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Fahrgäste bleiben fern Fahrgäste bleiben fern: Höherer Putz-Aufwand für Vertrauen in Busunternehmen Vetter in Anhalt-Bitterfeld

Von Tim Fuhse 16.06.2020, 09:43
Seit mehr als drei Monaten tägliche Routine: Veit Nelles desinfiziert die Haltegriffe der Busse des Regionalverkehrs.
Seit mehr als drei Monaten tägliche Routine: Veit Nelles desinfiziert die Haltegriffe der Busse des Regionalverkehrs. André Kehrer

Salzfurtkapelle - Armaturen und Geländer, Fahrerplatz und Ticketautomat. Alles wird abgewischt. Sonst mit herkömmlichem Reiniger auf dem Lappen - jetzt mit Desinfektionsmittel. Seit drei Monaten durchläuft jeder Wagen des regionalen Busunternehmens Vetter Verkehrsbetriebe diese Prozedur, bevor er wieder auf die Linien im ganzen Landkreis startet. So schildert es Fabian Watzke am Telefon. „Die Fahrzeuge werden täglich desinfektiös gereinigt“, erklärt der Kaufmännische Leiter.

Seine Mitarbeiter haben da mittlerweile Routine. Verkehrsunternehmen wie der Busanbieter aus Salzfurtkapelle mussten ihren Betriebsalltag schon mit Beginn der Corona-Pandemie an strenge Hygienevorschriften anpassen. Diese gelten noch immer.

Obwohl die Fallzahlen zurückgehen, behält auch Vetter das verschärfte Reinigungsregime bei. Zusätzlich zum regelmäßigen Desinfizieren herrscht in den Bussen Mundschutzpflicht, außerdem wurden an den Fahrerplätzen Schutzwände eingebaut. Diese Maßnahmen sollen Kunden und Mitarbeiter weiterhin von Infektionen schützen.

Pro Bus investiere man jeden Tag etwa 25 Euro zusätzlich in die Reinigung

Aber: Sie beschäftigen und kosten Vetter auch beträchtlich. „Das ist ein finanzieller Mehraufwand“, bestätigt Watzke. Pro Bus investiere man jeden Tag etwa 25 Euro zusätzlich in die Reinigung. Bei circa 120 Fahrzeugen, die in Anhalt-Bitterfeld unterwegs sind, klettern die Beträge da schnell in den vierstelligen Bereich.

Trotzdem nehme man die Hygienemaßnahmen weiter ernst, versichert Watzke. „Zum einen, weil wir die Fahrgäste schützen wollen“, sagt er. Andererseits aber auch im Sinne der Gesundheit der Mitarbeiter. Deren Einsatz werde öffentlich teils übergangen, findet der Vetter-Mann. Während der Corona-Hochphase sei vor allem die wichtige Arbeit von Ärzten und Pflegern hervorgehoben worden. „Dabei wird vergessen, dass auch die Mitarbeiter im ÖPNV die ganze Zeit durchgefahren sind“, sagt Watzke. Die verschärften Vorschriften habe das Vetter-Personal verständnisvoll angenommen und mitgetragen.

Das Busunternehmen will das Vertrauen seiner Kunden zurückgewinnen

Dass der kaufmännische Leiter den Stellenwert der Hygienemaßnahmen betont, hat aber auch noch einen anderen Grund. Das Busunternehmen will das Vertrauen seiner Kunden zurückgewinnen. Diese nehmen seit Beginn der Pandemie deutlich seltener den Bus. „Leider Gottes haben wir einen deutlichen Fahrgastrückgang zu verzeichnen“, sagt Watzke. Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) sei als infektionsreicher Bereich gebrandmarkt worden - zu unrecht, findet der Vetter-Mann: „Der ÖPNV ist nicht unsicher und er ist auch keine Virenschleuder“.

Das stelle man mit den aufwendigen Hygienemaßnahmen sicher. Gleichzeitig sind die Vorschriften im Busverkehr wohl auch ein Grund dafür, dass Fahrgäste fernbleiben. Die obligatorischen Schutzmasken braucht es im Auto oder auf dem Rad nicht, sie erinnern sichtbar an die Pandemie. Watzke wünscht sich deshalb, das hier mit der Zeit nachgebessert wird. „Für uns wäre es schön, wenn die Maskenpflicht im ÖPNV irgendwann wegfällt“, sagt er. „Das verunsichert die Fahrgäste schon“.

Die anderen Schutzmaßnahmen dürften in den Bussen hingegen nicht so schnell verschwinden. Darauf stellt sich zumindest Vetter ein. „Wir gehen davon aus, dass wir über längere Zeit noch höhere Hygienestandards erfüllen müssen“, sagt Watzke. Aber darin hat man mittlerweile schließlich Übung. (mz)

Busfahrer Marco Schöne
Busfahrer Marco Schöne
André Kehrer