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Ausstellung im früheren Palais Dietrich Ausstellung im früheren Palais Dietrich: Bestseller und ganz Spezielles

Von Danny Gitter 16.08.2013, 19:23
Hans-Günther und Bärbel Berger vertiefen sich in Auserlesenes.
Hans-Günther und Bärbel Berger vertiefen sich in Auserlesenes. sebastian Lizenz

Dessau/MZ - Fast wäre diese Veranstaltung im Jubel und Trubel des vollen Terminkalenders zum Jubiläum Dessau 800 am ersten Juli-Wochenende untergegangen. „Deshalb haben wir uns entschieden, die Türen noch einmal für das Publikum an einem Freitag im August zu öffnen“, sagt Margot Schoch, Mitglied des Fördervereins der Anhaltischen Landesbücherei. So präsentierte sich gestern im Festsaal der Wissenschaftlichen Bibliothek die Ausstellung „100 in Dessau erschienene Bücher“ wieder der interessierten Öffentlichkeit. Schoch nahm sich für vier Stunden Zeit, Martine Kreißler, die Leiterin der Einrichtung, bei der Betreuung der Besucher zu unterstützen und nutzte die Gunst der Stunde, auf die Festschrift „90 Jahre Anhaltische Landesbücherei“ aufmerksam zu machen.

Zum Stadtjubiläum hatte Kreißler im Bestand der Bibliothek nach 100 in Dessau erschienenen Büchern gesucht und war schnell fündig geworden. „Es gibt weit mehr als diese Bücher. Denn es gab im Laufe der Zeit viele Verlage in Dessau“, erzählt Kreißler. Die Auswahl erfolgte rein subjektiv und spiegelt in den Regalen und Vitrinen nur einen Bruchteil der Dessauer Literaturlandschaft wider.

„Die Verlage mussten sich irgendwie über Wasser halten"

Schriften von Basedow und Gedichte von Matthison hatten überregionale Bedeutung. Anderes blieb und bleibt eher für die Leser der Region interessant, wie Anhaltische Mundart, Kochbücher mit Gerichten hiesiger Küche, ein Fotoband über das Hochwasser in der Stadt 2002 und Dorfgeschichten aus der Region.

„Die Verlage mussten sich irgendwie über Wasser halten“, sagt Kreißler. Deshalb wurde fast alles publiziert, was den Geschmack des breiten Publikums oder manchmal auch nur spezieller Zielgruppen traf. Mit einem Installateurshandbuch etwa oder ganz im Sinne eines damaligen Diskurses zum Bauhaus mit „Der Raum als Membran“, erschienen 1926 im Dessauer Dünnhaupt-Verlag.

Manch später weltbekannter deutsche Literat machte auch bei einem Dessauer Verlag seine ersten schriftstellerischen Versuche. So brachte Theodor Fontane, der mit „Effi Briest“ aus dem deutschen Literaturkanon nicht mehr wegzudenken ist, sein erstes überhaupt erschienenes Buch im Dessauer Verlag von Moritz Katz unter. Es war der Gedichtband „Von der schönen Rosamunde“ (1850). Mit der Reisebeschreibung „Ein Sommer in London“ von 1852 und „Argo“, einem belletristischen Jahrbuch“ (erschienen 1854), beschlossen Literat und Verleger die Zusammenarbeit. „Eigentlich hat sich alles nicht wirklich gut verkauft“, fand Kreißler in ihren Recherchen heraus. Ruhm, Ehre und Geld strichen andere ein.

Der wohl bekannteste, in Dessau publizierte Bestseller ist nach Kreißlers Recherchen Wilhelm Müllers „Lieder der Griechen“. Dieses Werk erregte gestern auch gleich die Aufmerksamkeit von Bärbel und Hans-Günther Berger. In einem Griechenland-Urlaub stellte das Paar erfreut fest, dass der Dichter dort noch heute verehrt wird. „Manches kennt man. Manches hat man selbst im Regal stehen und bei anderen Sachen geht einem das Herz auf“, beschreibt Hans-Günther Berger die Ausstellung. Als Fan des Freibads Stillinge ließ er sich es nicht nehmen, in einer ausgestellten Festschrift zu blättern.