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Etwas weniger Belastung ist das Ziel

Von SILKE UNGEFROREN 14.05.2009, 17:13

BITTERFELD/MZ. - Jeder nach seinen Eindrücken, seinen Erfahrungen.

Um den Austausch von Erfahrungen und Eindrücken ging es auch in einem Pflegekurs, der jetzt mit diesem Thema seinen Abschluss fand: die Betreuung Sterbender und der Umgang mit dem Tod. Jüngst konnten die Teilnehmer viel Wissen mitnehmen über Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung, über erleichternde Pflegetechniken für zu Hause, über Körperpflege und Ernährung von Pflegebedürftigen und vieles mehr. In den jeweiligen Themen-Modulen sollte den Interessenten vor allem gezeigt werden, welche Möglichkeiten es gibt, außergewöhnliche Situationen besser meistern zu können.

Angeboten vom Bitterfelder Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), richtete sich der für die Teilnehmer kostenfreie Kurs vor allem an pflegende Angehörige - aber nicht nur. Hildegard Gonschorek aus Zörbig beispielsweise hat ihn Interesse halber besucht - "als Prophylaxe", wie sie sagt. Schließlich könne man vorher nicht wissen, wie schnell man selbst in solch eine Situation kommen kann: Dass jemand in der Familie pflegebedürftig wird und man ganz plötzlich Entscheidungen treffen muss.

"Mir hat dieser Kurs unheimlich viel gegeben", sagt sie. "Es war sogar ein Pflegebett aufgestellt, wo wir selbst probieren konnten, wie man am besten mit einem Kranken umgeht, ihn richtig lagert oder aufsetzt." Auch was ernährungstechnisch möglich ist, wenn jemand nicht mehr richtig schlucken kann, hat sie gelernt. Und, so betont sie: "Nicht zu unterschätzen sind bei all dem auch die rechtlichen Aspekte. Gerade in der heutigen Zeit ist es äußerst wichtig, sich mit Dingen wie Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung oder Erbrecht auseinander zu setzen."

Wie schnell sie ihr erlangtes Wissen auch schon weitervermitteln kann, hätte sie dabei nicht gedacht. Eine Freundin kam plötzlich in besagte Situation, pflegt ihre Mutter. "Sie kommt oft und fragt mich und ist sehr froh über meine Ratschläge, denn ihr Tag ist jetzt voll ausgefüllt."

Welchen Belastungen pflegende Angehörige ausgesetzt sind, könnten nicht Betroffene oft gar nicht einschätzen, sagt Dagmar Körbs. Sie weiß darum, ist Schwester bei der DRK-Sozialstation in Pouch und hat in Vorbereitung des Kurses auch die Ausbildung zum Pflegeberater absolviert - gemeinsam mit Schwester Birgit Maaß von der DRK-Sozialstation in Steinfurth. Beide haben die einzelnen Module dann auch geleitet.

Wie solch ein Kurs neben der Wissensvermittlung auch zur moralischen Stütze werden kann, erzählt ein anderer Teilnehmer. Der Mann pflegt seit zwei Jahren seine demenzkranke Frau und hat die Grenzen der Belastbarkeit schon oft gespürt. Einmal im Monat fährt er deshalb zudem zu einem Treffen von Angehörigen nach Dessau, bei dem auch Ärzte anwesend sind. "Für einen Mann ist es wohl noch schwieriger, mit all dem klar zu kommen, sich neben der Frau auch noch um alles andere wie Haushalt, Wäsche und so weiter kümmern zu müssen. Wir sind ja da meist unerfahrener." Trotz Unterstützung von Kindern und anderen Verwandten: Menschen, die ebenfalls betroffen sind, könnten vieles einfach besser nachvollziehen. "Und man merkt, dass es einem nicht allein so geht, manche sogar noch schlimmer dran sind als man selbst es ist."

Dieses offene Reden miteinander, der Austausch, das gegenseitige Verstehen - auch Maritta Heyder ist froh, sich für die Teilnahme am Kurs entschieden zu haben. Die Wolfenerin hatte guten Kontakt zu einem Bekannten, der pflegebedürftig war. Hat ihn auch begleitet auf seinem letzten Weg. "Ich konnte einiges an Emotionen mitnehmen, wie man sich in bestimmten Situationen am besten verhält, was man sagt oder tut", erzählt sie.

Die Belastungen, die ein Pflegender zu bewältigen hat, wird man ihm nie abnehmen können. "Aber wir können vielfältige Lösungswege aufzeigen, wie so manches einfacher zu bewältigen ist", hatte Ilona Rothe, die Sachgebietsleiterin für Soziales beim DRK, zur Kurseröffnung gesagt. Deshalb ist auch schon für September ein nächster geplant, Details dazu sollen rechtzeitig bekannt gegeben werden.