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Viel Applaus für den ersten Auftritt

Von GERD LÜDTKE 31.08.2009, 17:04

BURGKEMNITZ/MZ. - Tobias schlug im Takt auf Bassklangstäbe zum begleitenden Flötenspiel und erhielt für seinen ersten öffentlichen Auftritt riesigen Applaus. Auch Torsten Wilhelm, Kai Kästner und Kevin Kosel gehören zu der Gruppe Jugendlicher, die beim Flötenspiel erste Kontakte zur Musik fanden. Was sie eint, ist der feste Wille, am Alltag teilzuhaben - trotz verschiedenartiger Handicaps.

Zum 16. Mal war die Musikschule "Gottfried Kirchhoff" Bitterfeld in der Caritas Wohn- und Förderstätte Burgkemnitz zu Gast. Die Leiterin der Musikschule Cornelia Toaspern nutzt sehr gern mit ihren Schülern die Möglichkeit, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. "Unter der großen Eiche im Schlosshof zu spielen, das ist für unsere Solisten in jedem Jahr wieder ein besonderes Erlebnis", so die Leiterin der Musikschule. So gestaltete sich das etwa einstündige Konzert für die vielen Zuhörer zu einem besonderen Erlebnis.

Wie die neunjährige Luisa Schwabe aus Sandersdorf ein Vivace auf der Geige spielte, ein Streichertrio zwei Stücke von Haydn und Telemann interpretierte, Jasmin Knitta das Lied "Ich will überleben" sang oder Maximilian Beuster auf der E-Gitarre eindrucksvoll einen Musiktitel von den "Böhsen Onkelz" spielte, war einfach toll.

Es war wohl die Mischung der einzelnen Musikrichtungen, die den Erfolg dieses Konzertes ausmachten. Die Harmonie, mit der Behinderte und gesunde junge Menschen miteinander im Konzert auftraten, kann man durchaus als Erfolg werten. Bernhard Maier, seit Januar Leiter der Caritas Wohn- und Förderstätte in Burgkemnitz, hätte gern als Dankeschön allen Mitwirkenden Blumen überreicht, aber der starke Applaus ersetzte diese Dankesgeste.

Unter der fürsorglichen Obhut von Betreuern leben in Burgkemnitz 60 schwerst und mehrfach Behinderte im Alter von zehn bis 75 Jahren in den fünf Wohnbereichen. Sechs Mitarbeiter sorgen in den einzelnen Bereichen rund um die Uhr für die Bewohner. Nach dem Umzug aus dem ehemaligen Schloss der Grafenfamilie von Bodenhausen in den 2002 fertig gestellten modernen Neubau haben sich die Bedingungen deutlich verbessert. In den fünf Wohnbereichen mit Ein- und Zweibettzimmern besteht die Möglichkeit, mit den Behinderten zusammen zu arbeiten und sie in den Alltag einzubinden. Außerdem gibt es in Bitterfeld noch Außenwohnbereiche.

Neu ist die Erweiterung der bestehenden Förderstätte. In speziell eingerichteten Räumen können die Heimbewohner an ausgewählte Tätigkeiten handwerklicher oder musischer Art herangeführt werden.

Die Burgkemnitzer Heimbewohner können nicht in Behindertenwerkstätten arbeiten, der Grad ihrer Behinderung lässt das nicht zu. Das gesamte Team der Betreuer, aber auch die zahlreichen technischen Kräfte, zum Beispiel Küche, Wäscherei und so weiter, sind mit viel Herzblut bei der Sache.

In den Händen von Betreuer Roland Wolff lag die Vorbereitung des diesjährigen Tages der offenen Tür. Neben den Aktivitäten des Betreuerteams drehte die Burgkemnitzer Feuerwehr mit Heimbewohnern einige Runden durch den Ort. Ausnahmsweise durften fünf Mitglieder der Goitzsche-Biker die Schlosswege befahren, sie hatten als Sozius jeweils begeisterte Heimbewohner mit.

Einige handwerklich versierte Betreuer hatten einen Verkaufsstand mit kleinen Geschenken sowie eine Tombola vorbereitet. An einem großen Kuchenbüfett konnten sich die Besucher stärken.

Viele Eltern, Großeltern und Freunde der Heimbewohner nutzten an diesem Tag die Angebote, lauschten dem Konzert und besuchten ihre Angehörigen. Dadurch gestaltete sich der Tag der offenen Tür wieder zu einem besonderen Höhepunkt im Leben der Heimbewohner und aller Besucher.