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Poststreik in Bitterfeld-Wolfen Poststreik in Bitterfeld-Wolfen: Post als Gesundheitsbremse

Von Michael Maul 23.06.2015, 18:03
Zurzeit liegen die Briefe größtenteils in Verteilzentren. Zugestellt werden bundesweit etwa 80 Prozent der Post, das aber regional unterschiedlich.
Zurzeit liegen die Briefe größtenteils in Verteilzentren. Zugestellt werden bundesweit etwa 80 Prozent der Post, das aber regional unterschiedlich. DPA Lizenz

Bitterfeld-Wolfen - Verzögerungen? Diese Standard-Vertröstung durch die Post kann ein Leser, der seinen Namen nicht in der Zeitung sehen möchte, nicht mehr nachvollziehen. Er wartet seit dem 9. Juni auf wichtige Medikamente, die er in einer Online-Apotheke bestellt hat.

„Normalerweise klappt das immer innerhalb von drei bis vier Tagen“, sagt er. Schon sehr oft habe er seine dringend benötigte Medizin über das Internet bestellt und sich auch immer gut bedient gefühlt - auch durch die Deutsche Post. Was jetzt aber geschehe, könne er nicht mehr nachvollziehen. Zumal seine Postsendung immer mit „Dringende medizinische Sendung“ gekennzeichnet werde.

"Hoffentlich spielt der Mediziner da mit"

Für ihn bedeute es, wieder zum Arzt zu gehen und sich ein neues Rezept ausstellen zu lassen. Viele Wege, die dem Mann aus Wolfen nicht unbedingt leicht fallen. „Hoffentlich spielt der Mediziner da mit“, ist seine große Sorge. Er habe sich schon im Internet durch die unterschiedlichsten Informationsdienste geklickt und herausgefunden, dass sein Paket im Postverteilzentrum in Radefeld liegt. „Soll ich nun dorthin fahren und mein Paket abholen?“, fragt er sich.

Ähnlich geht es Frau Kirste aus Wolfen. Sie hat am 9. Juni Briefe in den Postkasten auf dem Bitterfelder Markt eingeworfen. „Darin sind Unterlagen, die für die Beantragung von Hartz-4-Unterstützung wichtig sind“, sagt sie. Anfragen bei der Post hätten auch ihr nur Vertröstungen eingebracht. „Keiner kann mir sagen, wo sich meine Post befindet“, so Kirste. Da Termine bei den Ämtern immer genau eingehalten werden müssten, hat die Wolfenerin nun Bedenken, dass ihre Leistungen nicht genehmigt würden oder sie gar mit Sanktionen seitens des Amtes rechnen müsse.

Viele unbeantwortete Fragen hat auch Katarina Schmidt aus Wolfen. Aus kleinen Dörfern rings um die Städte höre man, dass da die Post normal ausgetragen werde. Woran diese Unterschiede liegen, könne ihr niemand sagen. Interessant wäre auch zu wissen, wo eigentlich die ganze Post liege. So ein großes Lager könne doch keiner haben. „Und wird dann alles auf einmal zugestellt, wenn der Streik vorbei ist?“ Das passe doch gar nicht in die Briefkästen.

80 Prozent werden zugestellt

Tina Birke von der Pressestelle der DHL-Group sagt dazu: „Durch den Einsatz von rund 40.000 Beamten die nicht streiken, können wir bundesweit rund 80 Prozent der Brief- und Paketsendungen trotz des Verdi-Streiks zustellen.“ Die unterschiedliche Zustellung in kleinen Orten sei damit zu erklären, dass sich an manchen Orten nicht so viele Postangestellte im Streik befänden. Man bedauere es sehr, wenn des dennoch für Kunden zu Verzögerungen komme. Nicht zugestellte Sendungen würden in den Versandzentren zwischengelagert und in den Folgetagen komplett zugestellt.

Post ist nicht haftbar

Juristisch gelte ein Streik als höhere Gewalt, das heißt, die Deutsche Post ist nicht haftbar, wenn es zu Verzögerungen kommt, so die Sprecherin. Es sei bei der großen Anzahl täglicher Sendungen (65 Millionen Briefe, 4,3 Millionen Pakete) zudem unmöglich, einzelne Sendungen aus dem Zustellprozess herauszugreifen. Die Deutsche Post mache generell keine Garantieaussagen zur Laufzeit von Sendungen. Bei wichtigen Sendungen rate man, diese mit DHL Express zu verschicken, da dort die vereinbarte Laufzeit garantiert werde.

Verdi will durch den Streik die Abschaffung der seit Monaten tätigen Regionalgesellschaften für die Paketzustellung sowie eine Verlängerung der Schutzregelungen zu Kündigungen und Fremdvergabe erreichen. (mz)