Schulschließung Schulschließung: Countdown für lang erwartetes Ende
Straach/MZ. - Das fünftletzte Mal auf den Bänken im Hof sitzen, das viertletzte Volleyballspiel in der großen Pause, das drittletzte Klingeln zum Unterrichtsanfang. Der Countdown in Straach läuft. Am nächsten Mittwoch schließen die Pforten der Sekundarschule ein für alle Mal.
Es ist ein lang erwartetes Ende. "Von dem Moment, als die Cobbelsdorfer Schüler nicht mehr nach Straach geschickt wurden, habe ich damit gerechnet, dass es irgendwann einmal zu Ende sein wird", sagt der letzte Leiter der Sekundarschule, Dieter Kudernatsch. 1996 war das. Damals hatte Kudernatsch noch für ein Modellprojekt zum Erhalt einer Schule "auf dem flachen Land" geworben. "Damals hat man mich ausgelacht, als ich gewarnt habe", erinnert er sich. Bald wird es im gesamten Nordkreis keine Sekundarschule mehr geben.
Es liegt einiges an Traurigkeit über der Straacher Schule. Draußen vor dem Eingang haben sich die letzten Schüler auf den alten Steinplatten verewigt, drinnen steht schon ein Teil des Mobiliars abholbereit. Am Mittwochnachmittag wurde bei einer Begehung festgelegt, was der Gemeinde als Eigentümer des Hauses gehört und was der Landkreis an an andere Schulen verteilen kann. Und das ist nicht wenig. Fahrbare Videoeinheiten, Tageslicht-Projektoren und Computer. "Unsere Schule war gut ausgerüstet", sagt Kudernatsch - dank einer Initiative der Bertelsmannstiftung. "Uns ging's deshalb ein bisschen besser als anderen Schulen."
Doch damit ist jetzt Schluss. Auch mit den Projekten, die es so nur in Straach gab - oder mit denen zumindest sehr früh begonnen worden war. Ein Beispiel? Das Konzept "Für eine Schule zum Wohlfühlen", das 1998 ins Leben gerufen worden war, um der "Gewalt auf dem Schulhof" Einhalt zu gebieten. Oder das Modellprojekt, bei dem Klassik im Klassenzimmer beim Lernen helfen sollte. "Das ist jetzt alles vorbei", meint Kudernatsch.
Spurlos geht das allerdings auch an den 95 Schülern nicht vorbei, die bis Mittwoch noch Unterricht haben. "Die räumen jetzt ja schon einige Zimmer aus", klagt Oliver Lehmann. Und auch die Lehrer könnten ihre Enttäuschung manchmal nur schwer verbergen. So wie Marion Tomaschek, die seit 34 Jahren in Straach unterrichtet hat und nun für ihr letztes Jahr vor der Ruhephase der Altersteilzeit nach Reinsdorf wechselt - genau wie ihre Schützlinge. "Ich hatte gehofft, mein letztes Jahr noch hier zu verbringen", sagt sie. Die Abschlussfeier mit ihrer Klasse und den Eltern jedenfalls ging nicht ohne Tränen über die Bühne.
Bei den Schülern ist es eher die Unsicherheit. "Wir wollen eigentlich lieber hier bleiben", meint Christian Machalett. Neue Lehrer, andere Schwerpunkte und getrennte Klassenverbände - "wir müssen uns komplett umstellen". Die Stimmung jedenfalls sei mies.
Das hat auch Direktor Kudernatsch bemerkt. "Ich hatte gehofft, die Situation würde dazu führen, dass die Schüler sorgfältiger miteinander umgehen", meint er. Doch stattdessen seien sie noch rabiater als zuvor. Fast täglich höre er, wozu man sich denn anstrengen solle, es werde sowieso bald alles anders. "Ich denke, dahinter steckt eine Portion Angst, die sie mit cool sein überdecken."