp Oswalt gibt“, sagte Schönemann, der einer der entschiedensten Befürworter der „Bauhausstadt Dessau“ ist und eng mit Oswalt zusammengearbeitet hat. „Ich messe ihn daran, was er am Bauhaus bewegt hat: Das ist viel. Ich werde alles dafür tun, mit Leuten der Vernunft diesen Aufbruch zu verteidigen.“

Schönemann steht damit nicht allein. „Man wechselt nicht das Pferd im laufenden Galopp“, kritisierte Thomas Markworth, Präsident der Kurt-Weill-Gesellschaft. Oswalt habe in seiner Amtszeit die Chance genutzt, „alles nach vorn zu bringen, was zuvor 15 Jahre liegen gelassen wurde“. Theater-Intendant Bücker zeigte sich „einigermaßen schockiert, wie in diesem Land mit einem Mann umgegangen wird, der sich so engagiert hat“, und das, ohne Gründe zu nennen. Oswalt zum Vorwurf zu machen, unbequem zu sein, sei ein Unding. „Solche Leute holt man doch, damit sie unbequem sind, damit sie quer- und anders denken.“

Die Art und Weise, wie die Landesregierung vorgeht, befremdet viele. „Dass die Entscheidung in einem Umlaufverfahren und damit ohne Diskussion und ernsthafte Auseinandersetzung getroffen wurde, ist völlig inakzeptabel und wird der Leistung Philipp Oswalts nicht gerecht“, kritisiert Ralf-Peter Weber, Chef der Fraktion Bürgerliste/Grüne. Das sei eine nicht hinnehmbare öffentliche und rufschädigende Missbilligung der bisherigen Arbeit des Amtsinhabers - „anscheinend gedeckt von der Dessauer Verwaltungsspitze“. „Ich fühle mich entmündigt“, erklärte Gabriele Tietz, Vorsitzende des Dessau-Roßlauer Kulturausschusses.

Zeitverlust befürchtet

Kritik kommt auch von der CDU. Eine solche Personalentscheidung bedeute Zeitverlust, Stillstand und Richtungsänderung. „Das können wir auf dem Weg zum 100. Bauhaus-Geburtstag 2019 nicht gebrauchen“, sagte CDU-Fraktionschef Hans-Joachim Mau. Philipp Oswalt habe da ganz klar Bewegung reingebracht. „Ich würde es schade finden, wenn er nicht weitermachen darf.“ Ob die CDU eine Vorlage pro Oswalt befürworte? „Ich denke, die Fraktion ist da dabei.“