Streetfood Festival in Bitterfeld Streetfood Festival in Bitterfeld: "Einmal Mehlwurm to go"

Bitterfeld - „Unser schwarzes Eis ist ein Highlight und am Stand mit den frittierten Mehlwürmern steht immer eine Schlange“, so der entspannte Typ mit dunkler Sonnenbrille und im grauen Kapuzenpulli. Bei ihm liefen die Fäden für ein Event zusammen, das in dieser Form zum ersten Mal in Bitterfeld stattgefunden hat. Thomas Franzki machte am Wochenende mit seinem Team und dem mittlerweile deutschlandweit erfolgreichen Konzept „Street Food Festival“ an der Goitzsche Halt.
Was steckt hinter Street Food?
Street Food umfasst ausgefallene, oft internationale Gerichte, die in kreativ gestalteten Imbissbuden, sogenannten „Food Trucks“ zum Verkauf angeboten werden. Die meist snackartigen Speisen gelangen dann von der Hand direkt in den Mund. In Bitterfeld wurde an knapp 50 Ständen gerührt, frittiert oder gebraten. Hier gab es mexikanische Tacos, dort wurden kroatische Cevapcici oder indische Teigtaschen verzehrt.
„Circa 80 Prozent unserer Anbieter haben keinen deutschen Hintergrund“, meinte Franzki, Produktionsleiter der Street Art Event GmbH. Bei dem Veranstaltungsteam geht es trotz der vielen Pendler familiär zu: „Hier fragt keiner: Kann ich deinen Pass sehen“. Die Köchin aus Uganda gehört wie der französische Crêpestand zum Repertoire, auch wenn bei jedem Festival unterschiedliche Partner angefragt werden. Liebevoll schreibt sich die kulinarische Karawane selbst den Slogan „United Colours of Street Food“ zu.
Es riecht also nach Wiener Gebäck, gegartem Schweinenacken aus Europas größtem mobilen Smoker von 3,5 Tonnen oder scharf gewürzten Reisspeisen. Trotz des herbstlichen Regenwetters machten sich viele Interessierte zum Stadthafen auf. Vor allem jüngere Leute freuten sich, dass dieses Veranstaltungsformat auch in kleinere Städte vordringt. Einige haben bereits vom Street Food Festival gehört und können nun Zuhause staunen, wie gut Kaffee aus Kamerun oder Spezialitäten aus Aserbaidschan schmecken. Auch Jasmin Feick aus Burgkemnitz ist zum ersten Mal dabei: „Ich konnte eine frittierte Heuschrecke probieren - das bekommt man nicht jeden Tag!“
Wie bitte? Frittierte Insekten? „Ja“, bestätigt auch Franzki: „viele Leute sind mutig und probieren etwas Fremdes. Manche sagen sogar: „Ich genieße das jetzt.“
Street Food für Deutschland
Seinen Anfang fand das Festival voller Köstlichkeiten vor zwei Jahren in Magdeburg. Dabei ist den Veranstaltern bewusst, dass Street Food in Asien oder Südamerika einen anderen Rahmen hat und in Deutschland an mitteleuropäische Erwartungen angepasst wurde. Viele Besucher gehen mit bestimmten Vorstellungen an zum Beispiel chinesisches Essen heran, weil sie es so „aus dem Fernsehen kennen“.
In jeder Stadt müssen die Planer mit einem anderen Gelände klarkommen. Die Location am Bitterfelder Stadthafen bot eine besucherfreundliche Flaniermeile, doch sei das Festival auch vier Mal so groß möglich, schätzt Franzki.
Wenn möglich, werden regionale Akteure zum Feilbieten ihrer Ware eingeladen. In Bitterfeld waren Braumeister aus Leipzig zu Gast, die sogenanntes „Craft Beer“, also handwerklich hergestelltes Bier ausschenkten.
Nachhaltig kosten
Zum Street Food Festival gehören Verpackung und damit Plastikabfälle dazu, aber die Veranstalter bemühen sich um Nachhaltigkeit. Vorgefertigte Speisen sowie Konserven gehören einfach nicht dazu. Denn auch das ist ein Hingucker in den mobilen Garküchen: die Gäste erleben, wie italienische Panini belegt oder Süßkartoffelstreifen zu „Potato Locken“ geraspelt werden.
Franzki und seine Kollegen bekommen auch aus anderen Ländern Input aus der Street-Food-Szene. In den USA punktete im letzten Jahr der klassische Kartoffelsalat aus Deutschland als etwas Besonderes. Noch nicht bei uns angekommen sind beispielsweise trendige Sandwiches aus Korea.
Unterstützt und verbreitet wurde diese Form der kulinarischen Weiterbildung auch durch verschiedene Fernsehbeiträge. So gelangten Gerichte aus fremden Welten in hiesige Köpfe. Mittlerweile, gibt Franzki zu, seien die Partner des Festivals recht professionell unterwegs. Junge, kleine Unternehmer könnten dem wirtschaftlichen Druck oft nicht standhalten. Trotzdem feierten nicht nur er, sondern auch alle Bitterfelder eines: Vielfalt. (mz)
