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Gefühl für das Tempo Gefühl für das Tempo: Diesem Wolfener Rennfahrer geht es nicht um hohe Geschwindigkeit

Von Michael Maul 08.11.2020, 08:00
Der Wolfener Frank Hachemeister mit seinem Ford Fiesta XR 2i, der nur bei Wettbewerben fahren darf.
Der Wolfener Frank Hachemeister mit seinem Ford Fiesta XR 2i, der nur bei Wettbewerben fahren darf. Michael Maul

Wolfen - Ein Blick in den Fahrgastraum des Ford Fiesta XR 2i von Frank Hachemeister aus Wolfen verrät: Das ist kein Auto, mit dem man gemütlich auf der Straße fährt. Nur ein Sitz, Überrollbügel, Dreipunkt-Sicherheitsgurt und Feuerlöscher sind die sichtbaren Ausstattungsmerkmale des Wagens. „Alles was Gewicht bringt, ist raus“, sagt der 61-Jährige, der dennoch kein Rennfahrer ist.

Angefangen hat es bei dem Wolfener nach der Schule mit einer Lehre als Zimmermann im Kreisbaubetrieb. Danach folgte eine jahrelange Tätigkeit beim Wohnungs- und Sozialbau des Chemiekombinates Bitterfeld.

Nach der Wende war er bei einem ortsansässigen Glasservicebetrieb und in einer Tischlerei in Bitterfeld beschäftigt. Nachdem er als Leiharbeiter viele Jahre in Bitterfeld arbeitete, ist er seit kurzem in einer renommierten Verpackungsmittelfirma in Bitterfeld tätig. „Das macht mir Spaß, auch wenn ich in Schichten arbeiten muss“, sagt er.

Der Sachsenring und andere Rennstrecken wurden seine zweite Heimat

In seiner Freizeit ist Hachemeister oft mit Freunden zu Autorennen gefahren, um die Atmosphäre zu genießen und das Benzin in der Luft zu schnuppern. „Man lernt dort viele prima Leute kennen, auf die man sich immer verlassen kann“, beschreibt er sein Hobby. Der Sachsenring und andere Rennstrecken wurden seine zweite Heimat.

„Irgendwann habe ich mir dann gesagt: Was die können, das kann ich auch. Und so habe ich es dann auch getan. Im vorigen Jahr habe ich mir vom Autohaus Fietz in Altjeßnitz einen Ford Fiesta gekauft und ihn mit Hilfe der Mitarbeiter wettbewerbstauglich gemacht“, beschreibt Hachemeister die Anfänge.

Rennen auf Höchstgeschwindigkeit oder Rallye fahren war allerdings nicht sein Ding. „Das ist zu materialintensiv und wenn mal was kaputt geht, kostet es viel Geld. Das schafft man doch nur mit Sponsoren“, weiß der Wolfener. Und so habe er sich auf eine Sportart konzentriert, die sehr viel Gefühl für das Auto sowie das Fahren abverlangt.

„Wer die geringsten Zeitabweichungen hat, bekommt die meisten Punkte und wird Sieger“

Beim ADMV Classic Cup gehe es darum, eine vorgegebene Strecke bei mehreren Durchfahrten in möglichst gleicher Geschwindigkeit zu absolvieren. Und das mit zugeklebtem Tacho. „Wer die geringsten Zeitabweichungen hat, bekommt die meisten Punkte und wird Sieger“, sagt er.

Da im zu Ende gehenden Jahr 2020 das Coronavirus überall auf der Bremse gestanden habe, hätten die Veranstalter trotz Einhaltung aller Hygienevorschriften nur zwei Veranstaltungen organisieren können. „Ich hatte die meisten Punkte und bin in der Klasse 9 Sieger geworden“, freut sich Hachemeister über seinen Start-Ziel-Sieg.

Doch nicht nur das Siegen ist es, was den motorsportbegeisterten Mann aus Wolfen immer wieder antreibt. „Es ist die Kameradschaft, die man an den Strecken immer wieder erlebt und es ist die Hilfe die man bekommt, aber auch weiter gibt.“ Neben vielen Automobilen seien beim Classic Cup zum Beispiel auch jede Menge alte Motorräder am Start, sagt Hachemeister. „Das begeistert mich. Die älteste Maschine, die ich gesehen habe, war eine Rovin aus dem Jahr 1924. Top in Schuss, ein Hingucker. Es ist schön, wenn es Menschen gibt, die sich um die alte Technik kümmern, sie erhalten und den nachfolgenden Generationen zeigen, wie man früher mobil unterwegs war“, so der Wolfener. (mz)