Keine Gnadenfrist Was planen Bürgermeisterin und Stadtratsvorsitzender 2022 für Sandersdorf-Brehna?
Steffi Syska ist seit wenigen Wochen neue Bürgermeisterin von Sandersdorf-Brehna. Im gemeinsamen MZ-Gespräch mit Mario Schulze spricht sie über ihre Pläne.

Sandersdorf/MZ - Steffi Syska (parteilos) ist seit Mitte November die neue Bürgermeisterin der Stadt Sandersdorf-Brehna. Mit ihr und dem Stadtratsvorsitzenden Mario Schulze (UB) hat Robert Martin über das Jahr 2021 und die Zukunft gesprochen.
Frau Syska, Sie sind seit über einem Monat im Amt. Wie haben Sie ihre ersten Wochen als Bürgermeisterin erlebt?
Steffi Syska: Die waren vielfältig, spannend und herausfordernd. Es macht Spaß. Ich bin sehr gut aufgenommen worden. Wir sind dabei, Herausforderungen zu bewältigen.
Herr Schulze, wie würden Sie 2021 als Stadtratsvorsitzender zusammenfassen?
Mario Schulze: Wir haben im Stadtrat eine ganze Reihe an Entscheidungen treffen dürfen, die Auswirkungen für die Zukunft haben. Angefangen bei der Risiko- und Bedarfsanalyse, aber auch Entscheidungen zum Gewerbe- und Industriegebiet Brehna, was uns auch das nächste Jahrzehnt beschäftigen wird. Es ist ein spannendes Jahr gewesen im Stadtrat, auch und gerade wegen der Wahlen sind natürlich einige Entscheidungen nicht ganz so schnell getroffen worden.
Welche Entscheidungen waren schwierig?
Schulze: Vor allem die Risiko-, Brandschutz- und Bedarfsanalyse und unzweifelhaft die am Ende doch sehr einstimmige Entscheidung zum Haushalt.
Der Haushalt ist wieder ausgeglichen. Wie bewerten Sie ihn?
Syska: Ist eine sehr gute Arbeitsgrundlage. Der war natürlich so gut wie fertig, als ich angefangen habe. Und ich habe mich auch bewusst dagegen entschieden, mich tiefgründig einzuarbeiten und Änderungen vorzunehmen, weil ich mit der Basis, die da war, sehr gut umgehen kann. Im Zweifelsfall können wir ja noch einen Nachtragshaushalt machen. Es ist eine sehr schöne Basis für die nächsten zwölf Monate und vor allem können wir nun schnell beginnen.
Was sind die wichtigsten Investitionsvorhaben?
Schulze: Die Umsetzung der Kita in Roitzsch ist ein wichtiger Bestandteil. Der größte Brocken ist und bleibt aber das Gewerbe-und Industriegebiet in Brehna.
Der Bau der Kita in Roitzsch steht jetzt schon länger auf dem Plan. Wie geht es da weiter?
Schulze: Wir haben jetzt ein Grundstück im Auge. Jetzt geht die Planung weiter. Der nächste Schritt ist der Kaufvertrag. Alle Unterlagen liegen nun beim Landkreis, wo sie geprüft werden.
Die Industrie- und Gewerbegebiete der Stadt sind relativ gut durch die Krise gekommen ...
Syska: Bis auf Stahlbau Brehna, ja. Aber es gab keine Schließung.
Und dank der großen Unternehmen sind die Steuereinnahmen auch nicht schlecht.
Syska: Klar, wir haben gute Steuereinnahmen, mit denen wir gestalten können. Aber mir ist auch wichtig, dass wir uns nicht nur auf eine Branche konzentrieren. Denn wenn mal eine zusammenbricht, dann hat das große Auswirkungen, das sehen wir gerade in der Halbleiterkrise.
Schulze: Der gute Mix ist wichtig. Denn am Ende ist es vor allem der Mittelstand, der die Großunternehmen stützt. Wenn wir einen gesunden Mittelstand in der Stadt haben und weiter voranbringen wollen, müssen wir dafür natürlich auch entsprechende Rahmenbedingungen bieten.
Wie wollen Sie die Stadt für Familien lebenswerter machen?
