Ehrensache Ehrensache: Ausruhen ist später

Halle (Saale)/MZ. - Im Halbdunkel der Beyersdorfer Kirche kommt Benny Berger nicht aus dem Tritt. Der 31-Jährige kennt sich aus im Gotteshaus. Er zeigt auf den Taufstein, die Patronatsloge. "Dort in der Glasscheibe ist der Name Schmidt eingeritzt." Die Sprosse der Gutsbesitzer haben Spuren für die Ewigkeit hinterlassen. Schmidt, wo doch im Zusammenhang mit Beyersdorf eher der Name Golf die Runde macht?
Die Frage ist Wasser auf Bergers Mühlen. Er ist begeistert von regionaler Geschichte, möchte wissen, was in seinem Wohnort und der Nachbarschaft geschehen ist in längst vergangener Zeit. "Weiße Flecken ausfüllen", sagt der Verwaltungsfachwirt über sein Faible für die Historie. Die Leidenschaft hat ihn bekannt gemacht. Berger hat allerhand Informationen und Geschichten zusammengetragen, Festschriften zum Beyersdorf-Jubiläum zu Papier gebracht, ist die Chronik des MZZ-Briefdienstes angegangen.
Benny Berger ist engagiert. "Aber ich bin nirgends allein. Da gibt es so viele andere, die auch mittun." Der Wahl-Beyersdorfer sagt das für den Förder- und Interessenverein Beyersdorfer Kirche und Umgebung, dem er seit dessen Gründung im Jahr 2009 angehört. Als Teil eines großen Ganzen sieht er sich auch im Philatelistenverein 1950 Zörbig und im Förderverein NaturKinder Abenteuerland Quetzdölsdorf, selbst wenn er in beiden Vereinen der Vorsitzende ist. Benny Berger ist auch Mitglied im Zörbiger Sportverein, in der Weimarer Goethegesellschaft, im Organisationsteam "1000 Jahre Schrenz". Die Liste ließe sich ohne Probleme noch fortsetzen.
Die Frage nach dem Warum erklärt der rührige junge Mann auf seine Art. Er sammle schon immer gern Briefmarken, liebe die Geschichte, habe große Freude am Schreiben. Da sei es nicht ungewöhnlich, auch in die jeweiligen Vereine und Interessengruppen hineinzurutschen. Und dort bringe er sich eben gern ein. "So einfach ist das."
Benny Berger sieht sich nicht in der Rolle des Außergewöhnlichen. Wieder spricht er davon, dass andere Leute auch mit Eifer bei der Sache sind. Der Wahl-Beyersdorfer hat allerdings die Öffentlichkeit als Podium gewählt. Seine Nachforschungen zur regionalen Geschichte sind bewusst nicht für die heimische Stube gemacht. Berger präsentiert sie oft in größerer Runde und freut sich, wenn Leute aufspringen auf den Zug in die Geschichte. "Ich bin froh, wenn sie mit mir reden, ihr Wissen mitteilen." Die Geschichte des Juliushofes hat er zu ergründen versucht, die Spuren der Rittergutsbesitzer Golf verfolgt. Klar hätten gerade zu Beginn seiner Arbeit einige Leute Zweifel gehabt ob seines Alters. "Aber heute sind sie dabei, lesen die Festschriften und Aufzeichnungen, erinnern sich." Das hilft, die Zahl der weißen Flecken in der regionalen Geschichte zu verringern.
Briefmarken und Geschichte sind dennoch nicht die einzige Leidenschaft des Mannes, der einen ganzen Stapel seiner Arbeiten in die Beyersdorfer Kirche mitgebracht hat. Er schreibt auch gern Gedichte: nachdenkliche, spaßige. Einfach solche, die zur jeweiligen Gemütslage passen. Ziele? Da überlegt Benny Berger nicht lange. Er blickt auf die Beyersdorfer Kirche und hofft, dass es dem Förderverein gelingt, das Gotteshaus als Zentrum des Ortes zu erhalten.
"Am 9. September zum Tag des offenen Denkmals gibt es wieder eine Führung", betont er und präsentiert gleich ein weiteres Vorhaben. "Eine große Reise mit der ganzen Familie machen." Dass dafür, für Freunde und Bekannte Zeit bleibt, steht für Berger außer Frage. "Papier ist geduldig, kann auch mal einen Tag liegen bleiben."