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Aktion im Dessauer Stadtpark Aktion im Dessauer Stadtpark: Picknicken an weißer Tafel

Von Erik Lisso 16.08.2015, 14:44
Ganz in Weiß, hieß es am Sonnabend im Stadtpark. Aber eine Hochzeitstafel war es dennoch nicht.
Ganz in Weiß, hieß es am Sonnabend im Stadtpark. Aber eine Hochzeitstafel war es dennoch nicht. Ruttke Lizenz

Dessau - „Fehlt nur noch das Brautpaar“, lacht Frank Beyer und blickt in die Runde. Federhüte, lange Kleider, Hemden und andere festliche Garderobe tummeln sich an vier eingedeckten langen Tafeln – alles ganz in Weiß.

Seit sechs Jahren lädt das Puppentheater „Casper im Park“ vor allem die Jüngsten mehrmals pro Monat in den Dessauer Stadtpark. „Die Resonanz ist sehr gut, nur eine einzige Vorstellung musste aufgrund des Wetters bisher abgesagt werden“, sagt Initiator Frank Beyer. Das Theater ist jedoch nur eine von vielen Aktionen im Rahmen des Projektes „Stadtpark in Bewegung“. Neben Anwohnerfesten und regelmäßigen Veranstaltungen des Kinderfreizeitsommers in den Ferien, lädt noch bis zum 29. August das Stadtparksommerkino jede Woche zu Picknick und Film ein. Die nächste Vorstellung „Casper im Park“ gibt es am kommenden Sonntag, den 23. August um 11 Uhr. Im Sommerkino läuft bereits am Freitag und Samstag, 21. und 22. August der Film „Dessau Dancers“ jeweils um 21 Uhr.

Geradezu hochzeitlich anmutend wirkt die Szenerie in den nach dem kräftigen Sommerregen im Dessauer Stadtpark aufsteigenden Dunstschwaden.

Zur Tradition etablieren

Doch der Schein trügt, handelt es sich am Sonnabendabend doch um ein Picknick der ganz besonderen Art. Unter dem Motto „Ganz in Weiß“ waren Dessau-Roßlauer aller Altersklassen zum ersten Mal zum festlichen Dinieren im Grünen eingeladen. Was in vielen anderen Städten schon zur guten Tradition geworden ist, möchte Initiator Frank Beyer nun auch in der Bauhausstadt etablieren. Nachdem er vor zwei Jahren gemeinsam mit Mitstreiterin Dörte Reisener an einem „Weißen Picknick“ in Uetersen bei Hamburg teilgenommen hatte, war die Idee für ihre Heimatstadt schnell geboren. Ein normales Picknick auf der Wiese macht jeder, sagt Reisener. „So etwas in Weiß zu tun, ist jedoch etwas ganz Besonderes“, zeigt sich die Dessauerin von der Atmosphäre fasziniert. Den Ort der Aktion haben die beiden ganz bewusst gewählt. „Uns geht es darum, den Stadtpark fröhlicher zu machen, ihn in Bewegung zu bringen“, sagt Beyer über die Ziele des Projekts. „Als prominenten Ort im Stadtzentrum möchten wir ihn auch einmal anders, gepflegter beleben.“

Weiß von Kopf bis Fuß

Die Spielregeln sind für alle gleich: Weiße Kleidung von Kopf bis Fuß, mitgebrachte Campingtische und -stühle mit weißen Tischtüchern, möglichst helle Speisen und Getränke, so lauten die Bedingungen. Der Kreativität der Teilnehmer sind keine Grenzen gesetzt, betont Frank Beyer mit Blick auf das kleine Buffet inmitten der Tafelrunde. Von Grießbrei mit Holundersirup über Sekt und Cidre bis hin zu Käse und Obst lässt es kaum Wünsche offen. Viel mehr noch geht es den beiden Initiatoren aber auch um das gemeinsame Miteinander, berichtet Beyer, der schon länger mit der Aktion „Stadtpark in Bewegung“ zusammenarbeitet. Täglich kommen dort junge wie ältere Menschen zusammen. „An Ideen fehlt es nicht“, erinnert Beyer an die Sportanlagen, die Umgestaltung des Springbrunnens und Veranstaltungen, wie das Sommerkino. „Noch mehr Interaktion miteinander, wie bei einem solchen Picknick, würde der Stadt aufhelfen“, wünscht sich der engagierte Dessauer Nachahmer.

Bei den knapp 50 erschienenen Gästen kann dieses Konzept überzeugen. „Endlich ist einmal etwas los im Stadtpark“, sagt Stefani Ecknig, die gemeinsam mit ihrer Mutter in das grüne Zentrum der Stadt gekommen ist. Auch diese ist von der Idee angetan. „Viele Menschen, die sich nicht kennen, kommen an einer festlich gedeckten Tafel miteinander ins Gespräch, das ist eine tolle Sache“, meint Christina Ecknig. Vorab hat sie sich bereits von Bildern anderer „Weißer Tafeln“, beispielsweise auf der Champs-Elysées in Paris, inspirieren lassen. „Vorbereitung ist alles“, lacht die Dessauerin, die selbst an passende weiße Tischdekoration gedacht hat. Diese lässt sich auch am Nachbartisch finden. „Das ist ein Anfang, den oft noch negativen Ruf des Stadtparks zu verbessern“, sind sich Angelika und Hartmut Pannier dort sicher. Etwas Weißes zum Anziehen zu finden sei für das Ehepaar, welches sonst zu Anlässen in historischen Kostümen im Gefolge des Fürsten Leopold mitläuft, kein Problem gewesen. „Nur ein weißer Hut ließ sich unter meinen mehr als 40 nicht gleich auf Anhieb finden“, schmunzelt Angelika Pannier. Ihre Resonanz fällt wie auch die der Veranstalter trotz des anfänglichen Regenschauers positiv aus. Frank Beyer verspricht auch für das nächste Jahr wieder ein „Weißes Picknick“ im Stadtpark. „Alle haben zahlenmäßig klein angefangen. Es kann ja auch etwas Größeres daraus wachsen.“ (mz)

Sie haben die Idee aus Uetersen mitgebracht: Frank Beyer und Dörte Reisener.
Sie haben die Idee aus Uetersen mitgebracht: Frank Beyer und Dörte Reisener.
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