Anhalttag Anhalttag: Daumenstock und Peitsche für Falschmünzer Ziervogel
Radegast/MZ. - Mit Folterknechtgehilfen Phillip Hauzenberger schritten sie zur Tat, um jenen Apotheker Ziervogel, alias Gerd Teuchler, der Falschmünzerei zu überführen. Mit schlagenden Argumenten, versteht sich. Nur die weibliche Begleitung durch Tanja Ließmann vom Heimat- und Trachtenverein ließ Ziervogel die Peinigung überstehen.
Die Geschichte erlebbar zu machen, das haben sich Gerd Teuchler und das Team um die "Falschmünzerei" in Radegast zur Aufgabe gestellt. Seit drei Jahren reisen sie durch die Archive, auf den Spuren des 1780 nach Radegast übergesiedelten Apothekers Ziervogel, der immer knapp bei Kasse war. Und zur Aufbesserung seiner finanziellen Situation im Keller Falschmünzen herstellte. Erst sechs Jahre später sollte man ihm auf die Schliche kommen, da er gegen das geltende Münzrecht verstoßen hatte. Gefängnis und Folter sorgten letztendlich für seine Geständigkeit.
Für Gerd Teuchler und die Geschichtsbegeisterten im Ort war dies Grund genug, dem Apotheker Ziervogel ein zweites Leben zu schenken. Auf besondere Art. Doch die Radegaster legten noch einen drauf und sorgten dafür, dass die "Falschmünzerei" auch heute noch in aller Munde ist. Denn traditionell zum "Anhalttag" präsentieren sie eine Sammlermünze mit Motiven aus der Stadtgeschichte. Der Entwurf für die diesjährige Prägung kam von Rebecca Kühne. Die Gymnasiastin hatte sich an einer Ausschreibung beteiligt, und der Mehrheit der Radegaster gefiel ihre Medaille, die in Zinn und in 999. Feinsilber (100 Stück in limitierter Auflage) das Sammlerherz schneller schlagen lässt. Die Münzpresse, die aus Baden-Württemberg stammt, ist eine Dauerleihgabe, informiert Teuchler. Doch bald - beim Sachsen-Anhalt-Tag - werden die Radegaster mit einer neuen Errungenschaft, einer mobilen Münzpresse, auf Reisen gehen, teilte Bürgermeister Michael Graf mit. Und so werden die "Falschmünzer" aus dem Kreis Köthen wohl bald zu Ruhm kommen, ohne Angst zu haben, dass Steffen Claus den Schädelbrecher ansetzt. Aber man weiß ja nie, immerhin findet der Sachsen-Anhalt-Tag in der Heimat des "Folterknechtes", inAschersleben statt.