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Unfall mit Gefahrgut-Transporter

Von Karina Blüthgen 17.10.2004, 15:30

Wittenberg/MZ. - Zehn Minuten, nachdem der Notruf abgegeben war, erschienen 8.46 Uhr die Berufsfeuerwehr Wittenberg und die freiwillige Wehr aus Reinsdorf an der Unfallstelle. Die Männer der Berufswehr in Chemikalien-Schutzanzügen legten eine erste Wasserleitung bis kurz vor die Unfallstelle und holten den verletzten Autofahrer aus dem Gefahrenbereich. Den nach und nach eintreffenden Wehren wies Einsatzleiter Bernd Müller ihre Aufgaben zu.

Von Reinsdorfer und Apollensdorfer Seite wurden kilometerlange Wasserversorgungen aufgebaut, die im echten Einsatz einen Wasserschleier über die Unfallstelle gelegt hätten. ABC-Erkundungsfahrzeuge aus Jessen und Bad Schmiedeberg maßen die Gaskonzentration. Die Wehr aus Gräfenhainichen baute die Dekontaminationsstrecke auf, während die Werkfeuerwehr des SKW Piesteritz sich vorbereitete, das Leck abzudichten und das Umpumpen in den zweiten Lastzug (beide Fahrzeuge wurden von Scalar gestellt) vorzubereiten.

"Normalerweise machen wir einmal pro Jahr eine Übung im Werk", erläuterte Olaf Kracke von der Werkfeuerwehr. Dieses Jahr galt es außerhalb des Werkes mehrere Probleme zu bewältigen. Da war zum einen die ätzende Säure, die als Sauerstoff-Träger auch hohe Brandgefahr mit sich brachte. "Bei einem großen Leck wäre der Tank jetzt schon leer", sagte Kracke eineinhalb Stunden nach der Alarmierung. "Dann könnte man nur noch einen Wasserschleier legen." Dann galt es die unterschiedlichen Anfahrwege der Fahrzeuge zu berücksichtigen, vor allem den des Gefahrgutzuges. Vor dem Aufbau der Dekontaminationsstrecke dürfen die Männer in den Schutzanzügen nicht an den Tanklastzug. Nicht zuletzt wurde das Zusammenarbeiten der rund 100 Feuerwehrleute aus zwölf Wehren getestet.

Ob die Zeiten angemessen seien, fragte Wittenbergs Oberbürgermeister Eckhard Naumann (SPD), der sich die Übung ansah. "Schneller geht's nicht", bestätigte Kreisbrandmeister Frank Schneider, und auch Bernd Müller war mit den Zeiten zufrieden. Die Übung war zugleich ein Test für die Meldeketten im SKW Piesteritz und im Paul-Gerhardt-Stift. "Wir müssten im Ernstfall ja 80 Leute evakuieren", erklärte Hans-Jürgen Langrock, Sicherheitsingenieur im Stift.

Natürlich hätte man es noch komplizierter machen können. Es wurde die günstigste Windrichtung angenommen, bei der von beiden Seiten her Hilfskräfte zum Einsatz kamen. Und der "Verletzte" wurde relativ problemlos gerettet. "Ist das Fahrzeug verkeilt und der Verletzte schwer eingeklemmt, hilft nur eine Crash-Bergung", so Knut Stephan, Leiter der Berufsfeuerwehr. Dabei wird das Auto mit Hilfe einer Winde vom Gefahrgut-Lkw weggezogen. Gegen 11 Uhr wurde die Übung, die bis auf kleinere Mängel als gut eingeschätzt wurde, beendet. "Wären wir perfekt, bräuchten wir nicht üben", so Stephan.