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Künstlerisches Hobby Künstlerisches Hobby: Mit Seele und Phantasie

Von christine krüger 23.12.2013, 18:11
Kinder und Jugendliche gehören zur „Jungen Gruppe Kunst“.
Kinder und Jugendliche gehören zur „Jungen Gruppe Kunst“. mz Lizenz

Wolfen/MZ - Ein Geschenk aus Keramik wird nicht unter dem Weihnachtbaum liegen. Das ist mal klar. Denn diese Idee hat Angelina zu spät gehabt. Die Keramikerin Pauline Ullrich, die den Zirkel „Junge Gruppe Kunst“ in Wolfen leitet, hebt die Schultern. „Das schaffen wir nicht mehr, die Keramik zu brennen“, sagt sie und macht dem enttäuschten Mädchen einen anderen Vorschlag.

Jeden Donnerstag kommen sie in Wolfen im Mehrgenerationenhaus zusammen - Pauline Ullrich, die Künstlerin aus Wils bei Halle und Angelina Wilke, Thaddäus Reinhardt, Lea Ratajczak, Saskia Eltze, Lina Kaeding - die Schüler aus Retzau, Reuden, Wolfen, Jeßnitz, Bitterfeld und aus anderen Orten der Umgebung, um gemeinsam zu malen, zu zeichnen, zu drucken und zu gestalten. Diese „Junge Gruppe Kunst“ hat Pauline Ullrich aus Wils im vergangenen Jahr gegründet. Sie ist aus dem Malverein „Neue Schänke“ hervorgegangen und aufs engste mit ihm verbunden. Denn wenn aus den Kids Jugendliche geworden sind, sind sie im Malverein „Neue Schänke“ gern gesehen.

Der hat eine lange Tradition. Seine Wurzeln liegen im Malzirkel der Filmfabrik, der sich 1949 gründete und unter der künstlerischen Leitung von Walter Dötsch zu einem beachtlichen Ansehen in der DDR gelangte. Die begeisterten und engagierten Laien-Künstler, die über all die Jahre Seele und Herzblut in ihr Hobby investiert hatten, schafften den Sprung in die neue Zeit. 1990 stellten sie den Verein auf eigene Füße und nannten ihn nach dem ersten Domizil, in dem sie nun arbeiteten, „Neue Schänke“. Seit gut und gern 16 Jahren nun leitet der Künstler Klaus D. Ullrich den Verein künstlerisch an. Das ist ein großes Glück für sie alle, sagt Martina Schmidt, die Vereinsvorsitzende. „Es geht hier nicht um ein bisschen malen, wir lernen verschiedene Techniken, setzen uns mit Themen auseinander und der künstlerischen Umsetzung.“ Prozesse hinterfragen, Strukturen durchbrechen - auf der Selbstsuche sein, das sind Ansprüche, die Ullrich stellt.

Keine Frage - der sympathische, ruhige, offene und eigentlich immer fröhliche Künstler wird geliebt von seiner kleinen Meute. „Das Schönste ist, wenn Herr Ullrich einen lobt“, meint Heidi Erdbeer lächelnd. „Es ist erstaunlich, was so rauskommt.“ Und er selbst sagt: „Es ist schön, wenn man merkt, dass was hängenbleibt.“ Er selbst stammt aus Calbe , „eine scheußliche Stadt“, wie er findet. Mit 16 ist er dort in einen Zeichenzirkel eingetreten. „Das war für mich das große Glück. Ich finde solche Möglichkeiten der musischen Bildung so wichtig. “

Klaus D. Ullrich hat mit den Hobby-Künstlern Tiefdruck-Arbeiten gemacht. Gisela Gramsch ist mit ihrer zufrieden. Schon bei Dötsch hat sie im Zeichenzirkel mitgemacht. Dann verschlug es sie nach Bayern. Doch seit sie wieder hier lebt, ist sie da. „Ich liebe es“, sagt sie, „das ist etwas ganz Besonderes, was wir hier haben.“ Auch Erika Beck hat nach einem Umweg wieder zu diesem Zirkel gefunden. Nachbarn und Bekannte aus ihrem Ort haben sie mitgenommen. Nun freut sie sich jedes Mal, wenn wieder die Malutensilien auf dem Tisch stehen.

Inzwischen sind die Kinder, die ab und zu ihr Atelier im Mehrgenerationenhaus mit dem im Kulturhaus tauschen, mit ihren Arbeiten schon fortgeschritten. Agelina hat verschiedene große Muscheln mit Kreide gezeichnet. Pauline Ullrich korrigiert hier und da und überlegt mit ihr, wie der Hintergrund des Stilllebens aussehen könnte. Vielleicht will Angelina mal Künstlerin werden. Wer weiß? Sie legt den Kopf in die Hände und lächelt. Thaddäus hat keine Scheu. Er macht „was mit Phantasie“, sagt er. Von einer Bildergeschichte aus dem antiken Ägypten hat er sich inspirieren lassen. Und sein Berufswunsch, meint er keck, der hat auch was mit Kunst zu tun. „Entweder ich werde Lego-Designer oder Konditor.“

Ganz still arbeitet Lea. Seit der ersten Klasse ist sie im Zirkel, jetzt geht sie in die sechste Klasse. Schon im Kindergartenalter wollte sie malen. Aber Künstlerin werden, sie schüttelt den Kopf, das will sie nicht. „Das soll mein Hobby bleiben“, erklärt sie. Pauline Ullrich weiß, wo Leas Stärken liegen. „Sie hat einen ganz feinen Strich, arbeitet mit Geduld, ganz filigran und sie probiert auch gern, was alles noch so geht.“