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Wohin mit dem Klärschlamm? Unternehmen PD Energy will Verbrennungsanlage für Klärschlamm im Chemiepark Wolfen bauen

Von Stefan Schröter 14.05.2017, 07:00
Zwischen der B184 und der Parsevalstraße in Bitterfeld soll die neue Klärschlammverbrennungsanlage (KVA) entstehen.
Zwischen der B184 und der Parsevalstraße in Bitterfeld soll die neue Klärschlammverbrennungsanlage (KVA) entstehen. PD Energy

Bitterfeld - Michael Polk schiebt ein Großprojekt im Bitterfeld-Wolfener Chemiepark weiter voran. Zuletzt hat der Geschäftsführer der PD Energy GmbH die formelle öffentliche Beteiligung erledigt, derzeit liegt der Antrag für eine neue Klärschlammverbrennungsanlage (KVA) beim Landesverwaltungsamt.

Bis zu 60.000 Tonnen Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen könnten dort jährlich verbrannt werden. Mit der 60-Millionen-Euro-Investition wird es möglich, künftig den für Düngemittel wichtigen Phosphor zurückzugewinnen.

Klärschlamm darf bald nicht mehr auf den Acker

Anlass für die Pläne ist eine neue Verordnung der Bundesregierung, die der Bundestag bereits abgenickt hat. Wird das Gesetz verabschiedet, darf der Klärschlamm aus Kommunen nicht mehr auf Äcker verbracht werden, sondern muss in Verbrennungsanlagen.

Aus der Asche kann dann in einem zweiten Schritt das Phosphor rückgewonnen werden. „Da gibt es aber noch kein ausgereiftes Verfahren“, erklärt Geschäftsführer Polk.

PD Energy will Verbrennungsanlage bauen

Beim Verbrennen ist man schon weiter. Die PD Energy plant die Anlage neben ihrer bereits existierenden zur thermischen Restabfallbehandlung (TRB). Das Gebäude zur Klärschlammverbrennung soll ähnliche Dimensionen bekommen wie die TRB.

„Phosphor wird ein Mangelrohstoff“, blickt Geschäftsführer Polk in die Zukunft. Das Unternehmen will bereit sein, wenn die neue Verordnung auf Bundesebene kommt.

Anwohner befürchten Gestank

Allerdings stößt das Projekt teils auf wenig Gegenliebe. Manch Bitterfeld-Wolfener fürchtet zusätzlichen Gestank, sollte die KVA gebaut werden.

Geschäftsführer Polk versucht zu beruhigen: „Die Anlage wird nach außen geschlossen und mit Kapseln versehen sein. Sie wird einen Unterdruck haben, so dass keine Gerüche nach außen dringen können.“

Vielmehr werde Luft vor Ort abgesaugt und dann verbrannt. „Es wird Emissionen geben, die aber vernachlässigbar und vertretbar sind“, so Polk.

Pläne von PD Energy werden zurzeit begutachtet

Maßstab dafür sind das Bundes-Immissionsschutzgesetz und die Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL), erklärt das Landesverwaltungsamt der MZ. Derzeit begutachten dessen Mitarbeiter die Pläne der PD Energy.

Damit sie ihr Okay geben können, müssen sie „schädliche Umwelteinwirkungen und sonstige Gefahren, erhebliche Nachteile und Belästigungen für die Allgemeinheit und die Nachbarschaft“ für die Bevölkerung ausschließen können.

Die Behörde hat laut eigenen Angaben sieben Monate Zeit, derartige Anträge zu bearbeiten.

Verbrennungsanlage für 2021 geplant

Es dürften aber noch Jahre vergehen, bis die Verbrennung an der Oststraße beginnt. Geschäftsführer Polk rechnet nicht vor 2021 damit. Zumal sich die PD Energy auch noch nach potenziellen Kunden umschauen muss, damit die Anlage ausgelastet sein wird.

Das Klärwerk in Zörbig wird wohl zumindest anfangs außen vor bleiben. Das berichtet der Raguhn-Zörbiger Abwasserzweckverbands-Geschäftsführer Wilfried Eschke.

Enstorgungspreise könnten steigen

Denn in dem Gesetz steht, dass der Klärschlamm aus kleineren Kommunen weiterhin auf Äcker gebracht werden kann. Das betrifft Klärwerke, die für weniger als 50.000 Einwohner ausgelegt sind.

„Es kann uns aber noch durch andere Restriktionen treffen“, erklärt AZV-Geschäftsführer Eschke. Zum Beispiel, wenn auch die im Klärschlamm eingesetzten Polymere nicht mehr in der Landwirtschaft verbracht werden dürften. Bisher ist das erlaubt.

Sollte Eschkes AZV irgendwann unter die neue Klärschlamm-Verordnung fallen, rechnet er mit deutlich höheren Entsorgungspreisen. Erste vorsichtige Schätzungen gehen im AZV Raguhn-Zörbig davon aus, dass dadurch auch die Abwasserpreise um 20 Cent pro Kubikmeter steigen. Das würde für die Kunden Mehrkosten von rund sechs Euro pro Jahr kosten, schätzt Eschke.

20 neue Arbeitsplätze könnten entstehen

Setzt sich der politische Wille der Phosphor-Rückgewinnung durch, könnten im Chemiepark 20 neue Arbeitsplätze entstehen. Und Kläranlagenbetreiber aus der Region hätten kurze Wege für die Entsorgung. „Das Projekt würde dem Standort guttun“, sagt Polk. Die nächste ähnliche Anlage stünde bisher bei Berlin. (mz)