1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Folgt auf rauchfrei gästefrei?

Folgt auf rauchfrei gästefrei?

Von Matthias Scheffler 16.01.2007, 17:34

Bitterfeld/MZ. - Denn der Vorstoß durch Gesundheitsministerin Gerlinde Kuppe (SPD) für ein generelles Rauchverbot in Gaststätten Sachsen-Anhalts wirft die Frage auf, wie viele Besucher der Gastronomie des Landes auch in rauchfreien Zeiten die Treue halten werden.

Auf besonderes Interesse stößt diese Frage naturgemäß bei den hiesigen Gastronomen. Da macht der Landkreis Bitterfeld keine Ausnahme. Das Thema bewegt die Berufsgruppe offensichtlich, wobei sich zum jetzigen Zeitpunkt keine einhellige Meinung zu Kuppes Vorschlag und den möglichen Folgen herauskristallisiert.

Ein Grund dafür liegt anscheinend in den zum Teil recht unterschiedlichen Voraussetzungen, welche die Kneipen und Gaststätten vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion mitbringen. Gut gewappnet fühlt sich beispielsweise Gabriele Hager aus Zörbig. Die Inhaberin des Dorotheen-Hofs sieht dem Gesetzesvorhaben gelassen entgegen. "Wir haben das Problem eigentlich schon gelöst. Seit über einem Jahr bieten wir separate Räume für Raucher und Nichtraucher an."

Dies tut Margit Berger in Ramsin auch. Zusätzlichen Optimismus verleiht ihr diese Tatsache allerdings nicht. "Sollte Kuppe Erfolg haben, muss die ,Linde' wohl schließen", mutmaßt Berger. Ihr rauchfreier Raum würde nämlich kaum genutzt. Die meisten Gäste kämen, um in Ruhe ein Bier zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Die Zigarette gehöre dort stets dazu. Gleiches erzählt Torsten Weber über seine Stammkunden. Der Pächter des Wirtshauses "Rübezahl" in Quetzdölsdorf befürchtet das Schlimmste. "Einen Monat könnte ich wohl ohne sie leben. Dann stünde ich vor dem Aus." Dabei gäbe es Alternativen. Etwa ein zeitlich begrenztes Rauchverbot über die Mittagsstunden. "Aber darüber denkt ja keiner nach", meint Weber enttäuscht.

Was nicht ganz stimmt, denn der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) sinnt angestrengt über die Idee aus Magdeburg nach. "Wir schlagen eine schrittweise Reduzierung der Einrichtungen vor, in denen geraucht werden darf", meint Michael Röder, Dehoga-Kreisvorsitzender in Bitterfeld. Er sieht in erster Linie kleinere Lokale und Diskotheken in Gefahr. Sie würde ein entsprechendes Verbot vermutlich am härtesten treffen. "Die völlige Ausgrenzung der Raucher ist aus unserer Sicht die falsche Entscheidung. In dem Falle bleiben sicher etliche Gäste aus."