1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Afrikas Farben strahlen in Anhalt

Afrikas Farben strahlen in Anhalt

Von Thomas Altmann 15.03.2006, 18:17

Dessau/MZ. - "Benno Butter - Von Anhalt bis Addis Abeba" ist die Ausstellung des Anhaltischen Kunstvereins überschrieben, die bis zum 17. April im Johannbau zu sehen ist. Zur Eröffnung in der vergangenen Woche sprach Reinhard Melzer vom Kunstverein und kritisierte die Praxis der Kulturförderung. Weil die Globalisierung der Kultur zu einer Art Wärmetod der Kultur führe, sei es Aufgabe des Kunstvereins kulturelle Identität zu wahren.

Diesbezüglich kann auf eine Reihe von Ausstellungen verwiesen werden, von Paul Riess über Carl Marx, Erich Schmidt-Uphoff, Heinz Rammelt und Martin Hadelich bis hin zu heutigen Künstlern. Und hinter jeder Position steht wohl auch eine Frage. Man solle, mahnt Melzer, den Dessauer Künstlern der Nachkriegsgeneration nicht immer das Bauhaus vorhalten. Zur Rolle des Künstlers im System bescheinigt er Benno Butter: "Er ist sich stets treu geblieben."

1914 in Pawlowsk am Don geborenen, verbrachte Butter seine ersten Lebensjahre, die Kriegsjahre, in einem Dorf bei Jekaterinenburg. 1918 zurückgekehrt, verließ die Familie 1920 Russland. Hugo Junkers bot dem Vater in Dessau eine neue Perspektive. Benno Butter studierte an der Handwerkerschule Erfurt, dann an der Staatlichen Kunstakademie in Leipzig, bis der Kriegsdienst das Studium unterbrach. Ab 1946 arbeitete Butter freischaffend in Dessau. 1985 starb er in Berlin.

"Sturm auf den Kohlenzug", "Straßenbahn", "Tanzsaal", einige Federzeichnungen aus dem Jahr 1949 skizzieren die Nachkriegszeit in schnellen, der Karikatur anverwandten Strichen. Einen "Durchbruch" nennt der jüngste Sohn des Künstlers, Andreas Butter, die Reise des Vaters nach Äthiopien. Eingeladen von Schwester Ilse und ihrem Mann Max Ursin, blieb Butter 1955 / 56 für ein halbes Jahr in Afrika. Es scheint, als habe er hier vor allem Farben inhaliert, "kecke Farben", sagt Melzer und die Wände strahlen. Landschaften, Straßenszenen, Märkte beschwören die Leichtigkeit des Seins, die Wärme, manchmal die Hitze und ein Gefühl von Freiheit wohl auch. Dabei treffen strahlende Farben auf skizzierte Formen, malerische Gesten auf graphische Details.

Zurückgekehrt, leuchten auch Dörfer in Anhalt: "Quellendorf", Mischtechnik, um 1963. "Quellendorf", Fettkreide, um 1963 bleibt dagegen düster, ein bewegtes Blatt dennoch, Abendstimmung vielleicht. Blätter wie "Dessau, an der Pauluskirche" gehören wohl in eine bestimmte Zeit, an einen bestimmten Ort, mager nicht nur das Motiv. Mond neben Laterne, tänzelnd illustrativ spricht Butter dem "Konsum an der Gärungschemie" eine ganze Menge Romantik zu. Und wer "An der Schranke" steht, raucht. Man wartet.

Melancholie soll die letzte Lebenszeit Benno Butters mehr und mehr bestimmt haben. Aus dem Jahr 1983 stammen drei Wörlitz-Blätter. Unter dem Himmel, der wie Holz gemasert ist, wird die Grand Tour en miniature ganz zur Kulisse der Stimmung. Die Ruhe, in der die Rousseau-Insel ankert, erscheint erstarrt. Da bleibt die Sonne ein gelber Ast im grünen Holzhimmel über giftig nebligem Abendrot. Als seien die afrikanischen Farben noch gegenwärtig, nur fahler nun und blasser jetzt.