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Auf eigenen Beinen Auf eigenen Beinen: «Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht»

Von Rita Kunze 21.12.2001, 16:20

Kleinpaschleben/MZ. - Eigentlich hätte sie es ja ahnen können: "Als Sandy klein war, haben wir für sie keinen Sportwagen gebraucht. Sie wollte immer beim Vater auf den Schultern sitzen", erinnert sich die Mutter von Sandy Gerboth an eine Eigenheit ihrer Tochter. Den Reitersitz hatte die inzwischen 23-Jährige also schon immer drauf? Fakt ist eins: Sandy Gerboth ist mit Pferden groß geworden und liebt den Pferdesport über alles. Jetzt wagt die junge Frau einen ganz neuen Sprung - die gelernte Bürokauffrau hat sich mit einem eigenen Reitbetrieb selbstständig gemacht.

In Kleinpaschleben ist sie dabei, eine alte Schäferei um- und auszubauen. "Im Landkreis Bernburg haben sich schon zu viele etabliert, und warum soll man das hier zerfallen lassen?", begründet sie den Wechsel in den Nachbarkreis Köthen. Dort haben ihre Eltern das Grundstück erworben, auf dem schon der Großvater sein Leben lang gearbeitet hatte, denn er war der Schäfer im Ort.

So werden die Gebäude erhalten, wenngleich sie eine andere Funktion bekommen. Die Scheune etwa ist jetzt Reithalle und besonders im Winter wichtiger Bestandteil des Reitbetriebes - witterungsunabhängig kann hier Unterricht gegeben werden, den Sandy Gerboth selbst erteilt. Ihre Schüler, derzeit etwa 30, kommen aus Trinum, Köthen, Querfurt und Bernburg.

Dass in der ehemaligen Schäferei auch einmal ein gutes Dutzend Pferde stehen würde, war nicht über lange Jahre geradlinig geplant. Denn nach ihrer Lehre arbeitete die Hobby-Reiterin zunächst als Praxisgehilfin bei einer Tierärztin. Sie wollte dort weitermachen, eine entsprechende Umschulung absolvieren. Doch die wurde nicht genehmigt. "Da habe ich mich entschlossen, mein Hobby zum Beruf zu machen", blickt Sandy Gerboth auf die Anfänge zurück.

Für ihren Entschluss fand sie die absolute Unterstützung ihrer Eltern, die der Tochter unter die Arme greifen, wo es geht. "Die Familie hält zusammen, das kann man hier nur so sagen", erklärt die junge Unternehmerin, die noch viel vor hat. So soll es im nächsten Jahr Reiterferien geben, und die Reithalle soll mit einem kleinen Café ausgestattet werden. Ebenso will Sandy Gerboth den Unterricht effektiver gestalten: "Es ist geplant, die Reitstunden auf Video aufzuzeichnen, um sie auswerten zu können."

Die Leidenschaft der Tochter für Pferde hat sich auf die Eltern übertragen. Stolz führen sie Besucher durch den Stall, in dem eigene wie Pensionspferde gut untergebracht sind und in dem Nachkömmlinge manch namhaften Hengstes stehen: Die Pferdezucht gehört auch zum Gerbothschen Unternehmen. "Jedes Jahr kommt mit Muss eine Stute zum Decken", sagt Sandy Gerboth. Demnächst wird die Rheinländer-Stute Lantana fohlen. Der Vater ist ein Holsteiner-Hengst. Die Rassen zeigen es: in der alten Schäferei gedeiht Springerblut. Wen wundert''s - Sandy Gerboth gehört zu den erfolgreichsten Springreiterinnen im Landkreis.

Dennoch: "Eine Dressurausbildung ist immer mit drin", erklärt sie ihr Konzept, das sich vor allem an Freizeitreiter wendet: "Nicht jeder will Turniere bestreiten." Wer aber darauf hin arbeiten möchte, selbst im Parcours anzutreten, der bekomme auch die Ausbildung. Besonders stolz ist Sandy Gerboth dabei auf ihre acht Jahre alte Schülerin Saskia Drehkopf, die in dieser Saison ein E-Springen gewann und sich auch platzieren konnte. Im nächsten Jahr soll eine weitere Gerboth-Schülerin in den Wettkampfbetrieb einsteigen.