Theodor-Körner-Platz Theodor-Körner-Platz: Der Park, der nie Park hieß

Bitterfeld - Von wegen Namen sind Schall und Rauch. Alteingesessene Bitterfelder sehen dies ganz anders. Das zeigt die Suche nach dem richtigen Namen für das Areal zwischen Feld-, Puschkin- und Schreberstraße. Heißt es Theodor-Körner-Platz oder doch -park? Die Klarstellung der Stadtverwaltung in der MZ, dass dieses Gebiet offiziell Körner-Platz heißt, löste einen Sturm des Widerspruchs aus. Park, Park, Park - so lautet das einstimmige Urteil jener meist älteren Bürger. Anders habe man das Körner-Areal nie genannt. Doch stimmt diese einhellige Aussage auch? Das Stöbern in historischen Unterlagen im Kreismuseum Bitterfeld offenbart Überraschendes.
Einweihung war im Jahr 1929
Dabei reicht die Historie gar nicht so weit zurück. Vor 90 Jahren jedenfalls gab es an dieser Stelle weder einen Platz noch einen Park. So verzeichnet der Stadtplan von 1925 dort zwar eine Planstraße, das Gebiet selbst aber ist noch unbebaut. „Das ändert sich erst 1929“, erzählt Museumsmitarbeiter Steven Pick. Das „Bitterfelder Tageblatt“ vom 15. Juli 1929 schildert, wie am Tag zuvor, einem Sonntag, um 11 Uhr an der Schreberstraße die „neu geschaffene, prachtvolle Friedrich-Ebert-Anlage“ eingeweiht wird.
Ihr Highlight ist ein Planschbecken für Kinder. Die Kapelle unter Leitung von Walter Bänsch spielt, und der Erste Bürgermeister Arthur Ebermann erzählt den zahlreichen Schaulustigen, wie man trotz der stets fehlenden Geldmittel die Anlage erbaut hat. Den Namen hatte übrigens der Magistrat beschlossen.
Namensänderung folgte 1939
Im Stadtplan von 1930 taucht die Friedrich-Ebert-Anlage dann folgerichtig auf. Nur acht Jahre später aber ist der Name des Sozialdemokraten und ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik schon wieder getilgt: 1938 heißt die Anlage Theodor-Körner-Platz. Wann genau die Umbenennung erfolgte, ist unklar. Weitere zehn Jahre später weist der Stadtplan den Friedrich-Ebert-Platz aus. „Ich vermute, dass mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten der Platz von Friedrich-Ebert-Anlage in Theodor-Körner-Platz umbenannt wurde und mit Ende des Zweiten Weltkrieges die Rückbenennung erfolgte, ehe daraus der Platz der DSF wurde“, so Pick.
Politische Gründe spielen bei Namensvergabe eine Rolle
Zumindest wird deutlich, dass politische Gründe bei der Benennung stets eine Rolle spielten: Ebert war das Symbol der Republik. Der Dichter Körner war den Nationalsozialisten wesentlich genehmer, hatte er doch Lieder in den Befreiungskriegen gegen Napoleon geschrieben und galt als patriotische Identifikationsfigur. Den Herrschenden in der DDR dagegen war die Deutsch-Sowjetische Freundschaft wichtiger, als Nationalsymbole. Nur eines blieb immer gleich: Das Wort Park tauchte im offiziellen Namen offenbar nie auf.
Bitterfelds Erster Bürgermeister Arthur Ebermann sagte in seiner Eröffnungsansprache zur Friedrich-Ebert-Anlage 1929, man sei immer bestrebt gewesen, für schöne Anlagen zu sorgen. Leider seien aber immer die Flügel infolge Mangels der nötigen Geldmitten beschnitten worden. Ebermann dankte den Stadtverordneten, der Gartenbaukommission, dem Stadtgärtner und allen Arbeitern für die Errichtung der Anlage. „Sorgen Sie dafür, dass diese Friedrich-Ebert-Anlage geschont und pfleglich behandelt wird.“ Bis zur Mittagsstunde konzertierte die Kapelle, währen die Menge auf und ab promenierte.
Volksmund fand eigene Bezeichnung
Dabei nannte der Volksmund die grüne Oase offenbar immer so. Das schildern mehrere Anwohner. „Ich bin dort mit meinen Freundinnen auf dem Weg zur Schule durchgegangen. Und wir haben immer gesagt: Wir gehen durch den Körnerpark“, erinnert sich Waltraud Förster, die in dem Gebiet aufgewachsen ist. Sie lebt seit 79 Jahren in der Schillerstraße. Die Anlage sei ja immer wie ein Park gewesen. „Dort waren Blumenrabatten, ein Springbrunnen in der Mitte, Bänke, auf denen sich ältere Leute unterhalten haben. Ich kenne das gar nicht anders als Körner-Park.“
Zeitzeugen haben ähnliche Erinnerungen
Eine andere Anwohnerin, die seit 1939 in ihrer Wohnung in der Schillerstraße lebt, hat ähnliche Erinnerungen. „Über den Namen Körner-Platz schütteln alle meine Bekannten den Kopf. Wir haben immer Körner-Park gesagt.“ Von Platz sei nie die Rede gewesen. Und Doris Schuber meint gar: „Zu DDR-Zeiten hieß es Park der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft. Aber es war eben immer ein Park, nie ein Platz. Deshalb haben wir Körner-Park dazu gesagt.“
1991 war letzte Umbenennung
Offenbar hat der Park-Charakter - trotz aller Veränderungen über die Jahrzehnte - prägender bei den Bitterfeldern gewirkt als jeder offizielle Namen. Das blieb auch nach der Wende so. Die Stadtverordneten beschlossen im April 1991 die Umbenennung von 35 Straßen. Dabei wurde aus dem Platz der DSF wieder der Theodor-Körner-Platz. Der Dichter hat den Vorrang vor dem Demokraten Ebert bekommen. (mz)

