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MZ vor Ort MZ vor Ort: Halbes Dorf auf den Beinen

Von Christian Schafmeister 19.07.2002, 13:10

Rötzsch/MZ. - Das halbe Dorf war in Rötzsch auf den Beinen, als die MZ am Donnerstag Nachmittag "vor Ort" war. Und das nicht nur im übertragenenen Sinne, denn genau 25 der insgesamt 50 Einwohner hatten sich trotz des Regenwetters eingefunden.

Und zu besprechen gab's genug, wie beispielsweise die neue Hanf-Fabrik, die in Rötzsch demnächst errichtet werden soll. Vier Millionen Euro sollen für das Vorhaben investiert werden, 25 neue Arbeitsplätze könnten dort entstehen, so Werner Wächter, Vorstands-Vorsitzender bei der Hanf-Gesellschaft des Landes. Doch es gibt auch Kritik an dem Vorhaben. "Hier laufen doch bereits heute schon die Füchse im Dorf, zudem gibt es Ärger mit Ungeziefer", betonte Jochen Sieg im Hinblick auf den gelagerten Hanf.

"Aus seinem Blickwinkel sind die Vorwürfe zwar berechtigt", räumte Wächter ein, betonte aber zugleich, dass sich das Problem dann erledige, wenn die Anlage laufe und der Hanf verarbeitet werde. Unterstützung für das Projekt kommt nicht zuletzt deshalb auch von Bürgermeisterin Ingrid Janott. "Das wäre ein echtes Aushängeschild für die Gemeinde", erklärte sie.

Und auch Gerhard Hoppe ist dafür. "Ruinen haben wir doch schon genug", sagte er. Doch die Befürworter drängen jetzt auf eine Entscheidung innerhalb der kommenden sechs Wochen. "Denn auch das Nachbarland Sachsen hat sich bereits angeboten", sagte Wächter.

Ganz andere Sorgen hat dagegen Helmut Specht. Er wohnt in der so genannten Vorstadt, direkt an der 1997 fertig gestellten Kreisstraße. "Unsere Toreinfahrten sind jedoch bis heute nicht gemacht, und das, obwohl ich diese Frage schon damals angesprochen habe", ärgerte sich der Anwohner. Und auch die Betonschwellen längst entfernter Masten seien dort noch immer im Boden, monierte er.

Was ebenfalls noch fehlt im Dorf sind zudem ein Briefkasten und ein Wartehäuschen für den Bus. "Wir wollen doch auch mal einen Hauptgewinn abfassen", sagte Anneliese Hoppe, die noch wie alle anderen bis nach Dabrun laufen muss, um dort ihre Post einwerfen zu können. Und an dem Wartehäuschen sind vor allem die Schülerinnen interessiert. "Wir stehen bisher doch bei Wind und Wetter stets im Freien", sagte die 15-jährige Daniela.

"Uns würde dabei doch schon eine Bank mit Dach reichen", ergänzte die elfjährige Annika. Dafür haben beide schon recht konkrete Vorstellungen für die Zeit nach der Schule. "Ich möchte später mal als Hotel-Fachfrau arbeiten", so Daniela. Ihre jüngere Freundin zieht es in den Kosmetik-Bereich.

"Heilfroh" über die Hauptstraße im Ort, die jetzt neu gebaut werden soll, ist hingegen Martha Weber. "Da haben wir doch fast 50 Jahre drauf gewartet", erklärte die ältere Dame. Nach Auskunft der Bürgermeisterin sollen die Arbeiten dort im Januar 2003 abgeschlossen sein. "Wir müssen aber auch Sicherheiten einbauen, schließlich wird dort oft durchgereist, meinte ein Anwohner.

Zum Schluss gab es gar noch Lob für die MZ-Serie. "Das ist wirklich eine sehr tolle Sache, die sie in jedem Fall fortführen sollten", erklärte Jochen Sieg.