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Krondorfer Straße Krondorfer Straße: Firmenstreit: Mieter frieren

Von Birger Zentner 24.01.2003, 21:41

Wolfen/MZ. - Bianca Olbert verstand am Donnerstag und Freitag für gut 30 Stunden die Welt nicht mehr. "Wie kann man uns denn einfach die Heizung abdrehen, obwohl alles ordentlich bezahlt wurde", fragt die Mutter von fünf Kindern. Mit dieser Frage war sie nicht allein. Denn das Unternehmen Arge Wobau hatte in den 80 Wohnungen der Blöcke Krondorfer Straße 87 bis 101 am Donnerstag um 10 Uhr den Gasheizkessel außer Betrieb gesetzt. Am Freitag Vormittag herrschten in vielen Wohnungen gerade noch 14 Grad. Erst am Freitagnachmittag gegen 16 Uhr wurde nach einer einstweiligen Verfügung des Amtsgerichtes Bitterfeld die Wärmezufuhr wieder angeschaltet.

Hintergrund für diese Aktion war, dass sich besagte Firma und die Besitzer der Häuser, die Brüder Peter und Werner zum Felde aus Walsrode, über die Eigentumsverhältnisse an der Heizungsanlage streiten. Wobau hatte die Mieter im Dezember schriftlich aufgefordert, die Gebühren für Heizung und Warmwasser an sie zu zahlen. Zum Felde hatte über den Wohnungsverwalter, die Wohnimmobiliengesellschaft Wolfen (WIG), den verunsicherten Mietern gesagt, es bleibe alles beim alten, das Geld sei an die WIG zu zahlen. Nach dem "Handstreich", wie WIG-Geschäftsführer Olaf Becherer die Aktion nennt, war zum Felde am Donnerstag nach Wolfen gekommen und hatte noch in der Nacht zum Freitag die einstweilige Verfügung beantragt, der Freitagmittag auch entsprochen wurde.

Bis dahin hatte Bianca Olbert drei ihrer Kinder bereits bei Freunden und Bekannten untergebracht, weil unter anderem dem einjährigen der Aufenthalt in der kalten Wohnung nicht zuzumuten war. Die sechsjährige Anna-Maria steckte sie ins wärmende Bett. Auch Susanne Lange und Sylvia Krause - zwei Schichtarbeiterinnen - hatten kein Verständnis für die Aktion von Wobau.

Deren Vertreter in Wolfen - die Firma selbst hat in Isernhagen bei Hannover ihren Sitz - verteidigte das Vorgehen. Davon, dass man den Streit mit zum Felde auf dem Rücken der Mieter austrage, könne keine Rede sein. "Wir nehmen lediglich die Rechtsmittel in Anspruch, die uns zustehen", sagte Hans-Helmut Klussmann gegenüber der MZ. Momentan halte man sich an die einstweilige Verfügung. Aber man werde juristisch dagegen vorgehen. Dass sich eine solche Aktion wie am Freitag und am Donnerstag wiederholen könnte, schloss er nicht aus, wenn es die Rechtslage hergebe.