Syska: Ganz wichtig ist mir der Ausbau der Kindertagesstätten und der Horte. Wir wollen dabei auch die Gebäudesanierung vorantreiben. Auch das Thema Wohnungs- und Hausbau und der Ausbau der Wohngebiete bleibt auf der Agenda. Mit dem gemeinsamen Flächennutzungsplan entwickeln wir nun auch zum ersten Mal einen Blick auf das gesamte Stadtgebiet über die einzelnen Ortschaften hinaus. Wir wollen einen gesunden Mix und neben Wirtschafts- und Wohnraum betrachten wir natürlich auch Erholungsflächen. Das sind aber alles Themen, die langfristig gedacht werden müssen. Wir müssen auch darauf achten, dass wir uns als Verwaltung nicht übernehmen, denn auch wir haben nur begrenzte Ressourcen.
Bald ist die Pandemie zwei Jahre alt. Wie hat Corona die Arbeit der Stadtverwaltung beeinflusst?
Syska: Die Personalsituation in der Verwaltung war in den letzten Wochen sehr schwierig, vor allem in den Kitas gab es viele Ausfälle. Viele unserer Mitarbeiter arbeiten am Limit, an der Belastungsgrenze. Wir greifen uns alle unter die Arme, aber Corona hat unseren Arbeitsalltag voll im Griff.
Schulze: Als Stadtratsvorsitzender würde ich mir wünschen, dass sich mehr Bürger einbringen, zum Beispiel in Einwohnerfragestunden. Seit Corona kommen sie leider immer weniger. Das erschwert unsere Arbeit natürlich, denn wir würden gerne mehr darüber wissen, was die Menschen bewegt.
Das Vereinsleben ist ein wichtiger Teil der Stadt. Wie wollen Sie die Arbeit der Vereine unterstützen?
Syska: Das ist sehr wichtig, denn Sandersdorf-Brehna hat eine tolle Vereinsvielfalt. Hier kann man zuziehen und findet dank der Vereine sofort Anschluss. Mit mir soll es kein Weniger geben, deswegen planen wir auch schon ein stadtweites Vereinsfest für das Frühjahr. Denn viele Vereine wünschen sich Unterstützung bei der Mitgliederwerbung und bei Veranstaltungen. Hier ist es unsere Aufgabe, dabei zu helfen.
Die Deponie in Roitzsch bleibt ein Streitthema, nun gibt es ein neues Gutachten. Wie geht es da jetzt weiter?
Syska: Wir sind im Januar im Landtag eingeladen, das ist noch ziemlich frisch. Dann wissen wir mehr.
Schulze: Dass das Thema schwierig ist, das wissen wir ja nicht erst seit diesem Jahr. Und dass das ganze System Deponie hochsensibel ist und Zündstoff in sich birgt. Wir haben nun die notwendigen Unterlagen eingereicht und hoffen, dass wir Auflagen durchsetzen können.
Bei Ihrer Vereidigung haben Sie gesagt: „Ich bin nicht wie mein Vorgänger.“ Was hat sich mit Ihnen geändert?
Syska: Ich bin eine Frau, das ist das Wesentliche (lacht). Nein, mit Herrn Grabner vergleiche ich mich nicht. Ich bin gerade in einem Lernprozess, es gab auch schon erste Stolpersteine. Eine einhunderttägige Gnadenfrist habe ich nicht, und das ist auch in Ordnung. Wichtig ist, dass wir und ich die Ziele nicht aus den Augen verlieren. Dankbar bin ich für die fachliche Expertise der Verwaltung und hoffe, dass wir uns weiter in Richtung einer fantastischen Stadtentwicklung bewegen.
Wie blicken Sie in die Zukunft? Was werden 2022 die großen Herausforderungen für die Stadt sein?
Syska: Die größte Herausforderung für unsere Stadt und auch die Stadträte ist für mich, die Investitionsvorhaben umzusetzen. Auch wollen wir gerne Veranstaltungen machen für die Stadt - wir haben viele Ideen und extra Mittel dafür eingestellt. Jetzt hoffen wir darauf, dass wir einige coronafreie Monate haben werden, um die Ideen umsetzen zu können.
Schulze: Wichtig bleibt auch das Thema Ärzteversorgung. Wir sehen einen Generationenwechsel bei den Landarztpraxen, das wird uns die nächsten Jahre beschäftigen, weil es für die Daseinsvorsorge so wichtig ist.