Klärwerk öffnet seine Türen Wie das Wasser aus Raguhn-Priorau zurück in den Fluss gelangt
Die Anlage in Priorau feiert ihr dreißigjähriges Bestehen. Fachleute erklären den kompletten Weg des Abwassers und beantworten Fragen von Schulklassen und anderen Besuchern.

Priorau/MZ. - Die Kläranlage Raguhn in Priorau hat ihr dreißigjähriges Bestehen gefeiert. Zum Tag der offenen Tür öffnete der Abwasserzweckverband Raguhn-Zörbig die Anlage am Hohe-Morgen-Weg am Dienstag für rund 100 Besucher. Neben Bürgern und Familien nutzte die Grundschule Raguhn mit den Klassen 4a und 4b die Chance, sich ein Bild von der Arbeit im Hintergrund zu machen. Begleitet wurden die Kinder von Schulleiter Olaf Költzsch, Lehrerin Ines Jost und CDU-Stadtrat Eberhard Berger, der den Kontakt hergestellt hatte. „Es war ein Wandertag mit Lernerfolg“, brachte Berger den Ausflug auf den Punkt.
Blicke ins Klärbecken
Verbandsgeschäftsführerin Heike Schindler führte die Gruppen durch die einzelnen Stationen. „Unsere Arbeit läuft rund um die Uhr, sieben Tage die Woche“, erklärte sie. Nur so könne garantiert werden, dass das Abwasser zuverlässig gereinigt und anschließend wieder in die Mulde eingeleitet werde. Unterstützt wurde sie von Steffen Hesse, dem jungen Mitarbeiter Paul Reinicke, der nach seiner Ausbildung übernommen wurde, sowie von den Zörbiger Kolleginnen Jana Rappl, Yvonne Berr und Jana Huhnholz. Markus Jäckel vom Trinkwasserzweckverband Zörbig half ebenfalls mit. Die Besucher erfuhren den Ablauf Schritt für Schritt. Zunächst durchläuft das Abwasser die mechanische Stufe mit Rechen und Sandfang. Im biologischen Teil folgt das Belebungsverfahren mit Nitrifikation und Denitrifikation, bei dem Mikroorganismen organische Stoffe und Stickstoffverbindungen abbauen. Eine chemische Stufe dient der Phosphatfällung. Am Ende steht die Nachklärung, ergänzt durch eine aerobe Schlammstabilisierung.

„Das klingt einfach, ist aber ein hochkomplexer Prozess, der ständiger Kontrolle bedarf“, erläuterte Schindler. Die Eckdaten verdeutlichen die Dimension: Die Anlage wurde 1995 in Betrieb genommen, ist auf 12.500 Einwohner ausgelegt und reinigt pro Jahr rund 370.000 Kubikmeter Abwasser. Zum Einzugsgebiet gehören Raguhn, Altjeßnitz, Retzau, Schierau und Salzfurtkapelle. Insgesamt werden rund 6.300 Kunden betreut. Der anfallende Klärschlamm wird entwässert und in einer Kompostieranlage weiterverarbeitet, bevor er in der Landwirtschaft genutzt wird.
Am Rand des Belebungsbeckens waren die Reaktionen der Kinder beeindruckend. „Ich wusste vorher gar nicht so richtig, was ich mir hier darunter vorstellen sollte“, meinte Frieda aus der 4a. Mitschüler Alfred war erstaunt: „Ich wusste nicht, dass wirklich alles aus der Toilette hier ankommt und am Ende wieder in den Fluss geht.“ Schulleiter Költzsch beobachtete: „Die Kinder haben viele Fragen gestellt und waren interessiert.“ Ines Jost ergänzte: „Solche Eindrücke bleiben länger im Gedächtnis als jede Tafelzeichnung.“
Kinderfragen im Fokus
Auch viele Erwachsene nutzten die Gelegenheit, um sich zu informieren. Bürgermeister Hannes Loth (AfD) ließ sich von den Fachkräften die Abläufe erklären. Andere Besucher stellten Fragen zu Investitionen, Energieeinsatz und künftigen Anforderungen. „Wir müssen heute schon an morgen denken, damit unsere Anlage leistungsfähig bleibt“, betonte Schindler. Zum Abschluss stand ein Quiz auf dem Programm, das die Schüler mit Eifer lösten. Danach gab es Bratwürste und Getränke, deren Erlös einem gemeinnützigen Zweck zugute kommt.