Vor Start der Saison Vor Start der Saison: Bitterfeld begräbt das IG-Bad
Bitterfeld/MZ. - Noch im Sommer und Herbst vorigen Jahres hatte Rauball die Absicht verkündet, die Stadt werde das IG-Bad wieder betreiben, nachdem sich der bisherige Pächter nach Querelen frustriert nach Bad Düben zurückgezogen hatte.
Doch nicht nur wegen der von einem Hannoveraner Gutachter mittlerweile errechneten hohen Kosten für eine Wieder-Inbetriebnahme ist der Bürgermeister davon nun endgültig abgerückt. Er sieht auch bauliche Schwierigkeiten. Das Bad-Gelände sei instabil, darunter befinde sich eine Grundwasserblase. Deshalb bestehe die Gefahr, dass das Schwimmbecken sich neigen würde. Rauballs Schlussfolgerung: "Hier lässt sich kein Bad mehr betreiben."
Dennoch steckt die Stadtverwaltung auch jetzt viel Geld in das der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft gehörende Bad-Gelände: Laut Rauball trägt sie ein Viertel der Kosten für die Pumpe, die den Grundwasseranstieg in Grenzen halten soll. Einfach abgestellt werden kann die Pumpe nicht, weil dann auch die Bauermeistersche Villa unter Wasser gesetzt würde - wie jüngst erst wieder geschehen, weil die Stromrechnung nicht vollständig bezahlt war.
CDU-Fraktionschef Lars-Jörn Zimmer betrachtet das IG-Bad denn auch "wenigstens noch als ganz kleine Chance. Schließlich müssen wir sowieso pumpen". Laut Zimmer hätte dem Gutachten aus Hannover noch eine genauere Kosten-Analyse zur Wieder-Eröffnung des Bades folgen müssen. "Die war angekündigt, aber die haben wir noch nicht", kritisiert er.
Erst wenn sie vorliege, könne endgültig über das IG-Bad entschieden werden, meint Zimmer. Ähnlich äußert sich PDS-Fraktionschefin Dagmar Zoschke, die eine Wiederbelebung der Anlage vorerst ebenfalls nicht ausschließen will. Doch Rauball kontert: "Im Stadtrat haben wir uns nur auf das mittlerweile vorgelegte Gutachten geeinigt." Für eine weitergehende Untersuchung sei kein Geld da. "Wenn eine Fraktion das gewollt hätte, hätte sie es bei den Haushaltsberatungen beantragen müssen."
Rauball setzt nun auf die Goitzsche. Geeignet für ein Bad wäre aus seiner Sicht der Teil des Sees in Nähe des Fritz-Heinrich-Stadions, das die Stadt ohnehin zum "Sportpark Süd" erweitern will. Doch dieses Projekt ist aus finanziellen Gründen erst einmal gestorben.
Für ein Goitzsche-Bad gibt es aber noch weitere Hürden: Noch ist das Planfeststellungsverfahren nicht abgeschlossen, deshalb die Goitzsche auch noch nicht bis zu ihrem Endstand geflutet. Dann, so Rauball, müssten die Böschungen sich noch setzen, müssten Eigentumsfragen geklärt und geplant werden - zehn Jahre könnten da leicht ins Land gehen.
Das wird auch in den Ratsfraktionen so gesehen, für die die Goitzsche-Idee im übrigen aber Charme hat. Denn den Bau eines ganz neuen Bades könne die Stadt sich wegen ihrer finanziellen Nöte ohnehin nicht leisten, meint Günter Schünke, Chef der Fraktion SPD/ WL Sport/Grüne/FDP. "Da favorisieren wir eher eine neue Schwimmhalle."
Hoher Bedarf an Geldern:
Rund 750 000 Mark (etwa 400 000 Euro)sind nach Berechnungen eines Schwimmbad-Experten aus Hannover nötig, um das IG-Bad wieder zu beleben. Erneuert werden müssten zum Beispiel die Beckenfugen und die Frischwasser-Zufuhr. Die Wasserfilter müssten komplett neu angeschafft werden, der bisherige Pächter hatte die alten ausgebaut. Das Gutachten war den Stadträten im November vergangenen Jahres übergeben worden.