Freizeit Freizeit: Neues Faltboot wird auf der Goitzsche getestet

Pouch/Chemnitz/dpa. - Für Wasserwanderer ist ein Faltboot ausPouch (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) fast schon Kult. Nun bringt dieFirma eine neue Generation der zerlegbaren Wasserfahrzeuge heraus.«Ende September wird der Prototyp zu seiner Jungfernfahrt auf demGoitzsche-See starten und im Januar 2012 auf der Messe 'bootDüsseldorf' einem größeren Fachpublikum vorgestellt», sagt derInhaber der Poucher Boote GmbH, Ingolf Nitschke. Das Wasserfahrzeugwurde in zweijähriger Forschungsarbeit gemeinsam mit Wissenschaftlernund Studenten der Technischen Universität Chemnitz entwickelt.
Förderung gab es über das Zentrale Innovationsprogramm für denMittelstand (ZIM) des Bundeswirtschaftsministeriums. Während dieMitarbeiter der Firma sich um die Bootskonstruktion kümmerten, wurdean der Hochschule der Materialeinsatz geprüft. «Das Gerüst des Bootesist aus einem speziellen Verbundmaterial auf Carbonbasis gefertigt»,sagt Forschungsleiter Holger Seidlitz von der TU. «Der Vorteilgegenüber der traditionellen Holzbauweise ist, dass dasCarbonfaltboot mit 20 Kilogramm um die Hälfte leichter ist.»
«Das ist mit Abstand eines der leichtesten Carbonfaltboote, die esbislang gibt», sagt Redakteur Dieter Reinmuth von der Zeitschrift«Kanu-Sport», dem Verbandsmagazin des Deutschen Kanu-Verbandes(Duisburg). «Für die Firma Pouch ist das ein Quantensprung.» DasTransportgewicht für Faltboote spiele beim heutigen Reiseverhalten,insbesondere bei Flugreisen, eine wichtige Rolle.
Insgesamt wurden 26 Bootseinzelteile neu entwickelt und in einemspeziellen Verfahren, bestehend aus einem Schaumstoffkern, drei bisvierlagigem Kohlefasergewebe und Epoxidharz-Füllung, gefertigt.«Diese Materialkombination wurde weltweit zum ersten Mal bei einemFaltboot eingesetzt», sagt der Forschungsleiter. Bei herkömmlichenCarbonfaltbooten seien die ursprünglichen Holzteile einfach nur durchCarbon ersetzt worden.
«Mein Part waren Materialvergleiche der neuen Bootshaut zurherkömmlichen Bootsbespannung und die Konstruktion derSeitenbordwände des Carbon-Gerüstes», sagt Studentin Meike Röhrkohl.Sie hatte zusammen mit ihrem Mitstudenten Colin Gerstenberger amFaltbootprojekt gearbeitet. Das Duo absolvierte vor einigen Tagen dieerste Testfahrt auf dem Schlossteich in Chemnitz. «Die Probefahrt wareine aufregende Sache, da man erleben konnte, dass aus denanfänglichen Skizzen, Ideen und 3D-Modellen ein 'seetaugliches'Faltboot entstanden ist», sagt Gerstenberger.
Mit der Produktion des neuen Bootes beginnt der Elf-Mann-Betriebin Pouch im März 2012. «Der Preis steht noch nicht fest, er wird sichaber im Bereich der konventionellen Faltboote bewegen», sagtNitschke. «Wenn alles gut läuft, könnten dann noch ein bis zweiweitere Leute eingestellt werden.» Insgesamt baut der Betrieb siebenFaltboottypen und verkauft jährlich etwa 300 Boote. Davon geht eingroßer Teil nach Deutschland. Zudem gibt es Exporte nach Schweden,die Schweiz, England sowie in die USA und die Beneluxstaaten.
Der Betrieb in Pouch fertigt seit 1953 Faltboote. Zu DDR-Zeitenproduzierten 65 Beschäftigte pro Jahr rund 7000 Boote. 1991 wurde derBetrieb privatisiert. Heute präsentiert sich die Firma als «gläserneWerkstatt» mit einem Faltbootmuseum für die Besucher. Neben demUnternehmen in Sachsen-Anhalt gibt es in Deutschland noch inRosenheim (Bayern) einen Hersteller von Faltbooten.