Eröffnung war am Dienstag „Anhalt Olympisch“: 14 Tafeln im Dessauer Rathaus-Center stellen Olympia-Teilnehmer aus Anhalt vor
Im Dessauer Rathaus-Center werden auf 14 Tafeln derzeit Olympia-Teilnehmer aus der Region präsentiert. Zwei Medaillengewinner erzählen, warum sich ein dritter Platz trotzdem wie eine Niederlage anfühlt.
Dessau-Rosslau/MZ. - Der heutige Manager des Dessauer Rathaus-Centers, Hans-Jörg Bliesener, erinnert sich noch genau an diesen einen Moment vor 36 Jahren im südkoreanischen Seoul, kurz nach der Zielüberquerung seines Vierer-Kajak-Teams, als es ihm aus der Mannschaftsbetreuung entgegenschallte: „Bliese, das war ja nüscht“. Dabei haben er und seine Mannschaftskameraden just den dritten Platz und damit Bronze bei den Olympischen Spielen 1988 für die DDR geholt.
Die Ausstellung „Anhalt Olympisch“ ist noch mindestens bis zum 10. August im Dessauer Rathaus-Center zu sehen
„Dieser dritte Platz war insofern eine Enttäuschung, weil mindestens Silber drin gewesen wäre. Drei Wochen zuvor haben wir die Russen, die dann bei Olympia Zweiter wurden, noch haushoch geschlagen und in diesem entscheidenden Moment in Seoul sind sie an uns vorbeigezogen“, erklärte Bliesener bei der Eröffnung der Ausstellung „Anhalt Olympisch“, die noch mindestens bis zum 10. August im Rathaus-Center zu sehen ist und auf insgesamt 14 Tafeln Dessau-Roßlauer Olympia-Teilnehmer von 1928 bis zur Gegenwart in Paris vorstellt.
Zwölf der hiesigen 25 Sportler, die bei olympischen und paralympischen Spielen bisher teilgenommen haben, werden in Einzelporträts kurz vorgestellt. Drei Mal Bronze, zwei Mal Silber und sechs Mal Gold ist die Bilanz der hiesigen Olympioniken, die entweder in der Doppelstadt geboren sind, hier ihren Grundstein für den sportlichen Erfolg legten oder heute in Dessau-Roßlau wohnen. Bliesener, Jahrgang 1966, ist in Brandenburg an der Havel geboren, schon als Kind und Jugendlicher dort schnell erfolgreich im Kanu-Rennsport gewesen und dann in den Olympia-Kader der DDR aufgestiegen.
Schon 1984 war der olympische Traum für ihn zum Greifen nah. Doch dann kam der Boykott der sozialistischen Länder bei den Olympischen Spielen in Los Angeles und auch die DDR-Hoffnungsträger blieben zuhause. Bliesener bezeichnet die Nichtteilnahme auch als eine seiner größten sportlichen Niederlagen. Denn mit einer Olympia-Teilnahme 1984 hätte vielleicht der Grundstock für eine noch erfolgreichere Endrunde 1988 gelegt werden können.
Höchste Ansprüche an sich selbst und an andere stellen, das findet der Ex-Olympionike und heutige Center-Manager, der seit 2019 in Dessau-Roßlau lebt, nicht verwerflich. „Jeder, der bei Olympia teilnimmt, sollte den Ehrgeiz haben, das Beste zu erreichen, statt einfach nur froh darüber zu sein, überhaupt teilgenommen zu haben“, findet der Bronzemedaillengewinner von 1988.
20 Jahre früher als Bliesener wagte sich schon Hartmut Schreiber in Mexiko-Stadt das erste Mal auf olympisches Gewässer, im Ruder-Achter. Da reichte es nur für Platz sieben, für den in Dessau aufgewachsenen Sportkameraden. Vier Jahre später, 1972 in München, holten er und sein Team dann Bronze. Ähnlich wie bei Bliesener war es auch für Schreiber eher eine Niederlage.
„Nur mit einem hauchdünnen Vorsprung sind die Amerikaner vor uns über die Ziellinie. Man war eben in der DDR bei Olympia auf Gold getrimmt. Wenn das nicht möglich war, ist Silber in Ordnung aber Bronze schon eine kleine Niederlage gewesen“, erläuterte Schreiber, der nach seiner aktiven Karriere in Berlin als Kriminalpolizist arbeitete und bis heute in der Bundeshauptstadt lebt. Für eine Ausstellung, wie die im Dessau-Center, ist er gerne wieder einmal in die Stadt seiner Kindheit und Jugend zurückgekommen.
Für die Arbeitsgruppe Olympioniken ist die Ausstellung nicht nur ein erster Meilenstein der Vereinsarbeit, sondern auch ein Spiegelbild der Sportstadt Dessau-Roßlau
Für die Arbeitsgruppe Olympioniken, die vor rund einem Jahr startete und mittlerweile rund ein Dutzend Mitstreiter hat, ist die Ausstellung nicht nur ein erster Meilenstein der Vereinsarbeit, sondern auch ein Spiegelbild der Sportstadt Dessau-Roßlau. „Bloß, wollen wir in dieser Hinsicht nicht nur einen Blick auf die durchaus erfolgreiche Vergangenheit werfen, sondern auch in Zukunft daran anknüpfen“, stellt Torsten Ceglarek, der Vorsitzende des Dessau-Roßlauer Stadtsportbundes klar. Denn manches hiesige Talent von heute könnte schon 2028, 2032 oder 2036 eine olympische Medaillenhoffnung sein.