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Zum 1. April machen drei Sparkassen-Filialen dicht

Von SILKE UNGEFROREN 29.01.2010, 18:23

HOLZWEISSIG/MZ. - Mittlerweile sind auch Unterschriftenlisten im Umlauf, mit denen gegen die Schließung der Filiale protestiert wird. "Das wäre ein schwerer Schlag für die Holzweißiger", sagt Walter Schliephake. So denken viele. Und auch im jüngsten Ortschaftsrat stand das Thema auf Initiative der Fraktion CDU / Wählerliste Sport zur Debatte.

Warum die beabsichtigte Schließung als Gerücht kursiert haben soll, ist für Andreas Czaja unverständlich. Der Bereichsleiter Vorstandsstab der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld bestätigt gegenüber der MZ, dass die Filiale zum 1. April geschlossen wird. Gleiches trifft für die Filialen in Greppin und Muldenstein zu sowie für zwei im Altkreis Zerbst - in Steutz und in Walternienburg.

Ein Geheimnis indes sei daraus nicht gemacht worden, versichert Czaja. "Nach dem Vorstandsbeschluss sind zuerst die Mitarbeiter informiert worden, die nun wiederum die Gespräche mit den Kunden führen", erklärt er.

Allein in der Holzweißiger Filiale sei bisher mit rund 150 Kunden über die Schließung und die damit verbundenen Veränderungen gesprochen worden. Auch schriftliche Informationen seien noch geplant. Zudem habe der Vorstand der Sparkasse im Vorfeld auch alle betreffenden Ortsbürgermeister informiert.

Brunhilde Geyer, die jenes Amt in Holzweißig inne hat, bestätigt das gegenüber der MZ. "Doch die Leute sind sehr verunsichert", sagt sie. "Haben hauptsächlich Angst davor, dass sie mit den Automaten nicht klar kommen. Und dass die ihnen bekannten Gesichter nicht mehr da sind." Die Partner eben, zu denen sie großes Vertrauen aufgebaut hätten in den vergangenen Jahren. Dazu komme in Holzweißig noch ein ganz anderes Problem: "Es gibt seit Jahren keinen Einkaufsmarkt mehr, das Rathaus steht fast leer, nun macht auch noch die Sparkasse dicht", zählt die Ortschefin auf. "Wenn so ein Ortsteil mit 3 000 Einwohnern nichts mehr hat, wer zieht da noch hin?"

Andreas Czaja hat durchaus Verständnis für die Ängste und Emotionen der Einwohner, sagt er. Doch die seien zumindest, was die weitere Kundenbetreuung durch die Sparkasse einschließlich Dienstleistungen betrifft, unbegründet. Konkret in Holzweißig verbleibt die SB-Technik mit Geldautomat, Kontoauszugsdrucker, Überweisungs-Terminal sowie Überweisungs-Briefkasten, der täglich geleert werde. "Alle Kunden werden von der Hauptstelle der Sparkasse in der Bitterfelder Lindenstraße aufgenommen, und auch unsere Berater werden mit dorthin gehen, so dass auch die vertraute Kundenbeziehung fortgeführt werden kann", versichert er.

Die Beratungstätigkeit erfahre dadurch sogar eine höhere Qualität, weil sie gebündelt erfolgt. Natürlich bleibe der Weg von Holzweißig nach Bitterfeld, doch sei diese Entfernung zumutbar.

Angst davor, nicht mit dem Geldautomaten klar zu kommen, so ergänzt Gebietsdirektorin Carmen Kasper, müssten die Leute auch nicht haben. "Unsere Mitarbeiter stehen schon jetzt mit Rat und Tat zur Seite und erklären gern, wie die Geräte zu handhaben sind." Und sie verweist auf die Möglichkeit, Überweisungen auch per Telefon realisieren zu können - dafür müsse allerdings eine Vereinbarung abgeschlossen werden. Auch darüber könne man sich jederzeit beraten lassen.

In Muldenstein verbleibt der SB-Bereich ebenfalls, aufgenommen werden die Kunden von der Mühlbecker Filiale. Die Greppiner Sparkassenkunden können künftig den SB-Bereich in der Anhaltsiedlung nutzen und werden von der Geschäftsstelle am Bitterfelder Markt übernommen. Alle Konten und Daten bleiben unverändert bestehen. Natürlich bestehe auf Wunsch auch die Möglichkeit, in eine andere Filiale zu wechseln.

Für das Unternehmen gebe es zwingende Gründe, die genannten Geschäftsstellen zu schließen, erklärt Czaja. "Die regionalen Rahmenbedingen machen auch vor uns nicht halt", sagt er. In anderen Bereichen, auch in öffentlichen wie Schulen oder Kindergärten, seien die Auswirkungen schon viel früher wirksam geworden. "Die Bevölkerungszahlen gehen zurück. Und als Finanzdienstleister ist unsere Kostenstruktur relativ hoch, was die Ausstattung mit Geräten und Technik betrifft." Zudem habe man eine Verantwortung als Arbeitgeber mit rund 400 Mitarbeitern sowie für den Mittelstand, würden doch die hier ausgereichten Kredite wiederum zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen.

Mit weiterhin 28 Filialen und zwölf Selbstbedienungs-Stellen habe die Kreissparkasse auch ab dem 1. April nach wie vor das dichteste Netz in Anhalt-Bitterfeld. Und man werde auch künftig alles daran setzen, so wird versichert, zur vollsten Zufriedenheit der Kunden zu arbeiten. Kommentar Seite 10