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Vorerst letzte Pinselstriche Die Kirche in Gossa ist nach langer Arbeit wieder rundherum schick

Immer wieder nahmen Handwerker die Gossaer Christophoruskirche in Beschlag. Jetzt setzte Malermeister Matthias Pohl die vorerst letzten Pinselstriche.

Von Ulf Rostalsky 13.05.2021, 09:00
Der Innenraum der Kirche in Gossa: Hier werden die Emporen mit neuer Dielung versehen.
Der Innenraum der Kirche in Gossa: Hier werden die Emporen mit neuer Dielung versehen. (Foto: Thomas Ruttke)

Gossa - Groß, spektakulär und damit Gewohntes vom Kopf auf die Füße stellend: Solche Bauarbeiten hat es auch in der Christophoruskirche in Gossa gegeben. Vor mehr als einem Jahrzehnt zum Beispiel, als das Dach neu gedeckt worden war. Oder als Glaskünstler Jochem Poensgen mit einzigartigen Fenstern für eine neue, ganz andere Atmosphäre sorgte.

Was jetzt geschah, ist vor diesem Hintergrund eher klein. „Aber für die Gemeinde ist es etwas wirklich Wichtiges“, sagt Pfarrer Albrecht Henning. Denn nun ist das romanische Gotteshaus aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts rundherum schick. Fertig und bereit, Besucher zu empfangen, Ort der Stille und für Gottesdienste zu sein.

Optisch und praktisch ist die Gemeinde in der Kirche weit vorangekommen

Malermeister Matthias Pohl hat gerade die letzten Pinselstriche an der Tür gesetzt, durch die es in den Kirchenanbau aus den 1960er Jahren und von dort in die historische Kirche mit ihrer Zuberbier-Orgel aus dem Jahr 1781 und den drei wohl in der Mitte des 13. Jahrhunderts entstandenen Putzritzzeichnung geht. Auch die schwere Eichentür zur eigentlichen Kirche ist aufgefrischt. Optisch und praktisch ist die Gemeinde in der Kirche weit vorangekommen.

Denn Pohls Arbeit ist der Schlusspunkt unter eine 50.000?Euro teure Frischzellenkur, zur der die komplette Sanierung des Kirchenanbaus gehörte. Fußboden und Fenster sind neu, Barrieren wurde beseitigt. Gemeinderaum und Kirche selbst sind nun auch für Rollstuhlfahrer oder mit Rollator deutlich besser als bisher zu erreichen.

Der romanische Bau aus dem 13. Jahrhundert ist  saniert.
Der romanische Bau aus dem 13. Jahrhundert ist saniert.
(Foto: André Kehrer)

Das freut Albrecht Henning. Schließlich wird die Kirche so für einen noch größeren Personenkreis erschlossen. Aber, sagt er, die scheinbar kleinen Arbeiten haben die Gemeinde einmal mehr an die Grenzen des Machbaren gebracht. Zwar unterstützten die Landeskirche mit 25.000?Euro und der Kirchenkreis Wittenberg mit 19.000 Euro die Arbeiten.

Für die Gemeinde blieben aber immer noch 7.000 Euro Eigenanteil

Für die Gemeinde blieben aber immer noch 7.000 Euro Eigenanteil, die erst einmal zusammenkommen mussten. „Wir haben es zusammen geschafft“, erklärt Albrecht Henning und schwärmt von der kleinen Kirche, die so viel zu erzählen hat und auf deren Emporen man sich jetzt auch wieder deutlich besser bewegen kann. Im 17. Jahrhundert wurden die angebaut.

Und zwar ganz offensichtlich ohne große Rücksicht auf die flächendeckenden Ritzzeichnungen im Kircheninnern. Die Holzkonstruktion verdeckt zum Teil die große Ritzzeichnung des Heiligen Christophorus. „Und nun hatte auch an ihr der Zahn der Zeit so sehr genagt, dass dringend etwas getan werden musste“, erzählt der Pfarrer. Der Dielenboden war einfach nicht mehr zu erhalten, wurde ausgetauscht und farblich an die seit Jahrhunderten bestehende Konstruktion angepasst.

Die Glocke der Gossaer Kirche war einst mit Nazisymbolik geschmückt worden

Die Gossaer Kirche ist wieder ein Schmuckstück. Doch es gibt noch etwas Arbeit. Die Gemeinde hat sich entschlossen, zwei neue Glocken gießen zu lassen. Die größere der beiden soll den Namen Versöhnungsglocke tragen und den Ersatz für das seit geraumer Zeit schweigende Exemplar aus dem Jahr 1934 bilden. Damals war die Glocke auch mit Nazisymbolik geschmückt worden.

Malermeister Matthias Pohl
Malermeister Matthias Pohl
(Foto: Maul)

Aus Respekt vor den Opfern wird sie nun nicht mehr geläutet. Außerdem planen die Gossaer Christen mit einer ganz kleinen, der sogenannten Christophorusglocke. Die soll den Dreiklang im Gotteshaus perfekt machen. „Aber bis dahin dauert es noch einige Zeit“, sagt Pfarrer Albrecht Henning.

Die große Glocke wird 15.000 Euro kosten, die kleine dürfte mit ersten Schätzungen zufolge mit 9.000 Euro zu Buche schlagen

Wieder einmal geht es auch um das Thema Geld. Die große Glocke wird 15.000 Euro kosten. Die kleine dürfte mit ersten Schätzungen zufolge mit 9.000 Euro zu Buche schlagen. Außerdem braucht es eine ordentliche Aufhängung in einem sanierten Glockenstuhl.

„Wir werden vermutlich die zwei- oder dreifache Summe aufbringen müssen“, meint der Pfarrer, kann aber schon erste Erfolge verbuchen. Landeskirche und Kirchenkreis haben 25.000 Euro zugesichert. „Spenden sind aber dennoch gern gesehen.“ (mz)