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Nach der Flut Nach der Flut: Trotz Regen schöne Tage im Allgäu

Von Iris Lademann 04.11.2002, 21:47

Raguhn/Sonthofen/MZ. - Vergangenen Freitag: Pünktlich um acht Uhr setzt sich der Bus mit Helfern, die teilweise selbst von der Hochwasserflut betroffen waren, und ihren Familien Richtung Allgäu in Bewegung. Andreas Josat, Oberbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Raguhn, hat für "seine" Feuerwehr-Torte ein sicheres Plätzchen gefunden. Schließlich soll sie am Samstagabend zum Empfang den Kameraden der Sonthofener Wehr übergeben werden.

Nach gut neun Stunden Fahrt ist das Ziel erreicht. Im Allgäu-Stern-Hotel von Sonthofen, der südlichsten Stadt Deutschlands mit rund 21000 Einwohnern, werden die insgesamt 50 Gäste herzlich empfangen. Im Haus, das über 900 Betten verfügt, erwartet sie bei freier Kost und Logis ein schönes und erlebnisreiches Wochenende. Nach all dem Schlimmen, was die Flut mit sich gebracht hat, eine willkommene Abwechslung.

Dieser Meinung kann sich Familie Nitsche nur anschließen. Denn die vierköpfige Familie wohnt noch immer in ihrer Raguhner Zweitwohnung. "Das Wasser stand über einen Meter in allen unteren Räumen", erzählt Sabine Nitsche. Ihr Haus, darüber ist sich die Familie im Klaren, wird erst im kommenden Jahr wieder bezugsfertig sein. Ehemann Wilfried kämpfte zu dieser Zeit, so, wie viele andere seiner Kameraden auch, an zwei Fronten. Denn er ist Zugführer bei der Raguhner Feuerwehr.

"Für den Samstag ist auch eine Fahrt hinauf zum Nebelhorn geplant und zur Schiflugschanze", gibt Bürgermeister August Pietsch die Route für den nächsten Tag bekannt. Doch als der Morgen anbricht, gießt es wie aus Kannen und hört den gesamten Tag über nicht auf. Doch für die hochwassererprobten Raguhner, wie sie selbst über sich sagen, sei der Regen kein Problem. Im Reisebus geht es durch das Illertal Richtung Oberstdorf.

Auf dem Gipfel des 2224 Meter hohen Nebelhorns stürmt und schneit es. Doch in der Hütte ist es gemütlich. Der "Jagertee" wärmt ordentlich durch. Auf der Talfahrt in der 50-Mann-Kabine geht es deshalb wohl nicht mehr so steif zu wie auf der Bergfahrt. Nach dem Abstecher zur Schattenbergschanze, auf der in jedem Jahr die Vier-Schanzen-Tournee beginnt und der Fahrt durchs Kleinwalsertal ist am Nachmittag wieder das Hotel erreicht. "Pünktlich um 19.30 Uhr treffen wir uns im Weinkeller", der Hinweis von Pietsch.

Dort werden die Gäste von Geschäftsführer des Hauses, Dr. Werner Rieder, empfangen. Neben ihm steht ein junger Mann, der sich in seiner Haut aber nicht so recht wohl zu fühlen scheint. Trotzdem lässt der 20-jährige Azubi die Lobeshymnen über sich ergehen. "Ihm haben wir es zu verdanken", klopft der Chef ihm anerkennend auf die Schulter, "dass wir heute hier zusammen gekommen sind." Nachdem Michael Peters aus dem thüringischen Sömmerda die Bilder über die Flut im Fernsehen gesehen hatte, organisierte er unter den Hotelmitarbeitern eine Spendenaktion, die Kreise zog. Radio, Zeitung, Politik und Wirtschaft hoben die Initiative "Das Allgäu hilft" aus der Taufe. Aus diesem Fonds und weiteren Spendenaktionen konnten an diesem Abend dem Vertreter von Raguhn, August Pietsch insgesamt 16000 Euro übergeben werden.