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Der Molch hat Lust auf Weibchen

Von HEIDRUN HEIDECKE 28.04.2009, 16:16

HOLZWEISSIG/MZ. - Molche sind in noch größerem Maße Grenzgänger zwischen den Elementen als andere Amphibien. Im Frühling kommen sie aus ihren feuchten Verstecken an Land, um sich wieder in ein Wasserwesen zu verwandeln. Ihre trockene, etwas warzige Haut wird schleimig. Beiden Geschlechtern wächst ein Flossensaum vom Rücken bis zum Schwanz - bei den Männchen bunt und prächtig: blau und orange leuchtet das Männchen.

Markiert Revier im Tümpel

Aber nicht nur die Farben sollen das Weibchen betören, sondern auch der Duft. Der Molchmann markiert sein Revier im Tümpel mit Duft - mit Petersilienaroma! Wenn ein anderes Molchmännchen in das abgesteckte Revier eindringt, kommt es zu beeindruckenden Turnieren.

Die Tiere beriechen sich an Kopf, Flanken und Schwanz, spreizen ihren Flossensaum und stoßen sich in die Seiten, drehen sich im Kreis. Manchmal verbeißen sie sich ineinander. Der Unterlegene flieht, der Turniersieger geht auf Brautschau. Teichmolche haben eine gute Nase und so erschnuppert er die Auserwählte und fächelt ihr Petersilienduft aus seiner Kloake (dem gemeinsamen Ausgang von Darm und Geschlechtsorganen) zu. Wenn dieser Sexuallockstoff die Auserwählte erweicht, beginnt das Weibchen mit der Schnauze zu schubsen. Das ist die wesentliche Berührung zwischen beiden und geht direkt dem Höhepunkt voraus. Das Männchen beginnt am ganzen Köper zu zucken und setzt ein gallertartiges Paket ab. Obenauf haftet ein kleiner milchweißer Stift, der die Spermien enthält.

Das Weibchen kriecht dieses Spermienpaket hinweg und nimmt es mit seiner Kloake auf. Wer den Begriff des "Lustmolchs" geprägt hat, kann offensichtlich nur wenig über die Paarung der Molche gewusst haben. Diese indirekte Methode der Samenübertragung ist nicht nur nicht prickelnd sondern auch nicht besonders effizient. Nur in etwa der Hälfte der Fälle gelingt sie.

Auch wenn man das beschriebene Schauspiel nur selten beobachten kann - denn es spielt sich in der Dunkelheit ab - findet es viele tausend Mal in den flachen Zonen von Ludwigsee, Zöckeritzer See, im Sonnental und in kleineren temporären Goitzsche-Gewässern ab. Dies ist umso faszinierender, als viele dieser Bereiche bis vor wenigen Jahren eine trockene "Wüste" waren. Im Rahmen einer Forschungsarbeit konnten jedoch vor zwei Jahren auf einer Strecke von wenigen hundert Metern über 100 Teichmolche auf ihrem Weg vom Winterquartier zum Gewässer im Sonnental gezählt werden.

Nächtliche Kartierung

Während des wissenschaftlichen Monitorings, das ehrenamtlich von Experten durchgeführt wird, können bei der nächtlichen Kartierung im Licht der Taschenlampe regelmäßig die Molche bei ihrem Liebesspiel beobachtet werden.

Erst im Sommer verlassen sie dann die Goitzschegewässer und verbringen den Rest der warmen Zeit in den lichten Wäldern oder Gebüschstrukturen. Zum Überwintern verkriechen sie sich unter Wurzeln und in anderen Hohlräumen, die feucht sind. Dabei legen sie zwischen Wasser und Landlebensraum maximal 500 bis 1 000 Meter zurück - für einen kleinen Molch ein weiter Weg.

Damit sich die Molche in der Goitzsche heimisch fühlen, darf das Wasser nicht zu sauer sein - ein Grund, warum der Paupitzscher See von Molchen gemieden wird. Außerdem muss es Wasserpflanzen geben, damit die Weibchen ihre Eier daran ablegen können - und genug zu fressen für die Larven. All dies erfüllen auch einige der neuen Überschwemmungsflächen.