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Vandalismus in Bitterfeld-Wolfen Vandalismus in Bitterfeld-Wolfen: Was kann gegen die Graffiti-Plage unternommen werden?

Von Frank Czerwonn 18.05.2018, 06:00
Mauern wie am Bitterfelder Teichwall sind beliebte Objekte der Sprayer.
Mauern wie am Bitterfelder Teichwall sind beliebte Objekte der Sprayer. André Kehrer

Bitterfeld-Wolfen - Wilde Sprayereien an Mauern, beschmierte Stromkästen, verunzierte Haltestellen - in Bitterfeld-Wolfen werden illegale Graffiti zur dauerhaften Plage. Mitarbeiter der Stadt haben die Farbschmierereien erfasst - mit erschreckendem Ergebnis: Sie registrierten 995 Fälle an städtischen und privaten Objekten - ein extrem dicker Ordner voll. Der Schaden geht in die Hunderttausende Euro. Doch die Hoffnung, dem Vandalismus Einhalt bieten zu können, ist gering.

Illegale Graffiti sind Straftat

„Ganz neu ist dieses Thema für uns nicht“, räumt Kämmerer Rolf Hülßner ein. Doch habe sich etwas gravierend geändert: „Die Bürger sehen mehr weg als früher.“ Das hat Folgen: Neue Graffiti werden nicht schnell genug angezeigt. „Deshalb kommt die Polizei häufig zu spät, um noch Spuren sichern und ein Verfahren einleiten zu können“, erklärt Hülßner.

Das senke die Ermittlungschancen. Denn illegale Graffiti seien ein Straftatbestand, den die Stadt nicht selber ahnden kann. Fakt sei: „Es kommen keine Rudel von Leuten in die Stadt, um hier wild zu sprayen. Die Sprayer sind Bürger Bitterfeld-Wolfens.“

Finanzielle Folgen: Bitterfeld-Wolfen kann Geld für Beseitigung nicht aufbringen

Der Kämmerer rechnet die finanziellen Folgen vor: Die Beseitigung der Schmierereien würde allein an den 166 städtischen Objekten rund 120.000 Euro kosten. Geld, das die Stadt derzeit nicht aufbringen könnte. Doch die Mehrzahl von 775 Fällen sind private Gebäude. Insgesamt wäre also eine Summe weit über einer halben Million nötig.

Auch das perfekte Mittel zur Graffiti-Beseitigung ist noch nicht gefunden. Häufig lassen sich die Sprühereien nicht restlos entfernen oder die chemischen Mittel greifen den Untergrund an. Zudem dürfen laut Bau-Geschäftsbereichsleiter Stefan Hermann die Chemikalien nicht ins Grundwasser gelangen.

Sprayer halten sich nicht mehr an Ehrenkodex

„Bei Mitteln ohne Chemie muss man dafür mehrere Reinigungsgänge durchführen.“ Oft unterscheide sich danach die behandelte Stelle vom Rest des Untergrunds. „Dann sind zwar die Schmierereien weg, aber es bleibt eine unschöne Fassade.“ Die Variante, Flächen zum legalen Besprühen freizugeben, den Bitterfeld-Wolfen gegangen ist, habe nicht zu einer merklichen Reduzierung der illegalen Aktivitäten geführt.

„Offizielle Wände haben offenbar wenig Reiz“, so Hermann, der zudem festgestellt hat, dass der Ehrenkodex weg ist. Früher seien andere Sprayer nicht an gut gestaltete Flächen rangegangen. Das sei inzwischen anders - zum Beispiel bei den gestalteten Trafohäuschen der Stadtwerke.

Wo sprühen die Täter am häufigsten?

Doch welche Objekte fallen am häufigsten Farbanschlägen zum Opfer? Hülßner nennt Garagen, Elektrokästen, Hinweisschilder, Haltestellen, Mauerwerk an Brücken und verwahrloste Immobilien. Doch um große Bildwerke handele es sich selten.

„80 bis 90 Prozent der Fälle sind reine Schmierereien.“ Manchmal würde nicht mal richtige Sprayfarbe genutzt. Im Ordnungsausschuss sollen nun Maßnahmen zur Beseitigung der Missstände erörtert werden. Wobei Hülßner vor übertriebenen Hoffnungen warnt: „Überzeugende Modelle in anderen Kommunen lassen bisher auf sich warten, obwohl es schon gute Ansätze gibt.“ Doch ohne aktive Mithilfe der Einwohner und der Polizei gehe es nicht.

(mz)