Klappernder Abschied Klappernder Abschied: Endzeit für die Schlafmünzen
Gräfenhainichen/MZ. - Zum Abschied gibt es ein eher nervendes Klappern. Die bundesdeutschen Pfennige und andere mit der "harten" Mark verwandte Münzen geben noch einmal den Ton in der Gräfenhainichener Volksbank-Zweigstelle an. Und auch der Inbegriff der stabilen Währung kommt in die Sortier- und Zählmaschine, die an den Werktagen stundenlang in Betrieb ist. Bereichsleiter Hans-Joachim Meißner sieht darin gegenwärtig den ganz normalen Lauf der Dinge. Denn die Gräfenhainichener wollen rechtzeitig ihre Schlafmünzen los werden.
Was da in Gläsern oder Plastbeuteln zur Volksbank und anderen Geldinstituten gebracht wird, ist eine zum Teil recht bunte Mischung. Ramona Höfner kann ein Lied davon singen. Die Kassiererin hat schon eine kleine Sammlung. Darin befinden sich viele ausländische Münzen, eine Uhrenbatterie und andere glänzende Sachen. Sogar eine Gürtelschnalle wurde "eingezahlt". Hosenknöpfe und und metallene Unterlegscheiben seien keine Seltenheit, berichtet Frau Höfner. Auch Nostalgisches gibt es. An Alu-Chips aus der DDR-Ära mangelt es nicht. Mehrere Pfennige, einige Fünfer, Groschen und leichte Fünfziger haben den Umtausch beim Beginn der deutschen Währungsunion schlafend überstanden und werden jetzt auf dem Altar des Euro geopfert.
Ebenfalls ein paar ostdeutschen 20-Pfennig-Stücken geht es so. Obwohl sie farblich den bundesdeutschen Groschen ähneln, werden sie von der Hartgeldsortier- und -zählmaschine "gestellt". Aber selbst eine Deutsche Mark kann das Pech haben, von der Technik ausgesondert zu werden. So geschieht es am Freitag, als Frau Höfner Münzen im Werte von angeblich 30 Mark aus einem Beutel der Maschine "zum Fraße" gibt. Bei 29 Mark, die die Technik anzeigt, endete deren Arbeit. Ein gewelltes Geldstück, das tatsächlich mal eine ganz normale harte Mark war, ist schuld daran. Noch etwas anderes stellt Frau Höfner fest: Die Mark hat zwei Zwei-Pfennig-Stücke und einen Pfennig ausgebremst. Das Gute für den Kunden: Weil Mensch und Zählmaschine zusammen ein gewissenhaft arbeitendes "Team" sind, werden ihm 30,05 Mark gutgeschrieben.
Aus solchen Tatsachen ergibt sich die Frage: Wozu die Schlafmünzen selber zählen, wenn man das in der Volksbank weitaus besser kann und macht? Frau Höfner schüttet wieder und wieder Münzen in die Maschine. Das ist Muskelarbeit. Denn auch Kleingeld hat Gewicht. 1 000 Zehn-Pfennig-Münzen wiegen 3,97 Kilogramm. So steht auf einem der durchsichtigen Safebags, die auch nur Plast-Geldsäcke sind. Die Kassiererin sorgt für deren Füllung. Bald werden die Bags abgeholt. Sie kommen zur Dessauer Zweigstelle der Landeszentralbank.
Gleich in solcher Zahl, dass die Zweigstelle der Volksbank nach dem Abtransport um etwa eine Tonne Metall ärmer ist. Metall, das Frau Höfner in den Muskeln spürt!
"Zum Kraftsport brauche ich wirklich nicht zu gehen", sagt sie lächelnd. Ständig kommen Kunden mit Beutelchen, um sich der Schlafmünzen zu entledigen und den Betrag auf ihrem Konto gutgeschrieben zu bekommen. "Das geht bis einschließlich dem 28. Februar so", sagt Bereichsleiter Meißner.
Frau Höfner ahnt, dass sie noch ein paar Tonnen Metall bewegen wird, das bald zum "alten Eisen" gehört. Haben Euro und Cent vollends hiesige Brieftaschen und Portmonees eingenommen, wird die Arbeit leichter. Und es klappert nicht mehr beständig im Kassenraum.
Doch bis dahin vergeht noch einige Zeit, in der bei der Volksbank weiterhin außer Schlafmünzen Hosenknöpfe, Unterlegscheiben und Alu-Chips abgegeben werden.