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Ein ganzer Ort feiert bis in die Nacht

Von ULF ROSTALSKY 30.08.2009, 15:48

PRUSSENDORF/MZ. - "So etwas wie wir hat doch wirklich nicht jeder zu bieten", freut sich Silvia Trautmann, die Vorsitzende des Heimatvereins Strengbachaue Spören-Prussendorf. Sie denkt dabei nicht allein an die Vereinsvielfalt im Ort. Für sie zählt auch der Schulterschluss zwischen Prussendorf und Spören zu den Besonderheiten des Fleckens Erde mit dem heute alles dominierenden Landgestüt. "Wir lassen uns nur durch den Strengbach trennen", beschreibt die Vereinschefin den Zusammenhalt. "Das ist eine politische Botschaft", fügt sie resolut hinzu.

Das Geburtstagskind Prussendorf ist eines von 14 Ortsteilen der Stadt Zörbig. Auf seine Eigenheiten könne es stolz sein. Die Identität solle es wahren, meint Bürgermeister Rolf Sonnenberger (parteilos), der zum großen Festumzug am Sonnabend selbst ins Kostüm geschlüpft war.

200 Mitwirkende gingen auf Tour. Die Strecke von Prussendorf nach Spören und zurück maß mehr als vier Kilometer. "Ein ganzes Stück Weg", wusste auch Silvia Trautmann. Doch der Zug mit Bildern aus Geschichte und Gegenwart sollte schon alle Ecken der Gemeinde passieren und dabei so viele Einwohner wie möglich erreichen.

Mit von der Partie waren Fußballer und Feuerwehrleute, Obstbauern und Treckerfahrer. Nicht zu übersehen war aber auch die Abordnung aus Reppichau. Der dortige Förderverein hat sich Eike von Repgow gewidmet, dessen Leben auch Prussendorfer Geschichte streifte.

Nicht nur, dass der Schöpfer des Sachsenspiegels einst praktisch in der Nachbarschaft auf dem Quetzer Berg Recht gesprochen haben soll. "Sein Name taucht wie der von Prussendorf das erste Mal vor 800 Jahren in Urkunden auf", weiß Silvia Trautmann. Erich Reichert, Chef des Reppichauer Vereins und am Sonnabend als Eike von Repgow unterwegs, hatte große Namen der Geschichte dabei. Bischof Wichmann, Heinrich I. "Wir sind gern hier dabei, wollen mit unseren historischen Kostümen dem Umzug eine eigene Note geben", bekräftigt Reichert und war am Ende auch nur einer von vielen in der bunten Feierkarawane.

An deren Spitze marschierte die Cösitzer Schalmeienkapelle, in den Zug eingereiht hatten sich aber auch Pferdegespanne, ein betagter Omnibus und knatternde Mopeds. Ihren runden Geburtstag feierten die Prussendorfer mit guten Freunden, nicht jedoch mit großen Stars. Alles sei handgemacht, betonten sie und freuten sich über den Tanzabend für die reifere Generation, die Disko für die Jugend, auf Reitvorführungen im Gestüt und einen Exkurs in die Geschichte.

Den gab es im Kellergewölbe des Gutes. Historische Ansichten rückten hier in den Mittelpunkt, auch Geschichten aus längst vergangener Zeit. Von Mühlen und Schützenkönigen war die Rede. Aber auch von jenen Jahren, als in Prussendorf das Versuchsgut der Martin-Luther-Universität beheimatet war.