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Heimatverein Greppin Heimatverein Greppin: Geschichte der Heimat zum Greifen nahe

Von christine färber 10.05.2015, 12:23

Greppin - Greppin - wo sind die Wurzeln des Ortes, wie war das Leben im Mittelalter, wie grassierte e der 30-jährige Krieg, welchen Segen oder Fluch brachte die Industrialisierung, welche Spuren hinterließen die Weltkriege, wie gestaltete sich die Wende? Diese Fragen und mehr stellten sich die Mitglieder des Greppiner Heimatvereins. Und: Sie stellten sie sich nicht nur, sie suchten nach Antworten, recherchierten, arbeiteten auf, fragten nach.

Herausgekommen sind 20 Geschichtsblätter. Freilich ist der Begriff Blätter untertrieben, denn was die Heimatvereinsmitglieder hier vorlegen, das sind mehrseitige Ausarbeitungen - interessant und durchaus spannend. Und gründlichst recherchiert. Seit vier Jahren arbeiten sie an diesem Projekt. Dabei konnten sie sich auch auf die 1.200 Seiten umfassende Ortschronik des Greppiners Erich Uhde stützen, wie Sabiniarz erklärt.

Zum Ortsjubiläum im Sommer werden sie die umfangreiche Arbeit vorstellen. Eigens dafür haben sie schon große Tafeln anfertigen lassen, auf denen die Themen quasi in kürzester Form und gut illustriert für jedermann schnell, weil komprimiert und übersichtlich, zu erfassen sind. So spielen auch ganz populäre Themen eine Rolle: Kriminalfälle zum Beispiel, Brände, Havarien, die im kollektiven Gedächtnis der Greppiner erhalten geblieben sind. Auch der Hochwasserschutz, die freiwillige Feuerwehr, Greppiner Amtspersonen, die durch die Industrie nahezu explosionsartige Entwicklung der Bevölkerung gehören dazu.

Themen aufgearbeitet

Bis zum Jubiläum, sagt Joachim Sabiniarz, Vorstandsmitglied des Heimatvereins, sollen alle Themen aufgearbeitet sein. Nicht nur das - die ganze Arbeit soll in einer Broschüre vorliegen und zugleich im Internet nachlesbar sein. Auch im Jubiläumsumzug werden die Themen - zusammengefasst zu Bildern auf dem Festwagen - eine große Rolle spielen. Ein wichtiges Kapitel widmet sich dem Ende des zweiten Weltkrieges. „Einige im Ort wissen ja noch, was war.

Wir haben uns gedacht, wir schreiben das jetzt mal alles auf aus den verschiedenen Quellen“, sagt Sabiniarz , „in zehn Jahren ist keiner mehr da, der das noch selbst erlebt hat.“ Der dabei war, als US-Truppen im April 19945 Greppin besetzten. Der gesehen hat, wie noch in den letzten Kriegstagen KZ-Häftlinge durch den Ort getrieben wurden. Der erlebt hat, wie die Amerikaner mit einem durch deutsche Kugeln am Bahnübergang der damals Wachtendorfer Straße verwundeten US-Soldaten Richtung Wolfen preschten, weil er sich nicht von Deutschen behandeln ließ. Der das amerikanische Flugblatt in den Händen hielt, das deutsche Soldaten jenseits der Mulde aufforderte, sich zu ergeben.

All diese wertvollen Erinnerungen sind dokumentiert und nun festgehalten. Sie sollen dazu beitragen, sagt Sabiniarz, dass das Geschehene nie vergessen wird. Wenn die Broschüre zum Jubiläum des Ortes im Sommer erscheint, sollte man auf keinen Fall versäumen, sich ein Exemplar zu kaufen.