Projekttag: Projekttag: Eine phantastische neue Welt

WOLFEN/MZ. - Das donnert und kracht. Die Maschinen dröhnen und deren Werkzeuge bewegen sich wie von Geisterhand. Sie stanzen Löcher in Bleche und spucken dann gelöcherte Vierecke aus. So was hat Karla noch nie gesehen. Auch Lorenz staunt.

Die älteren Kinder der Zörbiger Kita "Max und Moritz" stehen in der Produktionshalle des Backofenherstellers Wiesheu in Wolfen. Markus Rau, der sonst die schweren Stanzen programmiert, hat heute eine andere Aufgabe: Er führt die 21 Kinder behutsam durch den Betrieb, zeigt ihnen hier etwas Interessantes, deutet dort auf etwas Gewaltiges, erklärt und erzählt Spannendes, so dass ihm die Kids förmlich an den Lippen zu hängen scheinen.

Eine solche ungewöhnliche Exkursion haben bisher weder Kindergartenkinder noch Wiesheu-Mitarbeiter erlebt. "Wir gestalten zwar öfter Projekttage mit den Großen, die haben aber noch nie in einen Produktionsbetrieb geführt", erklärt Erzieherin Birgit Kunze. Doch dieser hat einen bewussten Hintergrund: Am 11. November feiert die Kita ihr 50-jähriges Bestehen. Auf dem Fest soll es unter anderem heiße Pizza und Gebäck aus dem Backofen geben - und der soll vor Ort stehen. So hat es sich das Team der Erzieherinnen gedacht.

Das Unternehmen Wiesheu, alleiniger Hersteller von Ladenbacköfen in Deutschland, wird für das Fest einen Ofen zur Verfügung stellen. "Den Kontakt hat der Vater eines unserer Kinder hergestellt, und wir wurden mit offenen Armen empfangen. Da waren wir neugierig und wollten die Firma kennen lernen", berichtet Erzieherin Daniela Giehrisch. Und das haben die Mädchen und Jungen auch noch auf ganz andere Art getan: Sie haben zusammen mit Olaf Mieth im Vorführ- und Seminarraum, in dem die Ofenkollektion der Firma vorgestellt wird, Brötchen und Hefezöpfe, Phantasie-Kringel und Pizza gebacken. Zunächst mit beiden Händen im Mehl und im Teig, dann mit großen Augen vor den gläsernen Sicherheitstüren der Backöfen haben sie erlebt, wie flink ihr Mittagessen zustande kommt.

Mieth, Mitarbeiter im Bereich Anwendungstechnik, ist Neugier um sich herum gewohnt. Als Reise-Backmeister ist er zwischen Europa und Asien, zwischen Afrika und Amerika unterwegs, um die Backöfen des Unternehmens vorzustellen, Kunden anzulernen oder die Öfen "einzubacken". Doch mit quirligen Kindern hat er in seinem Job bislang noch nichts zu tun gehabt. "Es hat Spaß gemacht, das könnte ruhig öfter mal sein", meint er. Immerhin ist es eine schöne Abwechslung. Denn sonst steht er in seinen Seminaren, zu denen auch die praktische Vorführung gehört, ausschließlich vor Erwachsenen. Das Interesse an Wiesheu-Produkten ist groß, sagt Mieth. Weltweit.

Die Laden-Öfen werden vor allem in Tankstellenshops, in Bäckereiläden, Gaststätten, Bistros, Kaufhallen benutzt. "Der Trend, im Laden zu backen, setzt sich immer mehr durch. Davon profizieren wir", sagt er. "So sind wir auch gut an der Krise vorbeigekommen."

Rund 7 000 Öfen in acht verschiedenen Typen werden im Jahr an den Betriebsstandorten Wolfen und Affalterbach (Baden-Württemberg) produziert.