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Feierliche Verabschiedung Feierliche Verabschiedung: Stets Zeit für die Patienten

Von Iris Lademann 31.03.2004, 17:24

Bitterfeld/MZ. - "Es war aber keine Entscheidung, die ich von einem Tag auf den anderen getroffen habe", sagt der 62-Jährige. Denn schon vor gut einem Jahr habe sich der aus einer Dessauer Arztfamilie stammende Bernward Seeber dazu entschlossen.

Als sechstes von acht Kindern sei aber nicht nur er in die Fußstapfen des damals sehr bekannten Dessauer Internisten, Prof. Seeber, getreten, sondern auch zwei seiner Geschwister. "Ich hatte eine wunderbare Kindheit im Grünen. Alle Freiheit habe ich genossen. Fußball spielen war meine ganze Leidenschaft." Diese Erinnerung zaubert ein glückliches Lächeln auf das Gesicht des Arztes, der in seiner 38-jährigen Tätigkeit rund 10 000 Babys auf die Welt geholfen hat.

Obwohl der Frauenarzt, der sich sein natürliches Naturell auch in schwierigen Zeiten immer bewahrt hat, seit 1966 in Wolfen wohnt und im Krankenhaus tätig war, habe er nie den Kontakt zu seinem Geburtsort verloren. "Seit 50 Jahren treffen wir Jungen von damals uns immer am Karfreitag auf unserem Dessauer Sportplatz zum Fußballspiel. Und das alles ohne Einladung." Noch nie habe der Fußballbegeisterte und seit der Kindheit aktive Sportler ein Match verpasst. Wie der zweifache Großvater es allerdings diesmal auf die Reihe bekommen wird, stehe noch in den Sternen. Denn das jüngste Enkelkind werde genau am Karfreitag ein Jahr alt. Das sei natürlich für den stolzen Opa, der nun wesentlich mehr Zeit mit seinen Enkelkindern verbringen kann, ein echtes Problem.

Rückblickend auf 30 Jahre Laufbewegung gesteht der Gynäkologe, der 1980 promovierte und ab 1993 Chefarzt der Frauenklinik war, dass Sport für ihn immer auch Ausgleich war. Kaum einen Wettkampf habe er ausgelassen. Heute starte er bei den "Veteranenläufen" und gehöre noch immer Union Sandersdorf an. Allerdings zwang ihn ein Skiunfall vor ein paar Jahren dazu, etwas kürzer zu treten.

Das gilt aber nicht für all die anderen Dinge, die sich Dr. Seeber für seinen Ruhestand noch vorgenommen hat. Lesen will er noch ganz viel und im Garten arbeiten, wozu die Zeit bisher immer zu knapp war. Und schöne Jahre noch mit seiner Ehefrau verbringen, die ihre Berufstätigkeit als Physiotherapeutin bereits aufgegeben hat und den Ehemann sowohl in beruflicher als auch sportlicher Hinsicht immer den Rücken freigehalten habe.

Reisen will er außerdem und etwas mehr Zeit für seine "Skatbrüder" haben. Traf man sich bisher einmal im Monat, will man künftig zweimal im Monat zusammenkommen. Einen Termin zu finden, sei nun wohl nicht mehr so das Problem, denn: "Ich bin der letzte aus unserer Runde, der in den Ruhestand geht."

Für die Zukunft wünsche sich Dr. Seeber, dass die Frauenklinik so weiterlaufe, wie es unter seiner Leitung der Fall war. Sorgen mache er sich nicht. Denn in seinem Oberarzt, Dr. Thomas Göthe, der 17 Jahre zum Team gehört, sehe er einen kompetenten Nachfolger. "Ich habe versucht, meine Erfahrungen an meine Mitarbeiter ebenso weiterzugeben, wie meine Maxime. Auch bei Stress sich Zeit nehmen für die Patienten." Das sei zwar nicht einfach, aber überaus wichtig.