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7. Roßlauer Badewannenrennen 7. Roßlauer Badewannenrennen: Blutrote Knie, «Entenpower» und Rossel-Rekord

Von Grit Lichtblau 20.05.2002, 17:55

Roßlau/MZ. - Umgebaute Wannen, einfache Styroporplatten, alte Luftmatratzen, Omas umgebaute Zinkwanne, ein zitronengelbes Rennboot, die Vielfalt der 36 Rennboote beim 7. Roßlauer Badewannenrennen war beindruckend. Den symbolischen Startschuss gab Bürgermeister Klemens Koschig, der, als lebende Boje verkleidet, selbiges Kräutergetränk unters Volk warf und damit auf das erste Hafenfest am 22. Juni aufmerksam machte.

Nachdem im vergangenen Jahr eine ganze Kiste mit über 100 Flaschen in den Fluten der Rossel versunken war (und dort wahrscheinlich immer noch liegt) erreichten diesmal alle Bojen die durstigen Zuschauer. Die waren in diesem Jahr wieder zahlreich erschienen und erlebten Rosselkapitäne unterschiedlichster Art. Etwa den 15jährigen Michael, der einen recht bequemen Sitz auf einem Stück Holz befestigt hatte und scheinbar gemütlich die 1 200 Meter lange Strecke bewältigte.

Oder die "Grünköpfe" vom Handballverein Jahn. Die vier Jungs aus Roßlau und Dessau mit den gefärbten Haaren legten sich mächtig ins Zeug, ließen sich weder durch Steine noch im Wasser liegende Rohre abschrecken. Lohn der Anstrengung war neben ein paar Abschürfungen am Knie ein erster Platz bei den Jugendlichen.

Ganz in Formel-1-Manier erlebten die Zuschauer kurz vor dem Zieleinlauf sogar ein riskantes Überholmanöver, als die Startnummer 71 vom THW ihre Mannschaftskollegen vom Boot 72 überholten. Während bei den Kindern und Jugendlichen ein neuer Teilnehmerrekord zu verzeichnen war, zeigten sich die Roßlauer Familien und die Erwachsenen etwas "wannenmüde". Gerade mal ein Familienboot ging ins Rennen, bei den Erwachsenen waren es immerhin fünf.

Ein Boot wurde besonders vermisst, das mit Bürgermeister Klemens Koschig, denn der blieb in diesem Jahr zumindest äußerlich trocken. Gemeine Langfinger hatten nämlich kurz vor dem Rennen das Boot des Gewerbevereins gestohlen, so zumindest die Erklärung des Bürgermeisters. Für einen Neubau sei einfach keine Zeit gewesen. Doch besonders traurig schien das Stadtoberhaupt darüber nicht zu sein, denn wenn man ihm glauben darf, ist so ein Rennen ein richtiger "Knochenjob".

Das war unübersehbar, denn es gab einige aufgekratzte Knien und blutige Zehen. Zu den wenigen weiblichen Rosseleroberern gehörte die 15-jährige Franziska, die bereits zum dritten Mal dabei war." Besonders schwierig ist die Rennstrecke in der Mitte, dort wo die Straße über den Fluss führt," erzählte sie nach dem Rennen ihren begeisterten Freundinnen. Dort seien viele Steine, und man müsse ganz schön aufpassen.

Doch egal ob auf dem Boot oder neben dem Boot - irgendwie kamen alle ins Ziel. Nur ein Wannenpilot musste sich geschlagen geben, nachdem er im acht Grad kalten Wasser seinen Schuh verlor.

Einen nahezu sensationellen neuen Streckenrekord stellte das vierköpfige Team der "Alten Tischlerei" auf. In nur acht Minuten und acht Sekunden schwebte es nahezu über die Rossel. Kein Wunder, hatte doch ihr gelber Flitzer nichts mehr gemein mit einer Badewanne, sondern erinnerte eher an einen Katamaran.

Dass Enten auch schnell sein können bewies Franz Bonk mit seinem Schiff "Entenpower". Er holte sich nicht nur den Sieg bei den Kindern, sondern auch den Pokal für das originellste Boot. Seit Januar hatte er an seinem nussschalenähnlichen Boot gebaut, verriet er und dafür jeden Cent gespart. Kraft sparen können nun auch erstmal alle Teilnehmer des 7. Roßlauer Badewannenrennens, zumindest bis zum nächsten Jahr wenn es wieder heißt: "Wannenkapitäne ahoi!"