Messen und Veranstaltungen Messen und Veranstaltungen: Unternehmer legt neues Nutzungskonzept für Bitterfelder Kulturpalast vor

Bitterfeld/Sandersdorf - Die Nachricht vom drohenden Abriss des Bitterfelder Kulturpalastes traf Matthias Goßler ins Mark. Mit dem Traditionshaus verbinden den Sandersdorfer ganz persönliche und vor allem schöne Erinnerungen. Deshalb hat er einen Entschluss gefasst.
Wenn’s nach ihm geht, werden in dem Gebäude die Lampen nicht ausgehen. Im Gegenteil. Dort soll es bald wieder heißen: Spot an! Denn Lampen hat Goßler genug, um den wohl berühmtesten Arbeiter- und Bauerntempel der DDR auch im 21. Jahrhundert auszuleuchten. Goßler ist vom Fach.
Es soll keine Konkurrenzsituation zum Wolfener Kulturhaus entstehen
Der Splitter-Manufakturchef ist seit 21 Jahren in der Welt von Licht, Ton, Bühne, Partys, Messen, Shows, Firmenjubiläen unterwegs - deutschland- und europaweit. Bevor sich der 45-Jährige entschied, nach der Wohnstättengenossenschaft und ihrem Vorstand Matthias Schindler nun ebenfalls ein Nutzungskonzept für das Traditionshaus vorzulegen, hielt er es demokratisch: Er befragte sein zwölfköpfiges Splitterteam.
Von dem gab’s das Okay. Und die Arbeit ging los. Nach einer Palast-Begehung übernahm der Kopf die Arbeit. Goßlers erstes Fazit: „Das Haus befindet sich in einem erstaunlich guten Zustand.“
Wichtig ist ihm, dass sein Konzept nicht dem des Wolfener Städtischen Kulturhauses ähnelt. Eine Konkurrenzsituation wäre tödlich für beide Häuser, betont er. Goßler ist motiviert, emotional. „Ich hab’ ein gutes Gefühl“, sagt er. Mit dem regionalen Pfund - Bitterfeld-Wolfen als Industriestandort - punkten, darauf setzt der Geschäftsmann. Damit unterscheidet er sich von Schindler, der mit seinem Vorschlag eher Künstlern Räume als Arbeitsstätten anbieten will.
Messen, Veranstaltungen, aber auch Firmenfeiern - „der Markt ist da“
Goßler hingegen plant Messen, Veranstaltungen für Unternehmen, aber auch Firmenfeiern - „der Markt ist da“, weiß er aus Erfahrung. Die Einrichtung eines multifunktionalen Saales, der Platz für 1.000 Menschen bietet - das ist sein Plan. Und noch mehr. In fünf Jahren etwa sieht Goßler das Haus als Medienkompetenzzentrum.
„Auf Grund der Vernetzung in unserer Branche sehe ich großes Potenzial.“ Er rechnet damit, dass sein Vorhaben weitere Firmenansiedlungen nach sich zieht. Und er weiß: Wenn alles aufgeht, wird auch das Splitter-Team größer. „Ein Plan geht aber nur dann auf, wenn alle davon überzeugt sind.“
Michael Polk zum Beispiel, der Geschäftsführer der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH, der der Palast gehört. „Wir stehen seinen Vorstellungen ausgesprochen positiv gegenüber. Sein Konzept überzeugt durch eine hohe Fachkompetenz.“ Von einer „Super-Idee“ und von einem, der auch die Kraft hat, das Projekt zu stemmen, spricht Uwe Schulze (CDU).
Bürgermeister Schenk und Landrat Schulze liegt der Fortbestand des Kulturpalastes am Herzen
Es wäre im Interesse aller, den Kulturpalast nicht nur als Hülle, sondern auch in seiner Funktion bestehen zu lassen und so den Abriss zu umgehen, sagt der Landrat von Anhalt-Bitterfeld zum Goßlerschen Plan. „Der Landkreis wird das Konzept wohlwollend begleiten.“
Bitterfeld-Wolfens Oberbürgermeister Armin Schenk (CDU) formuliert: „Der Kulturpalast ist und war ein Aushängeschild unserer Stadt. Insofern liegt mir dessen Fortbestehen am Herzen.“ Er habe sich immer deutlich für den Erhalt des Hauses, vorbehaltlich einer wirtschaftlich nachhaltigen Nutzung, ausgesprochen.
Es freue ihn, dass es jetzt ein weiteres Konzept zur Nutzung gebe. Selbstverständlich stehe die Stadt im engen Kontakt mit dem Investor, aber auch mit dem Eigentümer. „Intensive Abstimmungen und die Klärung wesentlicher Detailfragen werden in naher Zukunft auf uns zukommen. Hier kann und möchte ich möglichen Ergebnissen nicht vorweg greifen“, so Schenk. (mz)
Eine erste Idee für die künftige Nutzung des Bitterfelder Traditionshauses hatte der Vorstand der Bitterfelder Wohnstättengenossenschaft (WSG), Matthias Schindler. Sein Konzept legte er Ende 2017 vor.
Man könne den Kulturpalasts auswärtigen Künstlern als Arbeitsstätte anbieten - als Atelier und Werkstatt für Maler, Bildhauer und Drucker, als Probenbühne für Schauspieler und Musiker. Nicht aufgehübscht, sondern im Großen und Ganzen so, wie das Gebäude dasteht.
Denn für sie, die große Arbeitsräume brauchen, wird es in Städten wie Berlin oder Leipzig inzwischen eng. Viele seien deswegen auf der Suche nach preiswerten Räumen, die gut erreichbar sind, erläutert er sein Konzept. Schindler ist in Berlin zu Hause, hat in Bitterfeld das Dichterviertel mitinitiiert.
