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«Lauf Junge lauf» «Lauf Junge lauf»: Dreharbeiten in Zörbig abgeschlossen

Von Kathleen Bendick 17.09.2012, 17:13

Zörbig/MZ. - Er hat einem Arm verloren. Doch den Krieg hat er überlebt. Der kleine Srulik kehrt heim, hofft, seine Eltern wiederzufinden. Diese Schlussszene aus dem Film "Lauf Junge lauf" ist gestern in Zörbig gedreht worden.

Dafür hat das Filmteam die Stadt in eine andere Zeit versetzt: Häuser wurden geschwärzt, Schutt und Asche auf den Wegen verstreut. "Nichts ist davon zufällig. Alle Requisiten wurden ganz genau ausgesucht und positioniert. In der Nachbearbeitung werden die Häuser digital herausgeschnitten und Zerstörte dafür eingesetzt", erläutert Produktionsleiter Tom Sternitzke. Der 42-Jährige hat die Szenen von A bis Z im Kopf, weiß, wo etwas gedreht wird, wie lange es im Film zu sehen ist. "Vier Minuten werden wir etwa aus Zörbig nehmen", sagt er, "wenn alles gut läuft." Und in Zörbig läuft es gut. Ein sogenannter Locationscout hat die Stadt als Drehort ausgesucht. "Wenn das Drehbuch fertig ist, schauen wir, wo wir welche Gegebenheiten haben. Diese Pflasterstraße beispielsweise ist ein Geschenk", sagt Sternitzke und zeigt auf Zörbigs "Rotes Meer".

Diese Steine sind es, auf denen im Film der kleine Junge nach den Krieg nach Hause kommt. Einen Oldtimer haben die Requisiteure dafür engagiert. Weil das Motorengeräusch zu laut ist, wird Aufnahmeleiter Hans Abts zum Wagenzieher. "Brr", ahmt er ein Pferd nach. Durch ihn kommt Spaß in die Dreharbeiten. Das Geschäft ist hart. Alles muss stimmen. Licht. Ton. Einstellungen. Ein paar Mal wird der Wagen gezogen und zurück gebracht, bis die Einstellung sitzt. Aufgenommen ist sie noch nicht, alles nur Probe. Erst als ein schwarzer Van vorfährt wird es ernst. Darin sitzt einer der Hauptdarsteller, die Srulik spielen. "Es sind zwei Jungen aus Polen. Zum Glück sind sie Zwillinge", verrät Sternitzke. "Kinder dürfen nicht so lange arbeiten. Deswegen ist es ein riesiges Glück, dass wir Zwillinge gefunden haben." Nur verstehen kann sie keiner. Eine Dolmetscherin braucht es immer an ihrer Seite. Der Film-Srulik versteckt noch schnell seinen Arm in einem Korsett. "Ruhe bitte." Echtzeit: dreißig Minuten. Im Film wird die Einstellung ein paar Sekunden dauern.

Was der Kameramann einfängt, verfolgt Regisseuer Pepe Danquart auf einem kleinen Monitor. "Das war schon gut, aber vielleicht machen wir es nochmal." Mit Zörbig ist der Oscar-Preisträger sehr zufrieden: "Es ist super", für mehr Sätze bleiben ihm keine Zeit. Dafür hat er Sternitzke. Beide sind für den Dreh zum ersten Mal da, haben vorher nie von diesem Ort gehört. "Hier sind die Menschen wirklich hilfsbereit und freundlich. Das haben wir auch schon anders erlebt." Denn wenn es heißt "Ruhe bitte", muss auch alles ruhig sein. "Da kann es schon mal passieren, dass ein Filmmitarbeiter auf das nächste Feld fährt und den Landwirt bittet, eine halbe Stunde nicht zu mähen." Sternitzke hat viel erlebt. An diesem Tag bleiben solche Extreme zum Glück aus.

Der 42-Jährige hat auch schon das "Leben der Anderen" gedreht. Sein Job ist vor allem die Organisation und der "Papierkram". Und dabei sei immer der Oscar das Ziel. "Man kann aber nie genau wissen, ob der Film eine Chance hat. Sonst wäre das Geschäft auch langweilig."