Jubiläum ohne große Party Jubiläum ohne große Party: Fleischerei Kohlmann ist seit über 120 Jahren in Greppin

Greppin - Seit 120 Jahren kann man in Greppin Wurst- und Fleischwaren kaufen. Hermann Wede, der Urgroßvater des heutigen Fleischermeisters Klaus-Dieter Kohlmann, hatte das Geschäft eröffnet, in dem bis heute eingekauft werden kann. Bis auf auf eine kurze Unterbrechung in den Jahren 1945 bis 1957, in der das Geschäft verpachtet war, ist die Fleischerei in Familienhand.
„Eigentlich wollten wir im vorigen Jahr so richtig die 120 Jahre des Bestehens feiern“, sagt der Greppiner. Doch Corona habe diese Idee durchkreuzt. Um seinen Kunden dennoch etwas zurückzugeben, schenke er allen Kunden, die vom 19. bis 23. Januar Produkte für mehr als zehn Euro kaufen, zwei Bockwürste.
„Wenn ich auf meine Arbeit zurückblicke, kann ich meinem Vater nur Danke sagen. Er hat mir viel freie Hand gelassen, so dass ich meine Ideen umsetzen konnte“, blickt er zurück. Sein Vater habe während der Lehrzeit nicht reingeredet, wenn er mal wieder mit einer neuen Idee auf der Matte stand, erinnert sich der Chef. Dadurch sei auch die Vielfalt entstanden, die das heutige Angebot ausmache.
„Jährlich gehen rund 25.000 Bockwürste über den Tresen“
Damit meint Kohlmann seine Bereitschaft, immer wieder neue Geschmacksrichtungen auszutüfteln. Das alte Rezeptbuch habe viel geholfen und auch die Naturgewürze, die den Produkten einen unverwechselbaren Geschmack geben. „Immerhin sind es rund 50 verschiedene Wurstsorten, die kreiert wurden. Und um noch eine andere Zahl zu nennen, sagt Kohlmann: „Jährlich gehen rund 25.000 Bockwürste über den Tresen.“
Einen weiteren Vorteil sieht der Greppiner in seinem Entschluss, nur das Geschäft an der Neuen Straße 18 zu betreiben. Von Verkaufswagen und Außer-Haus-Lieferung halte er nicht viel. „Ich habe immer neue Ideen und versuche, sie in ein Produkt umzuwandeln.“ Dabei sei die Qualität das A und O. „Und wenn es bei den Kunden nicht ankommt, nehme ich es wieder aus dem Sortiment.
Seinen bisher größten Coup landete der Greppiner 2014 auf der Grünen Woche in Berlin
„Der Kunde ist der beste Juror“, weiß der 65-Jährige. Sorge bereite ihm die Firmennachfolge. „Wenn sich jemand findet, der mit der richtigen Qualifikation das Geschäft übernehmen möchte, soll er sich an mich wenden.“ Kohlmann will aber auch mit der Arbeit als Landesinnungsmeister dafür Sorge tragen, dass das Fleischerhandwerk den Stellenwert bekommt, den es verdient.
Seinen bisher größten Coup landete der Greppiner 2014 auf der Grünen Woche in Berlin. Beim Wurstduell Bayrischen Weißwurst gegen Preußische Dampfwurst sorgte er mit Pickelhaube und Preußen-Fahne in der Bayernhalle für Aufsehen. Als Nadja Wittmann, die Bayrische Weißwurstkönigin, mit Bayerns Innungschef Georg Schlagbauer die Preußenwurst probierte, kam man zum salomonischen Unentschieden. „Das war für mich die Bestätigung, dass wir gute Qualität herstellen“, sagt Kohlmann. (mz)

