Mit einem Pferd fing die ganz große Liebe an
RAGUHN/MZ. - Für Aron muss man schon Platz machen. Und auf die Waage bringt die stattliche Bordeaux-Dogge garantiert mehr als die Tierärztin, deren liebster Freund er ist. Dennoch lässt sich Aron ganz gemütlich neben Sandra Unglaube nieder. Auch der Trubel, der zur Eröffnung der Praxis der promovierten Veterinärmedizinerin in der Halleschen Straße Raguhn um ihn herum ist, bringt ihn nicht aus der Ruhe.
2004 hat Sandra Unglaube ihr Studium an der Leipziger Universität abgeschlossen. In ihrer Doktorarbeit hat sie sich mit dem Gebiet Parasitologie befasst. "Dass ich mit Tieren arbeiten will, das stand für mich schon als Kind fest", sagt die junge Frau. "Dass ich mich mal selbständig machen würde, das war den Umständen geschuldet und der Tatsache, dass ich als Angestellte nicht in der Region hätte bleiben können. Das wollte ich aber."
Nachdem ihr befristeter Vertrag mit einer Kleintierpraxis in Prettin endete und auch die Arbeit in einer Sandersdorfer Praxis nicht weiter
ging, entschloss sie sich zu diesem Schritt. Den findet sie durchaus mutig, denn: "Für die Tierärzte, die in der Region sind, gibt es einfach zu wenig Tiere", sagt sie. "Aber ich will mich da trotzdem behaupten. Und ich sage mir: Was ich als Assistenzärztin konnte, das kann ich auch als selbständige Tierärztin allein."
Mit der Unterstützung der Egopilotin des Landkreises, Anja Wohlgethan, hat sie den Schritt gewagt, die große Investition mit ihrer Praxis in Raguhn getätigt. Die Hilfe reichte vom Aufstellen eines Businessplanes über die Wahl des Standortes, die Investitionsplanung bis hin zur Werbung. Dr. Sandra Unglaube übrigens ist eine der ganz wenigen Tierärzte, die neben herkömmlicher auf biologische Tiermedizin, auf alternative Heilmethoden, setzt.
Zum Start in ihr neues Berufsleben hat sie die Rinderbestände eines Kollegen, der in den Ruhestand gegangen ist, in Dessau übernommen, in Raguhn selbst hat sie bereits 150 Patienten "vom Vogel bis zum Pferd", wie sie sagt. Darüber ist sie froh, denn es ist erstmal ein guter Start. "Es macht mir einfach Freude, Tieren helfen zu können", sagt sie. "Das ist eine Herausforderung, manchmal dauert es Tage oder Wochen, bis man die richtige Diagnose stellen kann. Und: Es ist kein Tag wie der andere", setzt sie hinzu.
Dass sie Tierärztin werden will, das wusste sie von Kindheit an. Und das hat eine Geschichte. Denn Sandra Unglaubes Eltern hatte der Arzt damals empfohlen, aus medizinischen Gründen, das Kind zum Reiten zu schicken. "Das war Liebe auf den ersten Blick", sagt sie heute, "und irgendwann musste es das eigene Pferd sein. Von da an wusste ich, was mein Beruf sein wird, da kam nichts anderes mehr in Frage." Inzwischen hat sie selbst fünf Pferde auf der Koppel und für daheim zwei Katzen.
In Raguhn will die Tierärztin einen Tierhalter-Stammtisch einrichten. "Das soll eine Veranstaltung werden für Tierhalter, zu der Fachleute eingeladen werden", erklärt sie. "Sie werden zu bestimmten Themen sprechen - so beispielsweise in der Urlaubszeit über Reisekrankheiten bei Tieren, Impfungen und anderes.