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Gespensterfest in Jüdenberg Gespensterfest in Jüdenberg: Kleine Geister lehren Erwachsenen Gruseln

21.06.2002, 14:20

Jüdenberg/MZ. - Donnergrollen, Blitze zuckten am Donnerstagabend. Dunkle Wolken kündeten das nahende Unwetter an. Es regnete wie aus Gießkannen. Kaum zu glauben, aber nach Meinung der acht kleinen und großen Geister unter dem schützenden Vordach hinter der Kindertagesstätte "Max und Moritz" war das genau das richtige Wetter für ihr Vorhaben. "Wenn es hell ist und die Sonne scheint, gruselt sich doch niemand", behauptete im Brustton der Überzeugung die sechsjährige Antonia Scheffler und streifte ihr aus einem alten Bettlaken selbst angefertigtes langes, weißes Kapuzenkostüm über den Kopf. Wer denkt, dass sich beim Gespensterfest nur die Schützlinge von Gerda Kröber und ihrem Team fürchten sollten, lag voll daneben. Die Knirpse selbst lehren auf ihrer Tour durch den Ort den Bürgern alljährlich einmal das Fürchten. Und dafür erhalten die vorwitzigen Geister nicht einmal Schelte, sondern sind allerorten willkommen und werden für ihre Freveltat auf der Klingeltour mit Süßigkeiten belohnt.

Doch bevor sich die muntere Schar auf den Weg durch das Dorf machte, stärkten sich alle noch mit leckeren Wurstspießen, die über dem offenen Feuer im Grilltopf brutzeln. Damit nichts passierte, hatte Erzieherin Birgit Kliemann, als echte Feuerwehrfrau, alle notwendigen Brandschutzvorkehrungen getroffen.

"Wir sollen unbedingt auf unserem Rundgang am Gerätehaus vorbeischauen. Da spukt es nämlich seit einiger Zeit", sagte die Kindergärtnerin. "Den Kobolden werden wir es zeigen! Die verjagen wir ganz einfach", gab sich der fünfjährige Florian Radtke furchtlos kämpferisch. Florian, Brain, Oliver, Antonia und Martin waren kaum noch zu halten. Trotz des kräftigen Regenschauers wollten sie unbedingt sofort ihre Feuerwehrmänner aus den Klauen des Bösen befreien.

Kurz nach 21 Uhr ging es auf große Tour zu den unentdeckten Geheimnissen des schaurig schönen Jüdenberger Nachtlebens. Am Feuerwehrdepot angekommen, erwartete die aufgeregt durcheinanderplappernden Dreikäsehochs eine ganz besondere Überraschung. Tatsächlich: Es spukte mächtig. Furcheinflößende Geräusche ließen die die kleine Gruppe näher zusammenrücken. Dann tauchte der Poltergeist wie aus dem Nichts auf. Angstvolle Gesichter. Aus mutigen Ghostbusters wurden mit einem Schlag furchtsame Hasenfüße.

Unter der Maske amüsierte sich Wehrleiter Egon Kliemann köstlich. Eine Riesentüte mit Süßigkeiten entschädigte anschließend die eifrigen Schleckermäuler für den erlittenen Schrecken. Noch ein paar Muttis besucht und weiteren Proviant eingeheimst, dann ging es zum Schlafen zurück in die Tagesstätte. Doch an eine Nachruhe war selbstredend noch lange nicht zu denken nach diesem abenteuerlichen Marsch. Bis morgens um halb zwei erzählten Steffi Radke, Birgit Kliemann und Gerda Kröber ihren Schützlingen Geschichten von fleißigen Hausgeistern und bösen Dämonen. "Seit 18 Jahren feiern wir zum Sommeranfang unser Gespensterfest mit den Kindern der großen Gruppe. Ein großes Lob den fleißigen Helfern von der Feuerwehr und den Eltern, die all die schönen Feste bei uns mit vorbereiten. Nicht zu vergessen die Sponsoren vom Schützenverein, ohne deren Geldspenden vieles nicht möglich gewesen wäre. Ebenso möchten wir dem Gemeinderat danken, der stets ein offenes Ohr für unsere Belange hat und auch kurzfristig vor wenigen Tagen, als unser Zuckertütefest ins Wasser zu fallen drohte, den Saal des Bürgerhauses für die Jüngsten zur Verfügung stellten", würdigte die Chefin.