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Autobahn 9 bei Dessau Autobahn 9 bei Dessau: Notdeich schützt vor Hochwasser

Von Alexander Baumbach 04.06.2013, 13:38
Stau auf der Autobahn
Stau auf der Autobahn dpa/symbol Lizenz

Dessau-rosslau/MZ - Nichts geht mehr auf der Autobahn A9 in Richtung Norden. Steffen Ceglarek ist das egal. Er konzentriert sich auf die beiden gesperrten Spuren. Der Feuerwehrmann weist Lkw-Fahrer ein, die Geröll in eine von zwei Unterführungen kippen. Es ist kurz nach 18 Uhr. Kameraden schneiden die Leitplanke weg, das Brückengeländer soll auch weichen. Verbogen ist es eh schon. Einer der Kipperfahrer hat nicht genau gezielt.

Die Kippfahrzeuge brauchen eine geraume Zeit vom Sandsackverladeplatz auf der Alten Landebahn am Flugplatz. Trotz Polizei-Eskorte müssen sie sich mühsam auf die Autobahn einschlängeln. Wenn sie ankommen, wird der Abschnitt wieder voll gesperrt.

„Die beiden Löcher müssen wir dicht bekommen. Wenn die Mulde weiter steigt, fließt uns sonst das Wasser von hintenrum auf den Deich“, erklärt er. Hintenrum ist in dem Fall die Ostseite der Autobahn. Bis zur Muldebrücke sind es noch einige hundert Meter. Die Experten im Katastrophenschutzstab rechnen jedoch mit stetig anwachsenden Pegeln in der Nacht. „Wir planen noch mal um. Eigentlich sollte die Autobahn erst morgen mit einem Sandsackwall geschützt werden, wir fangen aber doch heute Abend noch an und dann geht es die Nacht durch“, erklärt der Floriansjünger.

„Normalerweise bin ich im gehobenen Dienst und bei der Berufsfeuerwehr für Gebäude und Versorgung zuständig“, erklärt Ceglarek in einer Pause. Trotz seiner „Schreibtischtätigkeit“ ist er ein Mann der Praxis. „Wir haben ja Einsatzleitdienst, den teilen sich die höheren Dienstgrade - da bleibt man fit und im Training, was die Arbeit draußen an der Einsatzstelle angeht“, berichtet er.

Während die Männer arbeiten, fährt ein Radfahrer unter der Brücke durch. Oben liegt noch ein Stapel Schutt, von dem immer wieder kleine Stücken in die Tiefe fallen. „Das ist doch unvernünftig, was der da macht. Es ist überall weiträumig abgesperrt. Kein Mensch weiß, wo hier das Wasser als nächstes auftaucht - und der fährt hier mit dem Rad spazieren“, erbost sich Ceglarek. Er hat sich kaum dreimal herumgedreht, da kommt einer Jogger unter der Brücke hindurchgelaufen. Ceglarek schüttelt den Kopf. Sagt nichts mehr.

Auf 600 Meter muss er in der Nacht einen Behelfsdeich entlang der Trasse bauen. „Da nehmen wir Big Packs. An der höchsten Stelle muss der Deich 1,50 Meter hoch sein. Da brauchen wir dann drei Stück - zwei unten, einen oben“, erklärt er. Um die Beleuchtung muss er sich auch Gedanken machen. „Mal gucken, ob das Technische Hilfswerk kommt mit einem Power Moon - oder ob wir genügend Rüstwagen auftreiben können, die Flutlicht drauf haben“, sagt er.

Um 20 Uhr sind die nächsten Kipplaster da. Abladen können sie da noch nicht - die Feuerwehrleute kämpfen immer noch mit Druckluftschrauber und Flex gegen die Stahlbarrieren neben der Bahn. Eine lange Nacht liegt noch vor ihnen. Und der Verkehr auf der einspurigen Strecke rauscht weiter. Als gäbe es keinen Notdeich, kein Wasser, keine Mulde.

Mit Geröll werden die Autobahnunterführungen zugeschüttet.
Mit Geröll werden die Autobahnunterführungen zugeschüttet.
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Steffen Ceglarek koordiniert den Einsatz. Und der Verkehr rauscht vorbei...
Steffen Ceglarek koordiniert den Einsatz. Und der Verkehr rauscht vorbei...
Alexander Baumbach Lizenz
Arbeiten am Pfeiler
Arbeiten am Pfeiler
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