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Ringreiten Ringreiten: Thurland pflegt Tradition hoch zu Ross

Von Lars Skowronski 20.05.2002, 15:30

Thurland/MZ. - Tradition wird in Thurland seit jeher groß geschrieben. Bester Beweis dafür ist das seit fast einem Jahrhundert immer wieder zu Pfingsten stattfindende Ringreiten, zu dem sich am vergangenen Wochenende neben Ross und Reiter auch hunderte Besucher auf der Festwiese des Ortes einfanden. "Wir halten hoch die alten Sitten, so wird in Thurland wieder nach dem Ring geritten", reimte Moderator Frank Schmidt zum Auftakt des geschichtsträchtigen Wettkampfes.

Am Pfingstmontag, pünktlich um 14 Uhr, geraten Bierzelt, Bratwurststand und Eiswagen zur Nebensache. Nur ein paar Kinder tollen noch um Losbude und Karussell herum, der Rest des Publikums wartet gespannt vor dem abgesperrten Parcours auf den Start des Ringreitens.

In der Menge steht auch der Vorsitzende des ausrichtenden Pfingstvereins, Hagen Dreißig. Sein Blick gilt jedoch eher dem Himmel als dem Treiben auf dem grünen Rasen. "Zum Glück scheint uns heute von dort oben nichts zu drohen", meint er beruhigt, den Finger gen Himmel gerichtet und wohl den sonntäglichen Regen noch im Hinterkopf. Die insgesamt 27 Teilnehmer auf der Wiese haben derweil anderes im Sinn. Ihre Aufmerksamkeit gilt zwei Hindernissen, die Dreißig und seine Helfer aufgebaut haben. An einer Querlatte, gestützt von zwei Holzstangen, thronen die Objekte der Begierde - die Ringe. Soviel wie möglich von diesen gilt es in den sechs Durchgängen, geritten im Trab oder Galopp, herunter zu holen und dabei eine möglichst gute Figur zu machen. "Vor allem anderen ist das natürlich eine Geschicklichkeitsübung. Wer sein Pferd am besten im Griff hat, dessen Chancen sind natürlich auch groß, die Ringe zu erwischen", erklärt Dreißig fachmännisch.

Wann aber hat das alles angefangen? "Hm, die Frage nach der Tradition", erwidert Dreißig und legt die Stirn in Falten: "Am besten, da fragen wir die Älteren." Einer dieser Älteren ist sein Großvater. Friedrich Dreißig, selbst mehrfacher Starter und zweifacher Gewinner des Ringreitens, weiß einige Geschichten zu erzählen. "So richtig können wir unser Fest nicht zurück datieren, aber es muss wohl so um das Jahr 1909 oder 1910 entstanden sein", grübelt Dreißig-Senior. Damals habe man zusammen mit Leuten aus den umliegenden Orten die Maien aus dem Wald geholt und in den Dörfern verteilt. An den darauf folgenden Tagen sei es dann mit Kegeln, Preisschießen und eben jenem Ringreiten hoch her gegangen. "Natürlich in viel bescheidenerem Rahmen", schmunzelt der rüstige Rentner.

Als Friedrich Dreißig diese Geschichte erzählt, wird die Historie des Thurländer Ringreitens nebenan schon fortgeschrieben. Sandra Kister heißt die stolze Siegerin des diesjährigen Wettbewerbs, die sich jetzt über die Siegerschleife und eine Flasche Schaumwein freuen darf. Zusammen mit ihrem Pferd Freia erwies sich die junge Frau vom Reiterhof Dreilinden in Lausigk als das geschickteste Gespann im Kampf um die kleinen Ringe.