Störche in Friedersdorf Störche in Friedersdorf: Ein Horst für die Zukunft

Friedersdorf/MZ - Ruhig und beschaulich ist es an den Muldeauen in Friedersdorf. Vom Wiesenweg führt eine kleine Straße, die für den Verkehr gesperrt ist, an den Auen entlang. Ideal für Spaziergänger und Naturfreunde. Die idyllische Ruhe wird nur von Vogelgezwitscher und dem Wind, der durch das hohe Gras und die Bäume rauscht, unterbrochen. Und von einem scheppernden Tieflader. Der bahnt sich am Donnerstag seinen Weg über die schmale Straße und kommt erst unter den Weiden auf dem Grundstück von Manfred Sternitzky zum Stehen. Geladen hat er einen zehn Meter hohen Lichtmast aus Beton. Die darauf gewachsene Moosschicht zeugt davon, dass der Mast schon einige Winter hinter sich hat. Nun soll er für viele weitere Jahre zwischen den Weiden stehen und einen Nistplatz für die Störche halten.
Als sich im März die Störche auf dem noch genutzten Schornstein der Kita „Wiesenzwerge“ niederließen, mussten sie verjagt werden. Der Nabu auf der Suche nach Ersatz, konnte sich schnell mit dem Friedersdorfer Manfred Sternitzky einigen - der Mast samt aufgebauter Nisthilfe kann auf seinem Grundstück stehen. Die Alternative kam jedoch zu spät für das diesjährige Storchenpaar. Es konnte und wollte nicht auf den Nabu warten und suchte sich einen neuen Schornstein auf dem Dach der Gärtnerei in Friedersdorf.
"Für die Zukunft"
Der Ersatzhorst wird trotzdem gebaut - „für die Zukunft“, wie Frank Koch vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) sagt. Der Greifarm auf dem Tieflader soll dafür nun ein zwei Meter tiefes Loch ausheben. „Keine große Sache, in einer halben Stunde steht der Mast“, so ein Mitarbeiter der Bau-Firma. Die Schaufeln greifen sanft in die trockene Erde und heben ein Stück heraus. Doch plötzlich spritzt das Öl. Der Mann am Greifarm flucht. Und die Arbeit steht still - nach nur wenigen Minuten.
„Wir brauchen eine neue Hydraulikleitung“, ruft ein Mitarbeiter. „Ihr braucht euch mit dem Anbringen der Nisthilfe an den Mast nicht zu beeilen. Das dauert jetzt“, fügt er hinzu und verschwindet mit dem Handy am Ohr.
Frank Koch, Manfred Richter, Wolfgang Wecke und Walter Ziege lassen sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Aus Kochs Auto wuchten sie ein Metallrad, dass genügend Platz für ein Storchennest bietet. Koch lässt die Funken sprühen und flext die letzten Kanten ab, damit das Rad auf den Mast passt. Alles soll perfekt sein.
Auf einmal kommt auch Manfred Sternitzky mit schnellem Schritt und rotem Kopf angerannt. Der Rentner hätte das Spektakel auf seinem Grundstück um ein Haar verpasst. „Mensch, ich war Angeln. Ich habe alles zusammengepackt und bin losgefahren“, sagt er und atmet erst einmal tief durch. „Von mir aus könnt ihr hier zehn solche Horste aufbauen.“ „Einer reicht“, sagt Koch lachend und klopft Sternitzky auf die Schulter.
Ein sicherer Ort
Plötzlich schleppt der Rentner unzählige Äste von einer seiner Weiden heran. „Die machen wir alle an das Rad.“ Mit Kneifzange und Draht befestigen die Männer vom Nabu zusammen mit Manfred Sternitzky solange Holz an dem Rad, bis das kaum noch zu erkennen ist. Aber das wichtigste kommt zum Schluss - die weiße Farbe. „Na ja, das sieht aus, als ob da schon mal ein Storch gesessen hätte“, sagt Wolfgang Wecke. „Die Farbe signalisiert dem Paar, dass das ein sicherer Ort ist.“
Mehr brauchen Störche nicht, um sich wohlzufühlen. Und während die Männer vom Nabu sich mit Scherzen die Zeit vertreiben, ist der Greifarm wieder bei der Arbeit. Innerhalb weniger Minuten ist das Loch tief genug. Behutsam hebt der Kran den Zehn-Meter-Mast an und lässt ihn über das Gras zwischen die Weiden schweben. Treffsicher abgesetzt, wird er noch mit Beton befestigt. Dann ziehen die Arbeiter ab und in den Muldeauen kehrt wieder Ruhe ein.
