Gasflaschen werden zu Geschossen
Bitterfeld/MZ. - Und immer noch richtet die Feuerwehr kühlende Wasserfontänen auf einige Acetylenflaschen, aus deren geborstenen Ventilen der Inhalt "abpfeift". Die Straße ist an diesem Freitagnachmittag weiterhin gesperrt.
"Ich wohne nicht weit entfernt. Als ich es einmal knallen hörte und dann gleich nochmal, da wusste ich, was los war und bin hin", schildert Firmeninhaber Axel Richter "seinen" späten Donnerstag Abend. "Du bist in dem Moment völlig hilflos, kannst nichts machen", hebt er fassungslos die Schultern. "Als ich um 19 Uhr gegangen bin, war alles noch in Ordnung."
Eine trügerische Ruhe, denn schon gegen 20.30 Uhr meldeten mehrere Beobachter der Leitstelle des Kreises, dass es in dieser Firma am Rande des Bitterfelder Chemieparks brenne. An Versuche, die Lagerhalle zu löschen, war gar nicht zu denken, berichtet Uwe Wagner, der Einsatzleiter der Freiwilligen Feuerwehr Bitterfeld am Freitag. Mit insgesamt zehn Wasserwerfern, inzwischen waren sieben weitere Wehren hinzugezogen worden, konnte die Feuerwehr lediglich versuchen, die in der Halle lagernden Flaschen zu kühlen. Die durch die Hitze explodierenden Druckflaschen wurden geradezu zu Geschossen. Eine bohrte sich durch die Wand einer Halle auf dem Nachbargrundstück. "Wir wollten nächste Woche hier einziehen. Das können wir nun vergessen", resümiert Wolfgang Szczepanski, Chef der Bimat GmbH.
Rund 80 Scheiben eines Gebäudes der EnviaTherm gingen vermutlich durch die Druckwellen der Explosionen zu Bruch. Trümmerteile landeten auch auf diesem Nachbargrundstück von MDA-Trans. Mitarbeiter konnten brennende Holzteile selbst von einem Dach stoßen und so ein Entzünden verhindern, erfuhr die MZ von Hans-Reiner Schäfer, Abteilungsleiter bei EnviaTherm.
Ein Feuerwehrmann wollte wissen, dass eine etwa 100 Meter an der Brandstelle vorbeiführende Gasleitung vorübergehend abgeschaltet worden sei. Das verneinte Schäfer auf direkte MZ-Nachfrage. Die Leitung sei genügend weit entfernt und keineswegs gefährdet gewesen.
