Vogelschutz in Dessau Autohaus wird mit tausenden Punkten beklebt - Vögel sollen nicht gegen die Scheiben fliegen
Die großen Glasfronten des Autohauses Feser und Heise werden derzeit mit Punkten beklebt, damit keine Tiere dagegen fliegen. Naturschützer wünschen sich noch mehr Schutz.

Dessau/MZ. - Ein lauter Knall, dann Stille und beim Blick aus dem Fenster ein trauriger Anblick: Ein toter Vogel liegt auf den Steinen, unterhalb der Glasscheibe. Schon wieder. Schätzungen des Naturschutzbundes (Nabu) zufolge sterben deutschlandweit jährlich mehr als 100 Millionen Vögel, weil sie gegen Fenster, Glasfronten Wartestellenhäuschen oder andere durchsichtige, beziehungsweise spiegelnde Gegenstände fliegen.
Tausende kleiner schwarzer Punkte
Damit das in Dessau-Roßlau seltener vorkommt, achtet die Naturschutzbehörde bei Neubauten mit großen Glasflächen darauf, dass Folien angebracht werden, die den Vögeln deutlich machen, dass es sich um eine Barriere handelt. Wie das abläuft, können Passanten auf der Heidestraße in Höhe des Autohauses Feser-Heise derzeit beobachten. Dort werden tausende kleine, schwarze Punkte in Handarbeit auf die Scheiben des kürzlich eröffneten Cupra-Autohauses geklebt.
Den Auftrag dazu hat die Nachbarin des Autohauses, Ruth Schulze von der Firma „Alpha Werbegestaltung“, bekommen. „Wir bekleben über 300 Quadratmeter der unteren Scheiben. Die oberen wurden bereits beim Glaser mit Streifen versehen“, sagt die Geschäftsführerin.
Die Punkte sind einen Zentimeter im Durchmesser groß und haben einen Abstand von zehn Zentimetern. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge reicht das aus, um die Vögel zu warnen. Die Arbeit indes ist immens. Die Trägerfolie muss blasenfrei von einer Leiter aus an den zuvor gereinigten Scheiben angebracht und abgezogen werden. Mehrere Tage und gutes Wetter brauchen Schulzes Angestellte dafür.
Autohaus ist für Umweltschutz
Autohaus-Geschäftsführer Björn Emmerich unterstützt die Aktion dennoch. „Mit den Punkten auf der Scheibe können wir gut leben. Uns ist wichtig, dass keine Vögel zu Tode kommen und sind dem Umweltschutz offen gegenüber“, sagt er. Einen ersten Entwurf, den die Stadt vorgeschlagen hatte, lehnte er allerdings ab. Zunächst sollte er so viele kleine Punkte an die Fenster kleben, dass der Blick nach draußen deutlich eingeschränkt gewesen wäre und die Optik gelitten hätte. Mit den weiter auseinadergerückten Punkten kann er dagegen besser leben.

Die Auflage zur Beklebung sei wohl auch gekommen, weil das Autohaus in den vergangenen Monaten in der Öffentlichkeit stand, schätzt Emmerich. „Wir standen stark im Fokus, es gab wohl auch Hinweise aus der Nachbarschaft,“ Bei der Bauabnahme habe es dann den Hinweis gegeben.
Unter Vogelschützern in Dessau-Roßlau freut man sich generell über jede Scheibe, die beklebt wird. Thomas Hofmann vom Ornithologischen Verein Dessau kennt die große Gefahr, die Glas für Vögel birgt. „Am gefährlichsten ist es, wenn Vögel denken, sie könnten hindurchfliegen, aber auch wenn das Glas spiegelt“, erklärt er. Dann würden die Tiere etwa Bäume in der Spiegelung als Lebensraum wahrnehmen und ungebremst gegen die Scheibe fliegen. „Oft sind sie dann so stark verletzt, dass sie sofort tot sind oder man ihnen nicht mehr helfen kann“, sagt er. Dabei mache es auch einen Unterschied, ob ein Vogel mit hoher Geschwindigkeit gegen ein frei stehendes Glasgebäude fliege, oder im Garten nur leicht gegen eine Fensterscheibe stoße. Nicht nur aus ästhetischen Grünen lehnt Hoffmann die Glasarchitektur deshalb ab.
Wer die Scheiben seines Hauses oder seiner Wohnung vogelsicher machen will, findet auf der Seite des Nabu Tipps. Generell gilt, dass Muster, etwa Streifen, besser wirken als einzelne Aufkleber, etwa Vogelsilhouetten, die im Verdacht stehen, wirkungslos zu sein.