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Collegienstraße Collegienstraße: Selbst nach Flut und Euro bessere Umsätze

Von Madlen Züchner 17.09.2003, 14:26

Wittenberg/MZ. - Dort, wo vor einigen Wochen noch Scharen von Touristen flanierten, stehen jetzt Bauzäune, hinter denen Bagger die Straße in einen Sandkasten verwandeln und Anschlüsse legen. Teile der Collegienstraße sind eine einzige Baustelle.

"Unsere Kunden bedauern uns wegen dem Krach vor der Tür", erzählt Cornelia Apelt vom Süßwarengeschäft "Chocolata". "Im Moment könnte ich den Laden ständig putzen, so viel Dreck kommt hier rein." Das kann sich die Verkäuferin des Lebensmittelgeschäfts nicht leisten. So stehen, wie in vielen anderen Geschäften der Collegienstraße, Wisch-Eimer und Kehrblech schon bereit, wenn es wieder heißt: "Da ist Bodo mit dem Bagger und der baggert noch."

"Wir schließen schon die Türen, aber dann denken die Kunden, dass wir geschlossen haben", sagt Elke Leupold, Verkäuferin im Taschengeschäft "New Bags". Früher standen vor der Ladentür Präsentationsständer mit bunten Taschen, Portemonnaies oder Socken. Heute bietet ein ein Meter breiter Fußweg Platz für einen Rollstuhlfahrer, aber nicht für neue Taschenangebote. "Wir hoffen, dass die Straße bald fertig ist und die Touristen wieder durch die Stadt schlendern können", so die Verkäuferin. Sie lässt verlauten, dass auch der Umsatz zurück gegangen sei.

Auf der anderen Straßenseite sieht es nicht viel besser aus. Hier ist zwar der Fußweg etwas breiter, aber dieser strotzt genauso vor Sand und Unebenheiten. Trotzdem stehen vor dem Haus der Geschenke "Kimstädt" Waren vor der Tür. "Wir mussten uns was einfallen lassen, sonst bleiben uns die Kunden ganz aus", verrät Karin Blümner, Inhaberin. "Und so hängen wir nun einige Spielsachen an den Bauzaun." Not macht erfinderisch, aber eine Lösung ist das natürlich nicht. "Es fehlen einfach die Übergänge über die Straße. Wer einmal drüben ist, kommt so schnell nicht auf die andere Seite", meint ihr Mann Klaus Blümner. Er ärgert sich über die Bauarbeiter, da die vorherige Truppe in Schichten bis 22 Uhr gearbeitet habe, am Donnerstag aber "schon um vier Uhr der Hammer fällt. Kein Wunder, dass die Straße nicht fertig wird." Ehefrau Karin ist der Meinung, dass die Stadt Wittenberg den Gewerbetreibenden finanziell entgegen kommen sollte.

Selbst Sylvana Schinke vom Mega Foto, die sich über Stammkundschaft nicht beklagen kann, spricht von einem Umsatzrückgang um die Hälfte. "Es fehlt uns einfach die Laufkundschaft. Die schlendernden Touristen, die von einem Geschäft zum nächsten flanieren." Über den Schmutz und den Lärm beschwert sie sich weniger. "Ab und zu muss man zwar schreien, aber es ist noch zu ertragen." Ein paar Geschäfte weiter sieht es auch nicht so rosig aus. "Der Lärm ist nicht so dramatisch, aber ich habe schlechtere Umsätze als zur Euro-Einführung und nach dem Hochwasser", beklagt Birgit Gänsicke vom "Bijoux Brigitte". Die Geschäftsfrau trägt es mit Humor: "Dann muss ich mir halt einen Bauchladen umbinden und mich auf den Markt stellen."

Ein Ende der Strapazen scheint in Sicht. Die 300 000 Euro teure Oberflächensanierung soll Ende November fertig sein, nicht wie erwartet zum Reformationstag am 31. Oktober. "Naja, Hauptsache ist doch, dass Wittenberg schöner wird", so Tischlermeister Klaus Winkler.